Heather Nova - South

V2 / Zomba
VÖ: 24.09.2001
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Fallen angel

Bezaubernd lächelt Heather Nova vom Cover ihres neuesten Albums. Mit der Gitarre in der Hand fühlt sie sich eben glücklich. Auf "South" schießen ihre Glücksgefühle denn auch derart ins Kraut, daß sie uns davon jauchzt und kiekst, bis der Arzt kommt. Wo sie früher jegliche Zweifel mit einem bittersüßen Lächeln wegwischte, tapeziert jetzt Hip-Hop-Produzent Bob Brockman (Brooklyn Funk Essentials, The Notorious B.I.G.) selbst die zarteste Ecke mit einem Extra-Eimer Kitsch zu. "Unkompliziert und rootsy" sollte dieses Album werden, aber die überfrachteten Arrangements begraben die ohnehin erschreckend schwächelnden Songs unter einem Berg von Plüsch.

Wenn sich Songs wie "Heaven sent" oder die Single "No angel" in plattestem Popgeplätscher verlieren, haben Novas Gitarren die Durchschlagskraft von Wattebäuschchen. Dort, wo ihre Alben sonst von durchaus eigenständiger Verhuschtheit lebten, wird jetzt abgekupfert, was das Zeug hält. Mal poppt der Country wie bei Kollegin Sheryl, mal kuschelt der Folk mit Freundin Jewel, mal schwelgen Songs wie "If I saw you in a movie" ungehemmt im Pop-Kleister. Selbst die Hilfe von Kollegen wie Bryan Adams ("Like lovers do") oder Bernard Butler ("I'm no angel") versandet kläglich. Die vollkommen uninspirierten Drumloops, die kräftig mithelfen, den müden Songs endgültig den Garaus zu machen, erinnern teilweise an Retorten-Häschen wie Emilia. Und nirgendwo ein Fuchs in Sicht.

Zu allem Überfluß packt man auch noch Novas gescheiterten Versuch, dem Suizid-Klassiker "Gloomy Sunday" neues Leben einzuhauchen, auf das Album. Die nur aufgesetzt wirkende Schwermut bricht nicht allein unter der Last der Streicher, sondern vor allem im Schatten von Vorgängern wie Ella Fitzgerald kläglich zusammen. Trotzköpfchen Heather sieht das natürlich ganz anders: "Damals hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet, daß er Teil meines nächsten Albums werden könnte, aber er weist eindeutig die Atmosphäre und Gefühle auf, die in die Richtung gehen, die ich mit diesem Album einschlagen wollte". So also wurde das Scheitern mit der großen Geste zum Konzept für "South".

Kurz vor Schluß passiert dann aber noch einmal Unerwartetes. "Simplicity is what we need" erkennt Nova und läßt den störenden Klimbim außen vor. Nur sie und ihre Gitarre sorgen endlich für die Gänsehaut, die man elf Songs lang schmerzlich vermißte. "Tested" kann an zurückliegende Großtaten anknüpfen und läßt für einen Augenblick den Atem stillstehen. Im abschließenden "Just been born" entfaltet plötzlich auch die Produktion ihre Stärken. Einsam und verzweifelt haucht Nova zu düsteren Klängen und transportiert die Faszination ihres allerersten Hits "Sugar" in die Jetztzeit. Angesichts der Schwäche des restlichen Album bewahrheitet sich aber unverhofft eine alte Songzeile: "You are an angel / Or maybe you could have been."

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Tested
  • Just been born

Tracklist

  1. If I saw you in a movie
  2. Talk to me
  3. Virus of the mind
  4. Like lovers do
  5. Waste the day
  6. Heaven sent
  7. It's only love
  8. I'm no angel
  9. Help me be good to you
  10. When somebody turns you on
  11. Gloomy Sunday
  12. Tested
  13. Just been born
Gesamtspielzeit: 52:55 min

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