
30 Seconds To Mars - This is war
Virgin / EMIVÖ: 04.12.2009
Die Albtraumfabrik
30 Seconds To Mars schreiben keine Songs mehr. Sie schreiben Entschuldigungen. Für den flächendeckenden Einsatz von Kinderchören im Popsong des 21. Jahrhunderts. Für Modern-Rock-Pathos an der Grenze des Zumutbaren. Für elektronisch aufgesprengselte Power-Hymnik im Fünf-Minuten-Format. Die Band vertropft ihr überamerikanisch leidendes Testosteron mit einer Selbstverständlichkeit und Breitarmigkeit, dass selbst Scott Stapp anerkennend von seinem Berg herunterlächelt. Die Musik, die 30 Seconds To Mars nicht erst mit dem Kajal-umrandeten Mainstream von "This is war" zwischen AFI und My Chemical Romance aus dem Boden stampfen, ist ein Abgesang: Was hier noch die Reste von echtem Gefühl oder Authentizität sind, vermag man angesichts dieses auf Jugendkultur gestriegelten und gebürsteten Produkts nicht mehr auszumachen. Dieses Album ist der Sieg des Designs über den Inhalt. Was positiver gemeint ist, als es klingt.
Das Selbstbewusstsein dieser Band möchte man jedenfalls haben: Über jeder Sekunde von "This is war" thront die Geste der zum Himmel gereckten Faust, Songs wie "Kings and queens", der Titeltrack oder "Hurricane" strecken das Radio-Prinzip auf bis zu fünf Minuten. Die bombastische Produktion trägt immer ein bisschen zu dick auf, wenn das Queen-Drumming von "Vox populi" im erhabenen Powerrock versinkt oder "Search and destroy" New Wave und Hall-Effekt predigt. Die quasi-religiöse Qualität des Emo walzt die Truppe um (Ex-)Schauspieler Jared Leto auf 60 Minuten aus und verklärt so überschwänglich und leidenschaftlich das Klischee von metrosexuellen Alpha-Rockern. Selbst die Piano-Ballade "Alibi" dient noch dazu, den einzigartigen Moment zu stilisieren. "Stranger in a strange land" dagegen gibt sich kraftvoll-entrückt als technoider Depeche-Mode-Zögling der eigenen Emotionalisierung.
Über allem steht der große Betrug, den der Schauspieler Leto auch anderswo zu Kunst macht: Das Gefühl ist bei 30 Seconds To Mars nicht echt, es dient als Werkstoff für Vermarktbares. Das hat zwar durchaus seine lichten, wenn auch theatralischen Momente, hinterlässt aber einen schalen Nachgeschmack, gegen den man nicht anproduzieren kann. Geradezu mathematisch auf Linie gebracht wirkt das ganze Leiden und Flehen spätestens bei durchschnittlichen Songs wie "Closer to the edge" - und die nimmt man Leto am Ende einfach nicht ab. 30 Seconds To Mars haben sich eingerichtet in ihrer MTV-Music-Awardigkeit, sie stehen an vorderster Front der Traumverkäuferei. Dafür kann man sie lieben oder hassen - einige gute Hooks und Refrains muss man ihnen aber in beiden Fällen zugestehen. Hier gibt es Musik, die den freien Fall feiert. Und dabei völlig den drohenden Aufprall vergisst, der unweigerlich darauf folgen muss.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Kings and queens
- This is war
- Vox populi
Tracklist
- Escape
- Night of the hunter
- Kings and queens
- This is war
- 100 suns
- Hurricane
- Closer to the edge
- Vox populi
- Search and destroy
- Alibi
- Stranger in a strange land
- L490
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MopedTobias (Marvin)
2014-03-16 21:04:17
Wer überschätzt den denn bitte^^? Also als Musiker. Als Schauspieler ist er schon recht stark, dass muss man ihm lassen.
MAXIMAN
2014-03-16 19:56:41
meine hassband. jared leto ist einer der überschätztesten menschen der welt.
manfredson
2014-03-13 13:46:18
Was für ein Quatsch. Erstens hat er das Konzert nicht "gestürmt", sondern wurde von Leto selbst auf die Bühne gebeten, und zweitens war das eine geplante Aktion für Circus HalliGalli, von der, wenn überhaupt, gerade mal Klaas zuerst nichts wusste.
Supergeil
2014-02-28 20:21:11
Klaas stürmt 30 Seconds to Mars Konzert: Jared Leto rastet aus!
http://www.viva.tv/news/46297-klaas-sturmt-30-seconds-to-mars-konzert-jared-leto-rastet-aus
pop unknown
2014-02-25 11:04:31
Heute endlich in der O2 World in Berlin, freu mich drauf. :)
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