Basement Jaxx - Scars
XL / Beggars / IndigoVÖ: 18.09.2009
Das Kuschelkollektiv
Wer sich in der Musikbranche hochschlafen möchte, möge bitte zu Basement Jaxx gehen. Felix Buxton und Simon Ratcliffe sind bestimmt treue Ehemänner und Partner, aber in ihrem Plattencase muss ein schwarzes, begehrenswertes Adressbuch versteckt sein. Ständig aktualisiert und stets voll mit angesagten Menschen. Für "Scars" haben Basement Jaxx mal quer durchtelefoniert und auf dem Nachfolger von "Crazy itch radio" eine Gästeliste zusammengestellt, die dem alten Testament in Länge in nichts nachsteht. Amp Fiddler, Paloma Faith, Sam Sparro, Yo Majesty, Kelis, Santigold, Eli "Paperboy" Reed, Lightspeed Champion und sogar die leicht angestaubte Yoko Ono sind nur einige der teuren Namen auf der VIP-Liste. Klotzen statt glänzen? Mitnichten. Das wäre bei über zwei Jahren Produktionszeit aber auch ein Trauerspiel.
Stattdessen startet "Scars" mit einem Paukenschlag. Der gleichnamige Track mausert sich dank Kelis, Meleka und Chipmunk zu einer HipHouse-Variante von "O Fortuna" aus Carl Orffs "Carmina Burana". Jene Glücksgöttin mag ihr Scherflein zur nachfolgenden Gute-Laune-House-Nummer "Raindrops" beigetragen haben. Aber eigentlich heuern Basement Jaxx hier lediglich einen Bass an, der jede Glasvitrine neu ordnet und erahnen lässt, wie The Temper Traps "Sweet disposition" mit entsprechender BPM-Zahl klingen könnte. "Raindrops" wirkt beruhigend, weil Basement Jaxx auch auf der einzigen Nummer ohne Gastsänger funktionieren und belegen, dass sie sich zwar auf die Gastvokalisten einstellen, nie aber ihr Spielball werden und stets den letzten Swoosh haben.
"She's no good" lässt Eli "Paperboy" Reed sein gekonnt ausflippendes Retro-Soul- und Retro-Rock'n Roll-Gesangskamasutra. Dazu spielt eine imaginäre Brassband den Mambopart, während Reed für wenige Sekunden sein Raveherz entdeckt und Nachwuchssängerin Paloma Faith schüchtern zurücklässt. Faith bekommt ihren eigenen Auftritt dann in der volkstümlich anmutenden, Tuba-garnierten und "Who-hoo" untersetzten Nummer "What's a girl gotta do". Santigold paart Hip-Hop und Speed-Reggae in "Saga", und Yo Majesty schlucken ein "Maniac"-Sample von Michael Sembello und verhelfen "Twerk" zu einem Dancehall-Bollywood-Happy-End. Wo gerade eh schon alle tanzen: Bitte unbedingt die Disconummer "Feelings gone" (mit Sam Sparro) mitnehmen und sich mit Synthiestreichern auf den letzten Sekunden zu leisen Tönen überleiten lassen.
Da wartet auch schon Lightspeed Champion. Er bekommt im leicht melancholischen "My turn" die Unterstützung einer Melodie, die seit "Revolution 909" von Daft Punk geläufig ist. Und wo man gerade schon an französische Bands erinnert wird, müssen sich Basement Jaxx eingestehen, sich in "Distractionz" der Air-Romantik hingegeben zu haben. Amp Fiddler macht unterdessen unter Orgelklängen eine gute Figur in "A possibility". Lisa Kekaula, einst in "Good luck" mitverantwortlich für einen der besten Jaxx-Songs überhaupt, pendelt dieses Mal in "Stay close" ihre Stimme auf Tracy-Chapman-Niveau ein.
Eines möge man hingegen künftig meiden: Yoko One soll bitte nicht mehr in der Öffentlichkeit stöhnen. Danke. Spätestens seit sie sich mit John Lennon freizügig für den Weltfrieden stark machte, ist die Lust dazu allerorten gleich Null. Trotz oder gerade wegen des ansonsten ziemlich gelungenen Tracks "Day of the sunflowers (We march on)". Die Gäste kuscheln schon genügend in den 13 Songs. Und im Adressbuch sowieso.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Scars
- Saga
- Feelings gone
- Twerk
Tracklist
- Scars
- Raindrops
- She's no good
- Saga
- Feelings gone
- My turn
- A possibility
- Twerk
- Day of the sunflowers (We march on)
- What's a girl gotta do
- Stay close
- Distractionz
- Gimme somethin' true
Im Forum kommentieren
smörre
2009-09-04 21:18:47
"Felings Gone" ist ein Tophit. Ganz, ganz großartig!
clumsy
2009-07-20 14:27:38
Neues Album.
Single #1 - Raindrops:
http://www.youtube.com/watch?v=-INyhSHEeKk
Single #2 - Feeling's Gone (featuring Sam Sparro):
http://www.youtube.com/watch?v=8r6FhwCxjUc
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