Cerys Matthews - Don't look down

Rainbow City / Groove Attack / Rough Trade
VÖ: 23.10.2009
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Der Drahtseilakt

Licht an. Im strahlenden Hell präsentiert sich die Manege. Bei jedem Schlag wirbelt ein wenig Staub auf, und die Spannung ist zum Blasenplatzen gedehnt. Bisher kam nur Kinderkram. Pudel, die durch Feuerreifen sprangen und sich hinter Öfen verkrümelten, Ponyreiten für die Kleinen und auch ein Elefant, der ganz artig in die Hocke ging für ein Zuckerstückchen. Doch dann tritt Cerys Matthews an. Hoch oben unter dem Dach des Zeltes macht sie sich bereit, den Menschen vom Alltagsallerlei zu erzählen. Meine Damen und Herren, Trommelwirbel!

Die Nummern steht sie ohne Blessuren durch und bietet einige nette Einlagen. Wenn im Opener ein sehnsuchtvolles "Nobody said it was easy" über das Beige der Manege fliegt. Da weht ihr zu Beginn gleich ein Wind unter das Schirmchen, der die Nummer aber nie gefährdet. Die Zuhörer haben nicht einmal den Atem angehalten. Auch in "Smash the glass" wird das Geeier auf dem Drahtseil zwar sympathisch, aber nie spannend. Zum Glück gibt es aber auch im modernen Zirkus die Möglichkeit, einen Souffleur zu verstecken. Immer wieder kommen aus den Lücken kleine Arrangements, die sich verspielt geben, etwa in "A captain needs a ship". Da wird auch endlich Cerys Matthews wieder wach und verlässt sich auf das Können vom Rest. Mut zum Risiko kann das aber trotzdem nicht genannt werden.

Aber bei kleinen Momenten, etwa wenn unten der August zu Matthews hoch schmachtet und sie ihm ein kleines Lied herunter singt, zeigen sich die Zuschauer gerührt. Das steigert sich dann ein wenig hoch und ist leider viel zu schnell wieder vorbei. Ohne doppelten Boden, den eine allzu steife Produktion spannt, würde mehr Spannung aufkommen. An keiner Stelle verliert die Ex-Catatonia-Frontfrau die Contenance, aber das würde es brauchen, um Leben rein zu bringen. Alles putzig und gut, aber es bleibt das Gefühl das schon hundert Mal gehört zu haben, achtzig Mal schlechter, zwanzig Mal besser. Die Nummer ist eben schon alt.

Textlich wagen sich die Wörter nicht einmal in die Manege. Sie bleiben hinter der Piste und drängen sich nicht ins Rampenlicht. Dabei könnten sie sich ruhig öfters in den Vordergrund spielen, um ein wenig von der faden Hauptvorstellung abzulenken. Dafür sind sie aber zu naiv und ängstlich, trauen sich kaum über Befindlichkeitslyrik hinauszuposaunen. Ein paar Höhepunkte bleiben im Hinterkopf, aber am Ende können sich doch wieder nur alle an den Elefanten mit dem Zuckerstück erinnern. Auf "Don't look down" sind es kleine Momente, die Sympathie wecken. Trotzdem wird nicht klar, ob das gerade eine lauschige Varieté-Nummer war oder doch nur Provinz-Zirkus.

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Arlington way
  • Smash the glass
  • Oranges to Florida

Tracklist

  1. Arlington way
  2. Into the blue
  3. Aeroplanes
  4. Spider & the fly
  5. It's what's left (that makes it right)
  6. Smash the glass
  7. Salutations
  8. A captain needs a ship
  9. Evelyn
  10. Oranges to Florida
  11. Heron
  12. Through a glass
Gesamtspielzeit: 41:41 min

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