Ladyfinger (ne) - Dusk
Saddle Creek / IndigoVÖ: 08.05.2009
Die Milch der Achtziger
Mit dem letzten Song erklären Ladyfinger ihre ganze Musik. Wie schon beim Vorgänger "Heavy hands" geistert auch beim Hören von "Dusk" nur ein omnipräsentes "ROCK!" im Kopf herum. "Born in the 80s" legt dann endlich schlüssig dar, wo all diese vage bekannten Einflüsse herkommen. Das galoppierende Schlagzeug, die Stakkato-Riffs, die verhallten Arpeggien - all das hat die Band aus Nebraska im Wortsinn mit der Muttermilch aufgesogen. Solche Einflüsse prägen ganz tief. Sie stecken in der Musik, auch wenn sie an der Oberfläche nicht immer hörbar sind.
Das Verhältnis von Ladyfinger zu New Wave, Punk und frühem Hardcore ist etwa das gleiche wie das von Queens of the Stone Age zu Doom, Psychedelic und Bluesrock. Wurden Josh Hommes frühkindliche Milchmahlzeiten mutmaßlich von Black Sabbath, Vanilla Fudge und Led Zeppelin beschallt, könnten es bei Chris Machmuller etwa The Smiths, New Model Army und Hüsker Dü gewesen sein. Mit dem ersten Ohr hört man diese Einflüsse weder bei Queens Of The Stone Age noch bei Ladyfinger.
Josh Hommes Stammband taucht in diesem Text natürlich nicht umsonst als prominente Referenz auf. Die Gemeinsamkeiten in Bezug auf Spielfreude und Kantenreichtum zwischen den Bands sind nicht zu überhören, auch wenn Ladyfinger eine ganze Ecke geradliniger zu Werke gehen als Queens Of The Stone Age. Zwar wird mit "A.D.D." ein Song genuss- und kunstvoll zerpflückt oder beim Abschlusssong "Born in the 80s" mit epischer Breite hantiert, meistens aber beschränkt sich die Band wie beim grandiosen "Little things" oder "Plans" auf einen Wechsel zwischen schnellem Marsch und Laufschritt und lässt dabei so manchen Haken ungeschlagen. Das Ergebnis ist ein homogenes Rockalbum auf konstant hohem Niveau.
Ladyfinger besitzen einen wiedererkennbaren Bandsound, der durch die Gitarrenarbeit und vor allem den Gesang von Chris Machmuller geprägt wird, der seine Stimme immer am Rand des Überschlags entlangbalanciert und dadurch wunderbar exaltiert und atemlos wirkt. Das große Füllhorn der Abwechslung schüttet die Band zwar nicht über ihren Hörern aus, Langeweile ist aber ganz anders. Schließlich ist es ja spannend, genau hinzuhören und in den Details den nächsten Achtziger-Einfluss zu entdecken. Wer ganz genau hinhört, spürt vielleicht sogar einen Tropfen Milch auf den Lippen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- A.D.D.
- Little Things
- Born in the 80s
Tracklist
- Over and over
- A.D.D.
- Little Things
- Two years
- Read the will
- Work party
- Bones
- Plans
- Let’s get married
- Born in the 80s
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hirschcafe
2009-06-02 21:51:05
also ich habe dusk seit letzter woche via itunes. bin über eine deutschlandfunksendung drauf aufmerksam geworden, dort lief plans. seither "rotiert" das album häufiger und wird mit jedem durchlauf besser. im vergleich zu heavy hands variableres songwriting, ausgefeilterer gesang, insgesamt etwas eingängiger und alles andere als gleichförmig. weiß nicht, was ihr gehört habt. meine favoriten: (nicht little things!) a.d.d. und plans (mit textzitat heavy hands!). plans gehört definitiv zu meinen songfavoriten 2009. überragend aber pat oakes an den drums. 8/10.
noise
2009-05-14 12:53:06
Also ich habe die Dusk erst mal auf meinem Zettel. Die 2 Songs auf myspace hören sich schon mal gut an.
Und da es, wie asdasd schon sagte, auf diesem Gebiet nicht so viel vergleichbares gibt, kann man 2 Scheiben von denen gut verkraften. Meine Meinung.
asdasd
2009-05-12 14:32:22
ist sicherlich ein legitimer eindruck: einzeln genossen rockt das schon nach vorne (wobei melodisch eher wenig auffällig), das sorgt für hinhörer. wenn das aber eine halbe stunde lang so geht, dann ist das eher ein bisschen langweilig.
leider kann ich dir in diesem doch eher klassischen rockgebiet wenig konkurrenzfähigeres empfehlen. aber falls du die paper chase noch nicht kennst: die ist deutlich kaputter und auf jeden falls sowas wie das beste rockalbum momentan.
afromme
2009-05-12 14:29:04
Merci - "Little Things" (war mal Song of the Day bei KEXP.org, glaube ich) hatte bei mir einen anderen Eindruck hinterlassen, aber dass der Appetitanreger letztlich oft mehr Appetit erzeugt als das Album dann stillen kann, hat man ja öfter.
asdasd
2009-05-12 13:38:56
sehr, sehr gleichförmige songs. schon rotzig, aber wer das debüt hat, braucht dieses album nun wirklich nicht. ist 1. schlechter und 2. hört es sich gleich an.
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