Megadeth - Endgame
Roadrunner / WarnerVÖ: 11.09.2009
Aufs Fell gebrannt
Einen Hang zur Verschwörungstheorie hatte Dave Mustaine ja schon immer. Ob nun "Hangar 18" oder "Psychotron", die Wahrheit war für den Megadeth-Bandkopf irgendwo da draußen. Auch beim Hintergrund für "Endgame" mag man zunächst an eine fixe Idee glauben: Demnach wird die wenig zimperliche amerikanische Abschiebebehörde dazu ermächtigt, im Notfall ganze Bevölkerungsgruppen in so genannte "Retention camps" zu sperren und notfalls mit Gewalt außer Landes zu bringen. Oder unter die Erde, whatever. Klingt völlig abstrus, scheint aber in der Tat ein Plan des Department of Homeland Security zu sein. Nachzulesen zum Beispiel hier.
Vielleicht hat Mustaine aber auch nur zu viel South Park geguckt, hasst peruanische Panflöten-Bands und albträumt von haushoch gewachsenen Meerschweinchen-Fellmonstern. Derart an den Haaren herbeigezogen oder nicht: Auf jeden Fall ist es ein gefundenes Fressen für Mustaine, der darüber im Titeltrack ein bitterböses und erschütterndes Zukunftsbild der USA zeichnet. Zu diesem Zeitpunkt ist der Hörer allerdings bereits sturmreif geschossen - und das von einer Band, deren Chef seinen dritten oder vierten Frühling erlebt. Denn wenn etwas an "Endgame" nachprüfbar stimmt, dann die Tatsache, dass Megadeth hier zu einer Großtat ausholen.
Einen Einstieg mit einem Instrumental hatte es es letztmalig bei "So far, so good... so what!" gegeben, und auch 21 Jahre später ist "Dialectic chaos" die Ausholbewegung für den darauf folgenden Tritt in den Allerwertesten. "This day we fight!", keift Mustaine und liegt dabei richtiger, als er selbst wohl für möglich hielt. Denn mit wenigen Riffs holen sich Megadeth all die Sympathien zurück, die sie mit Graupenplatten wie "Risk" verloren hatten. Es bedurfte wohl eines neuen, kongenialen Gitarristen wie Chris Broderick (ehemals Nevermore), um Dave Mustaine zu derartigen Leistungen anzutreiben.
Denn ob nun das donnernde "44 minutes" oder das melodische "Bodies left behind" - hier jagt ein großes Riff das nächste. Längen sind dank der kompakten Spielzeit nicht zu finden, und wer beim Mattenschüttler "How the story ends" nicht selig lächelnd an längst vergessene Zeiten denkt, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Nur hat Mustaine es damals nicht gewagt, zwischendurch ein paar Akkorde auf der Akustischen zu klimpern. Wie Hohn mutet es deshalb an, wenn er in Interviews ankündigt, nach dem nächsten Album seine Karriere beenden zu wollen. Hätte man ihm vor 10 Jahren noch ein beleidigtes "Und tschüss!" hinterhergeworfen, steht heuer die Frage im Raum, wozu Mustaine und Begleitband noch imstande sind. "Endgame" jedenfalls darf in die Reihe der ganz großen Megadeth-Alben wie "Countdown to extinction" einsortiert werden.
Highlights & Tracklist
Highlights
- This day we fight!
- 44 minutes
- Bodies left behind
- Head crusher
Tracklist
- Dialectic chaos
- This day we fight!
- 44 minutes
- 1,320'
- Bite the hand that feeds
- Bodies left behind
- Endgame
- The hardest part of letting go... sealed with a kiss
- Head crusher
- How the story ends
- Nothing left to lose
Referenzen
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