
Bela B - Code B
BPX 1992 / Columbia / SonyVÖ: 02.10.2009
Der B-weis
Es mag sich im Zusammenhang mit einem erklärten Vampir- und Horrorfilmfreak zwar seltsam anhören, aber: Bela B steht auf der Sonnenseite des Lebens. Der Mann kann von sich behaupten, vieles richtig gemacht zu haben. Als Stehschlagzeuger und Sänger mit den Ärzten hat er eine zwar von manch biederem Zeitgenossen belächelte, aber ungemein erfolgreiche Karriere hingelegt. Nebenbei hat er auch als Schauspieler überzeugt, zuletzt gar in einer Nebenrolle in Tarantinos neuestem Streifen. Dank seiner Verdienste konnte es sich Herr B gar noch erlauben, für sein erstes Soloalbum "Bingo" Charlotte Roche und Lee Hazlewood als Gastmusiker zu verpflichten. Man könnte also sagen, er hat's geschafft. Wie schlägt sich also ein solch verdienter Rockstar, der niemandem mehr etwas beweisen muss, die Zeit tot? Tja, er nimmt ein Album auf, dem man diese Tatsache leider anhört.
Dabei beweist der Herr mit dem tiefen Organ auf "Code B" eigentlich, wie schon auf dem Solodebüt, dass seine Stimme außerhalb des ewigen Vampirkontextes durchaus zu gefallen weiß. Auch die Gitarrenarbeit des gelernten Drummers ist aller Ehren wert. Dass Bela B zudem wiederum pfiffige Gastfeatures an Land gezogen hat – neben Punklegende Chris Spedding sind diesmal St. Pauli-Abwehrspieler Marcel Eger am Schlagzeug und die französische Filmdiva Emmanuelle Seigner als Duettpartnerin am Start – verspricht theoretisch einen Heidenspaß. Theoretisch deshalb, weil sich die Realität leider anders und größtenteils trist anhört.
Denn, mal ehrlich: Die Daseinsberechtigung eines völlig überflüssigen, breitbeinigen Ich-bin-wieder-da-Statements wie es der Opener "Rockula" abgibt, konnte schon Ärzte-Kollege Farin Urlaub auf "Am Ende der Sonne" nicht hinreichend begründen. Kaum besser ist die Single "Altes Arschloch Liebe", mit der Bela B dem Schlagergenre bedrohlich nahe kommt. Da helfen auch so furchtbar böse Aussagen wie "Liebe, du alte Scheiße" nichts mehr. "Ninjababypowpow" und "Bobotanz" klingen nicht nur vom Titel her bescheuert, und "Onenightstand" schunkelt konzentriert dreieinhalb Minuten ziellos vor sich hin. Mit "Als wir unsterblich waren" leistet sich Herr B dann gar ein plumpes Selbstplagiat, klingt die Melodie doch zu 90% nach "Als ich den Punk erfand" vom Ärzte-Album "Geräusch".
Angesichts solch fader Lieder wünscht man sich eine Zeitmaschine herbei, um Bela B in die Ära zurückzubeamen, in der er und die Ärzte noch charmante, witzige Pop-Punk-Musik schrieben. "Code B" klingt stellenweise etwa so interessant wie eine Elefantenrunde ohne Schröder: Man hört gerne mal rein, aber unterhaltsam oder gar umwerfend ist das nicht. Zwar bietet das Album vor allem in den ruhigeren Songs auch einige gelungene Momente, etwa beim atmosphärischen Seigner-Duett "Liebe und Benzin". Auch "Dein Schlaflied" weiß zu gefallen, obwohl Bela hier schon arg nach Peter Maffay klingt. Doch den mauen Gesamteindruck hübschen auch die paar weniger eintönigen Songs nicht mehr auf. "Code B" beweist, dass Dirk Felsenheimer ohne die Ärzte nur die Hälfte wert ist. Da ist es ja gut, dass er niemandem mehr etwas beweisen muss.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Liebe und Benzin
- Dein Schlaflied
Tracklist
- Rockula
- Geburtstagsleid
- In-diesem-leben-nicht (feat. Chris Spedding)
- Altes Arschloch Liebe
- Schwarz/weiss (feat. Marcel Eger)
- Onenightstand
- Ninjababypowpow (feat. Chris Spedding)
- Hilf Dir selbst
- Bobotanz
- Liebe und Benzin (feat. Emmanuelle Seigner)
- Als wir unsterblich waren
- Nein!
- Dein Schlaflied
- The Wahrheit (feat. Alessandro Alessandroni)
Im Forum kommentieren
embele
2009-11-09 07:21:08
Bela B hat definitiv einen Kult-Bonus. Textlich hätte er sich tatsächlich mehr ins Zeug legen können, dann wäre "Code B" ein richtig supergutes Album geworden. Ich finde die Bewertung von 2/10 für die lyrische Seite aber total fehl am Platz. Musikalisch ist das Album absolut gelungen, es ist abwechslungsreich, lehnt sich gut an Bela's musikalische Vorlieben an und wartet mit witzigen Ideen auf. Alles in allem gebe ich dem Album eine 7,5/10, weiß aber auch, daß der Kollege Urlaub mit seinem letzten Album "Die Wahrheit übers Lügen" klarer Favorit ist.
afromme
2009-11-08 23:01:24
...dem Bernhard würd ich halbwegs zustimmen.
"Halbwegs", weil ich auch musikalisch kein Stück über 6/10 gehen würde. Textlich passt die 2/10 schon ganz gut. Macht summa sumarum 4/10, eher Tendenz runter.
Ist so eine leidenschaftslose Rumdudelei irgendwie.
bernhard.
2009-10-08 13:45:57
meine meinung ist, dass das neue album musikalisch wesentlich besser ist als "bingo", textlich aber so ziemlich jeder song einfach unter aller kanone ist..
musikalisch würd ich dem ganzen ne 7/10 geben, textlich ne 2/10...
highlights sind "geburtstagsleid" und "liebe und benzin"
†
2009-10-08 13:39:58
80 % bei laut.de
♥
2009-10-08 12:49:24
auch wenn die musik immer verzichtbarer wird, ich liebe ihn trotzdem.
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Referenzen
Surftipps
- http://www.bela-b.de/
- http://www.myspace.com/belabmyspace
- http://de.wikipedia.org/wiki/Bela_B.
- http://www.bela-farin-rod.com/
- http://www.laut.de/wortlaut/artists/b/b_bela/
- http://www.omdb.info/index.php?option=com_omdb_musicdatabase&task=show_band&id=5335
- http://www.lastfm.de/music/Bela%2520B.?ac=bela%20b
- http://www.abendblatt.de/hamburg/persoenlich/article1195962/Aerzte-Drummer-Bela-B-singt-Schlaflied.html
- http://www.podcast.de/episode/1373188/Bela_B._-_28.09.2009l
- http://www.upc.at/upclive/news/society/2090/20907443.html?entryId=2352023
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