Element Of Crime - Immer da wo Du bist bin ich nie

Vertigo / Universal
VÖ: 18.09.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

So viele Erdbeereise

So viel Wehmut muss sein: "Die Leute die Du liebst sind alle auf Mallorca / Und singen dort das Lied vom Schädelweh." Sven Regener hat aufgepasst, was die Menschen so bewegt. Darin ist er groß und gut. Vier Jahre nach den tiefsitzenden Neurosen von "Mittelpunkt der Welt" drehen sich die Dinge wieder ums Kleine: Menschen scheitern grandios am Alltag. Man versteht das immer wieder. Erst recht in der Sprache Regeners, die so spitzfindig ist, dass man sie schon an einzelnen Worten erkennt. Genau wie die Noten, die er mit Element Of Crime anschlägt. Die legen auch bei Album Nummer zwölf nahe, dass das Leben vielleicht doch eine leichte Bürde ist.

Keine Band auf dieser Welt klingt wie Element Of Crime. Ein seltenes Phänomen. Das Quartett hat einen eigenen musikalischen Kosmos entworfen, in dem sich munter allerlei Dinge tummeln. Da sind die luftigen Beats, der springende Bass, die Tex-Mex-Gitarren und die melancholische Trompete. "Immer da wo Du bist bin ich nie" lässt all das bestehen. Das Album klingt frisch und frech, rumpelt, ist zwielichtig und wieder mindestens so gut wie erhofft.

"Am Ende denke ich immer nur an Dich" ist so einer dieser großen Momente, die aus dem eigenen Leben geschnitzt zu sein scheinen. "Wie viele Erdbeereise muss der Mensch noch essen / Bevor er endlich einmal sagt: "Ich bin dafür"", singt Regener im schönsten Lied der Platte. Tragikomisch ist das und in seinem melancholischen Chanson-Gewand ganz ergreifend. Man muss nicht einmal Fan von Erdbeereis sein, um das zu verstehen. Dem Charme von "Kaffee & Karin" erliegt man beim ersten Satz, hört man gewissenhaft hin. Versteht man Regener, weiß man um den Schmerz.

Das Kinderlied "Der weiße Hai" scheut sich nicht vor einem Roy-Black-Gedächtnis-Refrain und der "Schön ist es auf der Welt zu sein"-Verbeugung. Das ist beinahe schelmisch. Bei Element Of Crime bleibt alles beim Alten: Schöne Songs, große Texte. Als würden sich Hase und Igel eine gute Nacht wünschen, legt sich der englischsprachige Song "Storms are on the ocean" über "Immer da wo Du bist bin ich nie", hüllt das Stück in sein hypnotisches Gitarrenspiel ein: ein würdiger, überraschender Abschluss einer wundervollen Platte. Nach dem Hören hat man wieder viel erlebt.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Am Ende denke ich immer nur an Dich
  • Einer kommt weiter
  • Der weiße Hai

Tracklist

  1. Kopf aus dem Fenster
  2. Am Ende denke ich immer nur an Dich
  3. Deborah Müller
  4. Einer kommt weiter
  5. Kaffee & Karin
  6. Immer da wo Du bist bin ich nie
  7. Bitte bleib bei mir
  8. In mondlosen Nächten
  9. Der weiße Hai
  10. Euro und Markstück
  11. Storms are on the ocean
Gesamtspielzeit: 45:10 min

Im Forum kommentieren

o. spengler (offiziell)

2019-08-16 22:23:59

zwischen "die sich" und "genießerfratze" gehört ein "mit" - entschuldigt!

o. spengler (offiziell)

2019-08-16 22:22:28

weil sich hier ein breites spektrum trifft, welches sich auf den vagen minimalkonsens "ich liiiebe musik!!!!!!!" einigen kann. das schließt sowohl so stilsichere mods und mentale punkrocker wie uns (die partisanen aus dem schwarnickwald), als auch strohdoofe indiediskobauern mit lustigem hut aufm kopp drupp und erloschene klassenbeste, die sich genießerfratze zunicken. letztere hören (neben dreckstool oder mars volter) auch eoc.

baff

2019-08-16 22:13:14

Wieso ist diese Langweilerband auch nur ansatzweise interessant für euch ?

hideout

2019-08-05 12:11:00

@VelvetCell

Ich habe das Album direkt nach "Mittelpunkt der Welt" gehört, da tat sich für mich schon eine grosse Lücke auf. MdW hab ich im entsprechenden Thread übrigens auch bewertet. ;)

Hogi

2019-08-05 10:52:19

Für mich wohl ihr schwächstes Album bisher...

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