2raumwohnung - Lasso

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VÖ: 31.07.2009
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Cowboy und Indianer

Es hat sich eingebürgert, über 2raumwohnung zunächst in der Vergangenheitsform zu sprechen. Wie das alles war, im Morgenrot des neuen Jahrtausends, mit "Wir trafen uns in einem Garten", "Nimm mich mit - das Abenteuer Liebe usw." oder "Ich und Elaine". Zur Gegenwart des Duos gibt es aber auch schon eine Weile nichts Essentielles zu sagen: Gut zehn Jahre beschallen Inga Humpe und Tommi Eckart nun die Nation mit NDW-Schlager auf neuzeitlichem Elektrobeat, gut fünf Jahre lang kommen daran Kaufhausketten und Zielgruppenradios schon nicht mehr vorbei. Im Gegensatz zu Trendsettern und jungen Wilden.

Alles beim Alten also, was vermutlich auch auf Inga Humpe zutrifft, der es mit Anfang 40 leichter gefallen sein dürfte, auf zehn Jahre jünger zu machen, als heuer mit Anfang 50. Ihrer markanten Säuselstimme tut das selbstverständlich keinen Abbruch, und auch Lebensgefährte Eckart kennt sein Spielfeld der sanften Unterhaltungs-Elektronik. Die Tanzbodenständigkeit des Duos hat etwas gelitten, nur der überraschend gute Opener "Der letzte Abend auf der Welt" und die dusselige Lifestyle-Esoterik-Nummer "Body is boss" gönnen sich noch ein wenig Wums.

"Lasso" dagegen steht stellvertretend dafür, wie sich mehr und mehr der Schlagertextkitsch bei 2raumwohnung ausbreitet. Cowboy und Indianer anstatt Gauloises und Durchmachen, außerdem ein mediokrer Beat in einem mediokren Lied. Neben manchem lasziven Gitarren-Einerlei erinnern sich die Musiker außerdem an ihre Bossa-Ausflüge, "Mosaik" und das nervtötende "Angel of Germany" legen Zeugnis über diesen Rückgriff in die eigene Tasche ab. "Was ist das" oder auch die gute Kontemplations-Hymne "Alles aus" öffnen sich dagegen weiten Space- und Prunk-Pop-Momenten, wie David Bowie sie in den 70er Jahren produziert hat.

So ist auch "Lasso" größtenteils wieder eine Ansammlung von auf unschuldig gebürsteten Nebenbei-Songs, die nach Gegenwart duften wollen, öfter aber nach Vergangenheit und Routine müffeln. "Wir werden sehen" als prototypischer 2raumwohnung-Groover mit der erprobten Mischung aus eskapistischer Abenteuer- und "Ich und Du"-Lyrik ist dann auch nicht der Hit, der das Album aus der Mäßigkeit reißen könnte. Und die unterschwellige "Black or white"-Reminiszenz in "Vielleicht im nächsten Leben" dürfte auch eher ein gnädiger Zufall sein. Man könnte sich sicher irgendwie auf diese Konsens-Musik einigen. Bloß: Wer außer den üblichen Douglas-Verkäuferinnen will das eigentlich noch?

(Dennis Drögemüller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Der letzte Abend auf der Welt
  • Alles aus

Tracklist

  1. Der letzte Abend auf der Welt
  2. Überall rein
  3. Und ich dreh
  4. Wir werden sehen
  5. Body is boss
  6. Was ist das
  7. Rette mich später
  8. Lasso
  9. Alles aus
  10. Vielleicht im nächsten Leben
  11. Mosaik
  12. Wenn du bei mir liegst
  13. Angel of Germany
Gesamtspielzeit: 51:35 min

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