Björn Kleinhenz - B.U.R.M.A.
DevilDuck / IndigoVÖ: 18.09.2009
Mach's kurz
Wer ständig Abkürzungen benutzt, ist IMHO reif für die Insel. In diesem Fall sollte man ASAP seinen Alltag entschleunigen und dem guten Beispiel von Björn Kleinhenz folgen: Anfang des Jahres kehrte er Göteborg den Rücken und zog samt Anhang (bestehend aus Yrsa AKA Freundin, Instrumenten, Laptop und sogar einem Hasen) in eine kleine Blockhütte auf der Insel Fårö, die AFAIK im Osten Schwedens liegt. BTW: Regisseur Ingmar Bergman hat dort viele seiner Filme gedreht. Kleinhenz dann doch eher Zigaretten, was einen seiner deutschen Freunde zu der Annahme verleitete, die Abkürzung "B.U.R.M.A.", Titel seines fünften Albums, stünde für "Bastel und rauch mehr, Alter." ROFL. LMAO! Dabei steht dieses schöne Apronym (FYI: Akronym, das ein bereits existierendes Wort ergibt) für "Be undressed and ready, my angel" - eine Phrase, die früher bei amerikanischen Soldaten sehr beliebt war, wenn sie ein paar Zeilen an ihre Frauen richteten. Die ganz versauten schrieben wahrscheinlich als PS noch RTFM dazu. OMG.
Dass der Opener von "B.U.R.M.A." mit der rätselhaften Abkürzung "HAZ920" betitelt wurde, ist weniger überraschend, als der erste klangliche Eindruck: Kruder DIY-Sound, file under: Baulärm. WTF? Kurz bevor man sich fragt, ob der Kleinhenz jetzt total behämmert ist, geht die seltsame Geräuschkulisse in sehr laute, sehr postrockige Gitarren über, die nach anderthalb Minuten aber merken, dass sie sich wohl im Album geirrt haben. Geistesgegenwärtig springen Banjo und Akustikgitarre ein, der Hauptakteur zieht noch mal schnell die Nase hoch, und dann kann's losgehen - und zwar mit der Entsorgung emotionaler Altlasten, für die auch in der größten Hütte kein Platz sein sollte. "I do not dare to try again / Those tapes you sent me / Where you read my favorite author out loud", singt Kleinhenz. Sein Lieblingsautor, das ist Sture Dahlström. Weiß man spätestens, seit er sein hervorragendes letztes Album nach einem Zitat des schwedischen Beatpoeten benannte: "Quietly happy and deep inside".
Wobei dieser Titel eigentlich viel besser zu den Liedern der neuen Platte gepasst hätte, die in sich ruhen und das Glück immer in der Nähe finden - auch in der Nähe zum eigenen Werk: "Down" greift mit Lap Steel die Country-Seite des Vorgänger-Albums auf, "Stillborn" und "Fistfighters and steel" erinnern mit ihrem luftigen Folkpop an "Trans pony". Schade nur, dass Kleinhenz auch hier aufs Abkürzen setzt - noch nicht einmal zweieinhalb Minuten dauern diese Stücke. Dafür hallen so einige Details auf "B.U.R.M.A." besonders lange nach: Wie das Klavier am Anfang von "Holy boredom" glitzert, wie das hölzerne "Red woods" plötzlich einen astreinen Gefühlsausbruch erlebt, wie Kleinhenz bei "Black water" unisono mit der Gitarre singt, wie er im rührenden Nachruf "Hungry hunter" plötzlich das Hofbräuhaus erwähnt und in "Bodilla" einen Reggae-Rhythmus versteckt. Und dann covert er auch noch eine Band, deren Namen wir aus Platzgründen leider kürzen müssen: ...Trail Of Dead. Er zähmt "Worlds apart" mit Klampfe, Glockenspiel und Orgel und verdeutlicht einmal mehr, was ihn von seinem Hasen unterscheidet: Kleinvieh macht auch Mist, Kleinhenz nicht. SCNR.
(ISM)
Highlights & Tracklist
Highlights
- HAZ920
- Stillborn
- Worlds apart
- Hungry hunter
Tracklist
- HAZ920
- Fistfighters and steel
- Black water
- Holy boredom
- Red woods
- Stillborn
- Worlds apart
- Hungry hunter
- Poets of senseless warnings
- Bodilla
- Down
- Fårö
Referenzen
Spotify
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