Strung Out - Agents of the underground
Fat Wreck / SPVVÖ: 25.09.2009
Die Untergrundvermittler
Als Strung Out ihr erstes Studioalbum auf Fat Mikes damals noch jungem Label veröffentlichten, war Deutschland noch amtierender Fußball-Weltmeister und gerade dabei, sich bei der Titelverteidigung in den USA zu blamieren. Der Bundeskanzler hieß Helmut Kohl, die Währung D-Mark und Raider erst seit kurzem Twix. 1994 war das. Ob damals wohl jemand zu prognostizieren gewagt hätte, dass es Strung Out 15 Jahre später immer noch geben würde, und dass die Band dann zu den hochgeschätzten Pionieren im Punk-Metal-Crossover zählen würde? Wohl kaum. Umso erstaunlicher, dass das Quintett lebendiger denn je ist und auf seinem siebten Album völlig zu Recht den Status als ungekrönte Könige des Untergrunds abfeiern darf. Eine Million verkaufte Tonträger und eine über Jahre gewachsene loyale Fanbasis – und das alles ohne die geringste Unterstützung durch die Mainstream-Musikindustrie – sprechen eine deutliche Sprache.
"Agents of the underground" präsentiert sich als konzentrierte Bündelung aller im Laufe der Jahre herausentwickelten Strung-Out-Merkmale. Die Energie und das teils halsbrecherische Tempo des Westcoast-Punk trifft auf technisch anspruchsvolles Metalriffing mit frickeligen Gitarrenleads und -soli. Die unspektakuläre, aber enorm eindringliche Stimme von Jason Cruz fügt sich perfekt in dieses aggressive Soundkonstrukt ein. So praktizieren es Strung Out seit Jahren, und dafür lieben sie ihre Fans. Wer Spaß und Blödeleien geboten bekommen will, geht auf ein NOFX-Konzert. Wer ernsthafte Musik hören will, die sich mit ernsten Themen auseinandersetzt, für den bilden Strung Out seit jeher eine verlässliche Größe.
Das Jubiläumsalbum zum zwanzigjährigen Bandbestehen wird wohl nicht als ihr bestes in Erinnerung bleiben. Dafür sind ein paar der Songs, ohne dabei schlecht zu sein, ein wenig zu unauffällig. Zwar gibt es mit dem mächtigen Opener "Black crosses", dem mitreißenden "The fever and the sound", dem melodiösen "Vanity" sowie mit "Dead spaces", das den Hörer gegen Ende der Platte nochmal richtig durchrüttelt, einige Highlights und künftige Konzertfavoriten zu vermerken. Aber dieses Niveau halten Strung Out leider diesmal nicht über die volle Albumlänge. Bei Liedern wie "Nation of thieves" oder "Ghetto heater" bleibt einfach zu wenig hängen. Aber wenn man ehrlich ist, ist das eigentlich nur nebensächlich. Viel wichtiger ist doch, dass es Strung Out noch gibt und dass sie zum wiederholten Male erfolgreich den Beweis antreten, dass Punkrock sowohl musikalisch als auch textlich anspruchsvoll sein kann. Seit 1994 machen die das nun schon. Und sie machen es hoffentlich noch sehr lange.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Black crosses
- Vanity
- Dead spaces
Tracklist
- Black crosses
- Carcrashradio
- The fever and the sound
- Heart attack
- Vanity
- Ghetto heater
- Agents of the underground
- Nation of thieves
- Jack knife
- Dead spaces
- Andy Warhol
Referenzen
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