Pantha Du Prince - Black noise

Rough Trade / Beggars / Indigo
VÖ: 05.02.2010
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Rabimmel, rabammel, rabumm

Fieldrecordings haben Tradition in der elektronischen Musik. Flughafendurchsagen, unter Schuhen zerknackende Glassplitter, ein aufschnappendes Sturmfeuerzeug, singende Wale, röhrende Hirsche, Regenrauschen oder das Kreischen einer Bremse - kein Geräusch, das nicht schon aufgenommen und in ein Techno-, House- oder Ambientstück eingeflochten worden wäre. Matthew Herbert fügte "Bodily functions" seinerzeit sogar komplett aus Körpergeräuschen zusammen. Auch Henrik Weber alias Pantha Du Prince hat es für sein neues, drittes Album "Black noise" zum Geräuschesammeln hinaus in die Natur gezogen. Und bereits die ersten Sekunden lassen erahnen, dass Webers Körbchen bei der Rückkehr aus den Schweizer Bergen randvoll mit Sounds gewesen ist.

Ein Mofa und zahlreiche andere, weniger eindeutige Klänge eröffnen über einem sirrenden Drone "Lay in a shimmer", gehen über in ein feines Klingeln, das wie von Glühwürmchen durch den Raum getragen wird, ehe nach fast zwei Minuten endlich ein brummender Bass das Kommando übernimmt. Dieses Windspiel feinster Glöckchen, klackernde Hölzchen wie von einer tanzenden Marionette und zahllose andere, nicht zu ortende Geräusche liegen auch über dem Rest von "Black noise". Mikroskopisch kleine Klangeinheiten, die wie Staubteilchen durch die Luft fliegen und sie leise flimmern lassen. "The splendour" etwa ist in ein beständiges Knirschen, Knacksen, Knurpseln und Knistern eingehüllt.

War die Detailverliebtheit der Sounds in weniger überbordender Form auch schon auf den bisherigen Alben präsent, so ist die Arbeit mit echtem Gesang ein Novum bei Pantha Du Prince. Und so darf Noah Lennox alias Panda Bear dem beständigen Schaben, Kratzen und Rauschen von "Stick to my side" auf gewohnt extravagante Art und Weise Flügel verleihen, bevor Weber Im Mittelteil ein paar geradlinigere Tracks wie das federnde, noch am ehesten dem Dancefloor zugeneigte "A nomads retreat" einbaut. Im letzten Albumdrittel aber spaziert er dann doch wieder mit dem Glöckchenorchester namens "Bohemian forest" fröhlich durchs Gebirge, bis "Welt am Draht" auf schwerelosen, einander umkreisenden Stimmen heranschwebt, die den Track in ein gleißendes Licht tauchen. Das entrückte "Im Bann" wiederum kombiniert verhallte Akustikgitarren mit leisem Donner und Blätterrascheln.

Der unangefochtene Höhepunkt von "Black noise" aber ist das abschließende "Es schneit". Eine Glocke läutet wahnsinnig vor Angst um Hilfe, der tief brummende Bass und die klagende Synthielinie lassen jedoch ahnen, dass es keine Rettung gibt. Die Flammen lodern bereits aus dem Dach, fressen sich den Weg durch das lichterloh brennende Haus, von dem am nächsten Morgen nichts weiter als ein Haufen verkohltes Holz übrig sein wird. Oder ein Haufen Schutt von der Wallfahrtskirche St. Bartholomä auf dem Cover, wenn diese dereinst von den Gebirgsmassen zermalmt und begraben werden sollte. Dann wäre es vorbei mit der Idylle. Wie mit Weber, der nach einem nahezu perfekten Album wie "This bliss" eigentlich einen Schlussstrich ziehen und sich anderen Projekten hätte widmen sollen. Gott sei Dank hat er sich dann von Rough-Trade-Chef Geoff Travis doch zu "Black noise" überreden lassen - sonst hätte man vielleicht nie erfahren, wie ausnehmend gut dunkles Hamburger Technobummbumm zu Glöckchengebimmel von der Schweizer Alm passt.

(Harald Jakobs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Stick to my side
  • Welt am Draht
  • Im Bann
  • Es schneit

Tracklist

  1. Lay in a shimmer
  2. Abglanz
  3. The splendour
  4. Stick to my side
  5. A nomads retreat
  6. Satellite snyper
  7. Behind the stars
  8. Bohemian forest
  9. Welt am Draht
  10. Im Bann
  11. Es schneit
Gesamtspielzeit: 70:16 min

Im Forum kommentieren

musie

2011-05-12 08:16:50

eine sehr schöne und treffende rezi des remix albums, wie ich finde. ich schreib das besser jetzt, im jahrespoll kann ich mich dann nicht mehr daran erinnern...

Bonzo

2011-03-25 13:35:04

@ schwarzer Lärm

War jetzt auf den Echo-Gewinn bezogen.

08:50 ist ein Fake.

wrz

2011-03-25 13:08:45

Ist mir zu weiß die Musik. Keine Seele, kein Gefühl.

Bonzo

2011-03-25 08:50:01

Türlich. :O

schwarzer Lärm

2011-03-25 08:49:07

@Bonzo: meinst du das ernsthaft?

@moi: danke.
Öhh, vier mal Stick to my side?? Glaub das ist nicht als Album zum so Durchhören gedacht :/

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