Lynyrd Skynyrd - God & guns

Roadrunner / Warner
VÖ: 25.09.2009
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Mia san mia

Deutschland und die USA sind sich eigentlich näher, als man zunächst denken könnte. Betrachten wir dazu einmal die jeweiligen Südstaaten. Das beginnt mit dem tendenziell sonnigeren Wetter und endet mit dem Gebrauch eines Idioms, welches bei konzentriertem Hinhören der entsprechenden Muttersprache zumindest zu ähneln scheint. Nicht zu vergessen natürlich die mindestens konservative Weltanschauung, die die jeweilige Bevölkerung in weiten Teilen pflegt.

Der wertkonservative Southern Rock von Lynyrd Skynyrd passt dazu natürlich wie die Faust aufs Auge. Denn natürlich können die älteren Herren, für viele immer noch überraschend nicht aus Alabama, sondern aus Florida, problemlos in Kneipen bestehen, in denen beiderlei Musik gespielt wird. Im Unterschied zu unser aller Lieblingsrotnacken Ted Nugent allerdings haben die Herren um das letzte noch verbliebene Gründungsmitglied Gary Rossington dies bislang jedoch eher selten raushängen lassen.

Und so darf denn auch "Still unbroken" mit dicker Hose behaupten: "Guess I've lost everything I had / I'm not dead, at least not yet / Still alone, still alive / Still unbroken." Ein würdiger Opener, der Lynyrd Skynyrd zunächst einmal frischer denn je zeigt, was in mindestens ähnlichem Maße für die folgenden Songs gilt. Vor allem die Heimweh-Hymne "Southern ways", mitkomponiert vom früheren Marilyn-Manson-Gitarristen John5, erfreut mit Slide-Guitar und gewisser Anlehnung an den Überhit der Band schlechthin.

Die solcherlei vertonte Dämmerung scheint sich im Anschluss jedoch aufs Songwriting niedergeschlagen zu haben. Wie sonst kann es sein, dass "Unwrite that song" nicht nur irgendein Titel, sondern eine dringende Bitte an die Verantwortlichen ist? Und wie kann es sein, dass die Herren bei "That ain't my America" wie quengelige alte Sturköpfe klingen, die nicht mehr auf die Reihe bekommen, dass sich die Welt geändert hat? Im Klartext: Mit diesem reaktionären Geschwurbel schafft man es ins Nachtgebet der finstersten Rednecks, aber nicht in die Ruhmeshalle des Southern Rock.

Wenn dann auch noch rotzdreist behauptet wird "God and guns / Keep us strong / That's what this country / Was founded on", dann möchte das soeben verspeiste Abendessen ganz schnell wieder den Weg an die Außenwelt antreten. Schade um den wunderbar groovenden Song, eine Instrumentalversion wäre ein echtes Highlight gewesen. Doch gemeinsam mit dem anschließend belanglosen Restprogramm bleibt der schale Eindruck einer polarisierenden, viel zu selten elektrisierenden Platte. Zu Vinylzeiten hätte "God & guns" eine famose A- und eine schlimme B-Seite vorweisen können. Die hätte auf dem Plattenteller liegen können, ohne umgedreht werden zu müssen. All summer long.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Still unbroken
  • Simple life
  • Southern ways

Tracklist

  1. Still unbroken
  2. Simple life
  3. Little thing called you
  4. Southern ways
  5. Skynyrd nation
  6. Unwrite that song
  7. Floyd
  8. That ain't my America
  9. Comin' back for more
  10. God and guns
  11. Storm
  12. Gifted hands
Gesamtspielzeit: 49:34 min

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