Delphic - Acolyte

Chimeric / Cooperative / Universal
VÖ: 29.01.2010
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bitte ein Beat

Was war noch gleich Elektro-Rock? Ach ja, das Zeug mit den dicken Beats, den fiepsenden Synthesizern und den sprechenden T-Shirts. Die Sau, die vor zwei Jahren durch die Club getrieben wurde, ist aber längst noch nicht geschlachtet. In der Tradition von Daft Punk und Justice bollert es noch immer aus den Boxen. Rock und Dance rückten sich in den ausgehenden Nullern schon dermaßen auf die Pelle, da dürfen in den Zehnern die Grenzen auch schon mal ganz verschwinden. Zuständig dafür fühlen sich Delphic mit ihrem Debüt "Acolyte", und weil Ewan Pearson (M83, The Rapture, Ladytron) mit im Studio stand, hyperventilieren Spex und Musikexpress schon mal provisorisch.

Das rockübliche Vorbereiten klanglicher Dramen mit den Mitteln einer Elektropop-Band beherrscht der Vierer aus Manchester hervorragend. Delphic kitzeln aus ihren Synthesizern nervöse Klingeleien hervor, die prima zu den aufgescheuchten Nu-Rave-Zappelgrooves von "Doubt" passen. Überall glitzert und zwirbelt irgendetwas. Auf den befreienden Höhepunkt wartet der Zuhörer aber oft vergeblich, und das kann wie beim episch gemeinten Titelstück schon mal fast neun Minuten dauern. Wenigstens vergisst die Band vor lauter Breakbeats den Zug zum Ohr nicht: Delphic haben viele anschmiegsame Melodien dabei, wie sie Polarkreis 18 nicht von der Eisschollenkante schubsen würden.

Natürlich sind Songs wie das dezent pumpende "This momentary" überaus fachkundig arrangiert, wenn auch manchmal etwas überbelichtet. "Red lights" ist zum Beispiel ein klassischer Elektropopper, der ganz viele Effekte mitschleppt, die unbedingt von heute sind, aber nicht unbedingt weiterhelfen. Die quietschbunten Leuchtstäbe aus den Clubs sind den Neonröhren der Achtziger ja auch nur in der individuellen Mitschleppbarkeit überlegen. Weil Delphic aber auch das Thema "Rock" für sich beanspruchen, darf im Opener "Clarion call" Matt Cocksedges Gitarre Kerben in den Groove hauen, und in der opalisierenden Debütsingle "Counterpoint" passt das U2-Geschrammel zum allgemeinen Wabern.

Delphic trimmen ihre Songs mit Pearsons Hilfe bis zum Anschlag auf Hymne. Dafür lagern sich immer noch mehr Klangschichten über James Cooks ohnehin schon hohe Gesänge, was die allgemeine Uneindeutigkeit noch steigert. Delphics unentschlossene Genrezugehörigkeit spiegelt sich nämlich auch im harmlosen Songwriting wieder. Das kopfstimmige Pathos lässt lediglich Raum für ein Abziehbildchen von echten Gefühlen. Kennt noch jemand The Beloved? Nur dann, wenn die Trance-Beats auf die Vier gehen, bleibt Luft nach oben. "Acolyte" ist zu saftlos für den Rave, aber auch zu hibbelig für den Chillout danach. Nichts Halbes und nichts Ganzes.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Clarion call
  • This momentary
  • Counterpoint

Tracklist

  1. Clarion call
  2. Doubt
  3. This momentary
  4. Red lights
  5. Acolyte
  6. Halcyon
  7. Submission
  8. Counterpoint
  9. Ephemera
  10. Remain
Gesamtspielzeit: 51:41 min

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  • Delphic (37 Beiträge / Letzter am 26.01.2013 - 11:02 Uhr)