Within Temptation - An acoustic night at the theatre

Columbia / Sony
VÖ: 30.10.2009
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Neu arrangiert

Eigentlich müssten die Bretter, die bekanntermaßen die Welt bedeuten (und nein, provisorisch zusammengedroschene Festivalbühnen sind hiermit nicht gemeint), das naturgemäße Ambiente für eine Band wie Within Temptation sein. Dort, wo sonst ausgebreitete Arme und große Gesten herrschen, sollte der Bombastkitschsymphoniegoth der Niederländer am besten zur Geltung kommen. Wenn denn nicht bereits vor Jahresfrist eben jenes Stilmittel auf "Black symphony" mit großem Orchester längst überreizt worden wäre. Also Stecker raus. Weg mit den hochflorigen Synth-Teppichen, durch die Sängerin Sharon den Adel üblicherweise schreitet. Sondern Klavier, Cello, Geige als Begleitung, dazu die dringend nötigen Änderung in den Arrangements. Nur: Kann das bei einer Band, die den Bombast geradezu verkörpert, wirklich funktionieren?

Durchaus. Nehmen wir einmal das der herrlich düsteren Ouvertüre "Towards the end" folgende "Stand my ground". In vollem Ornat auf "The silent force" unter pappiger Produktion und Sample-Overkill leidend, verleihen Klavier und Akustikgitarrenriffs dem Song endlich den Rahmen, den er verdient. Und Sharon den Adel zeigt, dass sie, wenn sie nicht gerade ihre Stimme ins wasweißichwievielgestrichene C treiben muss, eine sehr gute Sängerin sein kann.

Dass hier balladeske Töne überwiegen, dürfte naheliegend sein. Mit der Gefahr, zwischendurch in die Belanglosigkeit abzudriften. Doch Within Temptation gelingt der Geniestreich, Anneke van Giersbergen als Gastsängerin für "Somewhere" zu bewegen. Mutig, denn den Adel muss ihr ganzes Können aufbieten, um auf dieser zum Niederknien ergreifenden Ballade nicht in Grund und Boden gesungen zu werden. Was im Übrigen auch Keith Caputo nicht schafft, der wie bereits auf der Studioversion "What have you done" durchaus gefühlvoll begleiten darf.

Und doch fehlt etwas, um "An acoustic night at the theatre" zu einer herausragenden Glanztat zu machen. Auch wenn die Songs einen wahrhaft würdigen Rahmen erhalten, wäre ein wenig mehr Mut bei der Auswahl das I-Tüpfelchen gewesen. Warum zum Beispiel wurde vom Durchbruch-Album "Mother Earth" nur "Caged" ausgewählt? Wo bleiben dessen Titelstück oder "Ice queen"? Angst vor dem radikalen Neu-Arrangement kann es nicht sein, denn zu Beginn gelingt Within Temptation genau dies eindrucksvoll. Stattdessen musste mit "Utopia" ein völlig belangloses Schlagerpop-Nümmerchen hinzugezogen werden, welches hoffentlich nicht die zukünftige Marschroute der Band anzeigt. Denn bis auf diese letzten drei Minuten zeigen die Herrschaften tatsächlich, dass weniger oft mehr ist. Weshalb sich auch der Hörer mit ihrer Musik neu arrangieren kann.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Towards the end
  • Stand my ground
  • Somewhere
  • What have you done

Tracklist

  1. Towards the end
  2. Stand my ground
  3. Caged
  4. All I need
  5. Frozen
  6. Somewhere (feat. Anneke van Giersbergen)
  7. The cross
  8. Pale
  9. What have you done (feat. Keith Caputo)
  10. Memories
  11. Forgiven
  12. Utopia (feat. Chris Jones)
Gesamtspielzeit: 53:05 min

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