
Vampire Weekend - Contra
XL / Beggars / IndigoVÖ: 08.01.2010
Urlaubsantrag
Die haben Nerven. Da ist gerade die in den USA "holiday season" genannte Zeit um den Jahreswechsel herum vorbei - ein Begriff, der im übrigen klingt, als dürfe dort niemand außerhalb dieser paar Wochen freinehmen - schon tauchen Vampire Weekend auf. Blinzeln bestens gelaunt aus ihren Liegestühlen, machen den gutsituierten Mädels in Markenpoloshirts schöne Augen und versprühen die sonnigste Ferienstimmung, die man sich vorstellen kann. Nicht nur auf dem programmatisch benannten Song "Holiday". Wer will, kann jetzt weiter mürrisch aufs trübe Winterwetter stieren und den mentalen Mittelfinger ausstrecken. Oder aber sich von der sommerlichen Unbeschwertheit von "Contra" anstecken lassen und erst einmal quer durch die Wohnung hüpfen.
Was nach spätestens drei Songs kein Problem mehr darstellen dürfte. Man merkt es bereits: Vampire Weekend haben einen mal wieder im Sack. Zumal die New Yorker im Opener "Horchata" auch zur kalten Jahreszeit von fruchtigen Erfrischungsgetränken singen, während im Hintergrund vielfältige Percussions scheppern, die Keyboards fröhlich vor sich hinklöppeln und Ezra Koenig mopsfidel seine Texte herausjauchzt. Und da inzwischen der größte Rummel um das Quartett als fehlendes Bindeglied zwischen den Strokes und Paul Simons "Graceland"-Album abgeebbt ist, lädt diese Platte ein, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Ganz so wild ist das alles nämlich gar nicht.
Denn statt sich ständig an Koenigs näselndem Gesang aufzuhängen und eine riesige neue Ethno-Welle zu prophezeien, nur weil jemand ein paar exotischere Schlaginstrumente ins Studio schleppt, sollte man Vampire Weekend auch auf ihrem zweiten Album als das nehmen, was sie nun einmal sind. Vier an gemäßigtem Garagenrock und groovebetontem Post-Punk geschulte Jungs aus gutem Hause, die aus Überdruss an handelsüblichen metrischen Mustern gerne einmal Afrobeat und komplexere Rhythmen in ihre Songs schmuggeln. Und dem Hörer ansonsten auch mit Streichern, Kontrabass und elektronischen Kapriolen ein seliges Grinsen aufs Gesicht zaubern.
Das erwähnte "Holiday" hopst aufgeregt durch die Gegend, empfiehlt sich mit tonlos schrubbenden Gitarrenlicks und stets schritthaltenden Keyboards direkt als legitimer Nachfolger des Pogohits "A-Punk" und balgt sich scherzhaft mit der Vorabsingle "Cousins". Statt übers "Oxford comma" wird danach über "California English" sinniert, während die Rhythmusgruppe im Takt des "Cape Cod Kwassa Kwassa" rumort. Autotune auf dem Gesang und Lachgas-Elektronik künden außerdem davon, dass Rostam Batmanglij nach der heliumverseuchten "LP" seines Projektes Discovery nun auch bei seiner Hauptband mehr zu melden hat. So unvorbereitet wie der Erstling trifft einen das alles natürlich nicht mehr. Dafür haben Vampire Weekend aber hörbar Spaß am Aufpolieren ihres typischen Sounds, den ihnen so schnell auch niemand nachmachen wird. Ganz gleich, wie viel Urlaub man sich nimmt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Holiday
- California English
- Cousins
- Giving up the gun
Tracklist
- Horchata
- White sky
- Holiday
- California English
- Taxi cab
- Run
- Cousins
- Giving up the gun
- Diplomat's son
- I think ur a contra
Im Forum kommentieren
jo
2024-03-29 11:28:46
Sehe ich auch so. So toll!
Mr. Orange
2024-03-29 00:52:33
„White Sky“ natürlich bester Song der Band. Unbeschreiblich gut. Höhepunkt ihres Schaffens.
AliBlaBla
2024-03-28 13:40:28
An Tagen wie diesen eine 10/10, finde ich...
Mein Lieblingsalbum von VW!
Hanswurst 2011
2011-10-03 02:05:09
Hammeralbum!
The Devil
2010-08-07 11:49:53
Jetz mal ehrlich: Wenn da eine signierte Erklärung vorliegt, dass man das Bild verwenden darf - warum sollte dann überprüft werden, ob die Unterschrift echt ist? Denke die Dame hat keine Chance. Wenn überhaupt, dann wohl eher gegen den Fotografen, der die Unterschrift "gefälscht" haben soll. Aber die Publicity wird ihr sicher gut tun.
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