The Fiery Furnaces - I'm going away

Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 21.08.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Durch Mark und Schein

Alle Jahre wieder werfen Matthew und Eleanor Friedberger ein neues Album auf den Markt, und jedes Mal eilt ihnen dabei ein gewisser Ruf voraus: Mittlerweile erwartet man schon nichts anderes mehr als durchgedrehte Melodien und metaphorisch-beknackte Texte. Die Vorahnungen hantieren auch mit einer gewissen Ähnlichkeit zu einem anderen Duo, das allerdings gar nicht so sehr miteinander verwandt war, wie es einem anfangs glauben machen wollte. Dass es sich bei Musik von The Fiery Furnaces meist um äußerst deutlich ausgearbeitete Arbeit handelt, bei denen jedes kleine Zucken und Aufbäumen in der Melodie gewollt ist, wird oft überhört, und auch dieses Mal hat es wieder gut geklappt mit dem organisierten Chaos.

Vergessen ist die vertonte Live-Katastrophe namens "Remember", weil man ja lieber dem Neuling "I'm going away" die volle Aufmerksamkeit schenkt. Hier trifft jeder Wirbelsturm auf einen anderen Nerv im Körper des Hörers; sei es der Titeltrack, ein schneller Song zum Einstieg in ein wüstes Album, oder das emotionale "Drive to Dallas", das mit seinem schrägen Gitarrenteil in der Mitte wieder so herrlich anders ist - auf "'I'm going away" schaffen The Fiery Furnaces zum ersten Mal nach einer gefühlten Ewigkeit, nicht nur die Oberfläche anzukratzen. "Charmaine champagne" erinnert an die gute alte Zeit von "Gallowsbird's bark", weil Eleanor Friedbergers Stimme im Takt der eigenen Füße auf dem Boden mitzugehen scheint, während das Piano im Hintergrund immer mehr ins Scheinwerferlicht rückt. Das dazugehörige Reprise "Cups and punches" gegen Ende des Albums knüpft daran erneut an und zieht den Hörer zum zweiten Mal mit voller Wucht mit sich.

Auf "I'm going away" findet das statt, was seinem Vorgänger fehlte: Es lebt und klingt dementsprechend in vielerlei Hinsicht mehr "live" als vieles davor. Vielleicht liegt es daran, dass The Fiery Firnaces hier zum ersten Mal so etwas wie Authentizität in ihre Texte einbringen. Nach allerlei Nonsens in den vergangenen Jahren singt Eleanor Friedberger im tobenden "Lost at sea" die Zeile "Baby I'm / Maybe I'm not me", und schon wird vieles klar. Das abschließende Finale "Take me round again" hätte kaum passender gewählt werden können. Während diverse Songtitel längst verganger Tage in die Runde geworfen werden, klingt das Schlagzeug, als würde es bei einer Parade ausklingen, und auch das trifft auf das Album in gewisser Weise zu. Tatsächlich ist nicht immer alles Gold, das glänzt, und auch nicht immer alles so verrückt, wie es sich aufs erste Ohr anhörtt. The Fiery Furnaces jedoch verstehen sich mittlerweile bestens darauf, erste Eindrücke zu ihrem Vorteil umzudrehen. Es ist vielleicht nicht alles so, wie es scheint, aber alles ist gut. Und nur darauf kommt es schließlich an.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Drive to Dallas
  • The end is near
  • Lost at sea
  • Take me round again

Tracklist

  1. I'm going away
  2. Drive to Dallas
  3. The end is near
  4. Charmaine champagne
  5. Cut the cake
  6. Even in the rain
  7. Staring at the steeple
  8. Ray Bouvier
  9. Keep me in the dark
  10. Lost at sea
  11. Cups and punches
  12. Take me round again
Gesamtspielzeit: 47:28 min

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