Bigelf - Cheat the gallows

Powerage / Soulfood
VÖ: 25.09.2009
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die große, bunte Bigelf-Show

"Hereinspaziert, meine Damen und Herren! Kommen Sie näher! Kommen Sie näher und erleben Sie Attraktionen über Attraktionen, wunderliche Dinge aus aller Herren Länder, wagemutige Akrobatik, gefährliche Tiere, zauberhafte Kunststücke. Syd Barrett springt durch den Feuerring! Ozzy Osborne balanciert - selbstverständlich ohne Netz - auf dem Hochseil! Roger Waters wirft mit Messern auf - oder besser neben - Robert Plant! Ritchie Blackmore und John Lord klemmen sich ihre roten Clownsnasen vors Gesicht und stolpern über ihre riesigen Füße. Und mitten in der Manege steht Zirkusdirektor Freddie Mercury mit einem wahnsinnigen Grinsen und lässt das Zelt in grellen Farben explodieren. Eine Show, die Sie nicht verpassen dürfen!"

Show? Klar, das sind alles nur Schauspieler und Artisten in Kostümen. Schnauzbart und Überbiss, schon steigt Freddie aus dem Grab. Und mit einer blonden oder schwarzen Löwenmähne auf dem Kopf sieht jeder von weitem aus wie Robert Plant oder Ritchie Blackmore, solange er nur auf einer Bühne steht und laute Rockmusik spielt. Bigelf bieten also eine Show, genauer: die "Gravest show on earth". So schallt es laut und mit Bläsern unterlegt aus dem Retro-Rock-Zirkuszelt, als wir uns auf Plattentests.de-Klassenfahrt in die Schlange an der Kasse stellen. "Money, it's pure evil", will uns der Mann hinter der Scheibe dann verklickern. Die Band spielt dazu Pink-Floyd-Arrangements mit einem Rattenschwanz aus verzerrten Gitarren. Also tauschen wir unser böses Geld gegen zwei Eintrittskarten, erste Reihe. Kaum haben wir mit unseren vier Buchstaben Platz genommen, öffnet sich der Vorhang zum dramatischen "The evils of rock & roll". Sägespäne wirbeln uns in die Augen, als die halbe Geschichte der Rockmusik dröhnend an uns vorbei galoppiert.

Und dann sind wir mittendrin in der Kunstwelt von Bigelf. Echt ist hier nichts, Spaß macht es aber trotzdem. "No parachutes" verknüpft Queen mit einem dicken Joint, "The game" zitiert Pink Floyds "Have a cigar" mit der Brechstange: gleiche Stimmlage, ähnlicher Refrain. Und bei "Hydra" klingen Bigelf mehr nach Black Sabbath als Black Sabbath selbst seit mindestens "Master of reality". Die Wandlungsfähigkeit der Band ist sicherlich auf ein kleines Spektrum begrenzt, aber innerhalb dieser Grenzen imitieren Bigelf ihre Vorbilder bis zur Perfektion - und liefern eben einfach eine gute Show ab. Also taumeln wir nach einer knappen Stunde schweißgebadet, zugedröhnt und mit einem Fiepen im Ohr aus dem Zirkuszelt zurück in die Realität, während ein paar Meter weiter vorne der Schreihals schon für die nächste Vorstellung wirbt: "Hereinspaziert, meine Damen und Herren!"

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Blackball
  • The game
  • Counting sheep

Tracklist

  1. Gravest show on earth
  2. Blackball
  3. Money, it's pure evil
  4. The evils of rock & roll
  5. No parachute
  6. The game
  7. Superstar
  8. Race with time
  9. Hydra
  10. Counting sheep
Gesamtspielzeit: 56:48 min

Im Forum kommentieren

Analog Kid

2020-11-12 01:04:01

Hey, gibt ja sogar n Strang und zwei Rezensionen hier.

War wohl etwas harsch im Albumthread, die hier ist ja eigentlich völlig geil. 8/10 mindestens.
Die Rezi triffts eigentlich gut. Macht total Spass. Natürlich alles Klischee hoch zehn, aber echt gut gemacht. Etwas plakative Texte zwar wieder, aber egal, eine extra Tube Glamrock boostet den Sound hier nochmal jenseits von over the top.
Bemerkenswert auch dass die dieses Retrorock-Ding ja schon seit Mitte der 90er durchziehen, als das ja noch alles andere als ein Trend war.

jeetkundo

2010-02-02 18:26:09

unglaublich gutes Album. Kann Bonzo nur Recht geben! ich würde sogar 9 von 10 sagen ... ohne übertreiben zu wollen!

Genau,

2010-01-08 16:22:32

dann freut man sich nämlich umso mehr auf die Tour:

01.02.2010 - Hamburg - Logo
02.02.2010 - Berlin - White Trash
03.02.2010 - München - 59:1
04.02.2010 - Köln – Luxor

http://www.myspace.com/bigelf

Recht hat er...

2009-10-21 16:13:31

... der Bonzo.

Unbedingt mal rein hören in die Platte, zumindest wenn man irgendwas mit 70er Musik anfangen kann.



Bonzo

2009-10-16 23:47:11

2 Punkte zu wenig. Geiles Album.

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