Strike Anywhere - Iron front
Bridge Nine / SoulfoodVÖ: 09.10.2009
Der Nachschlag
Eigentlich komplett unnötig, dieser Text. Jedem, der sich bis hierher durchgeklickt hat, wird das sicher schon aufgefallen sein: Dies ist eine Platte, die auf einem Label erscheint, das schon aus Prinzip keine schlechten Platten erscheinen lässt. Dies ist zudem eine Platte, die von einer Band stammt, über die man bis heute nichts Schlechtes sagen konnte. Oder gar schreiben. Strike Anywhere sind nämlich die Punkband, in der man früher gerne selbst gespielt hätte: so integer, man müsste ihnen das Rückgrat brechen, um sie aus der Bahn zu werfen. So bissig, man müsste sie an die Leine nehmen. "Produzenten-Koryphäe" Brian McTernan habe den "melodischen High-Energy-Hardcore der Kerle mitreißender und ausgereifter denn je eingefangen", floskelt der Promo-Waschzettel. Man will gar nicht wissen, wie viele Flecken sich dieser McTernan dabei eingefangen haben muss.
Denn "Iron front" ist ein Strike-Anywhere-Album wie die meisten anderen: vollgepackt mit kleinen Zwei- und Dreiminütern, die groß Stimmung machen. Die entweder Anti-Globalisierung, Anti-Unterdrückung, Anti-Rassismus, Anti-Überhaupt oder alles davon zusammen sind. Gesungen werden sie von einem Mann in Dreadlocks namens Thomas Barnett, dessen Mittelfinger den Spitznamen Jello Biafra trägt. Und gespielt werden sie von einer Band, die die Spielregeln kennt: Wer "Dagegen!" schreit, kommt um so besser, wenn er nicht gleichzeitig "Ja!" zu Major-Label, Groß-Industrie und weichgespülten Powerchords sagt. Rückgrat, wie gesagt.
Dabei gibt es auf dieser Protest-Platte aus einem Gesamt-Katalog an Protest-Platten richtig was zu feiern: Hymnen wie "Hand of glory" machen Strike Anywhere auch die meisten Berufungs-Kollegen nicht nach, die mit ihren Hit-Singles Fernseh-Kanäle und Warped-Tour-Slots verstopfen. Die Tempo-Nummern auf diesem Album geben Gas, wie Punkrock Gas geben sollte. Sie hetzen Hoppel-Schlagzeug und Schredder-Gitarren über Takte, die wohl tatsächlich nur ein Mann mit Fronterfahrung wie Brian McTernan einfangen kann - wenn überhaupt, Herr Waschzettelschreiber.
Gleich in "Omega footsteps" poltern Strike Anywhere rücklings in ein Stück DIY-Punk, das einem Dischord-Sampler entgangen sein könnte. Und schlagen die Brücke zu ihren Anfangstagen. Ihre erste Platte "Change is a sound" stellten Strike Anywhere nicht für dreizehn neunundneunzig in den Media Markt, sondern unter anderem ins Internet - für lau. Plattentests.de unterbewertete mal wieder sträflich, der Verantwortliche löffelt bis heute die Pilzrahmsuppe von Günter Netzer aus. "Iron fist" ist fast so gut wie "Change is a sound". Hoffen wir für den Bewerter diesmal das Beste.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Failed state
- Hand of glory
- Omega footprint
Tracklist
- Invisible colony
- I'm your opposite number
- South Central beach party
- Failed state
- Hand of glory
- The crossing
- Spectacular
- Blackbirds roar
- Omega footprint
- Summerpunks
- First will and testament
- Western scale
- Postcards from home
Referenzen
Spotify
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