Killswitch Engage - Killswitch Engage

Roadrunner / Warner
VÖ: 26.06.2009
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Auch sie mit Gebrüll

Im Grunde ist es zu begrüßen, wenn sich junge Männer in der archaisch-maskulinen Disziplin des Schreiens üben. Vielleicht trägt das ein wenig bei zur Stabilisierung der im 21. Jahrhundert bis zur Unkenntlichkeit aufgeweichten Geschlechtergrenzen. Die Metalcore-Szene war da prinzipiell ein ganz guter Ansatz: Künstler als vorbildliche Schreihälse mit kraftvoller Musik auf der Bühne - das ist doch ein Ventil und gleichzeitig ein Refugium für die von einer metrosexuellen Gesellschaft geächteten Brüllaffen auf beiden Seiten des Bühnengrabens. Die Ballade, eine den stilistischen Urvätern Heavy Metal und Hardcore weitgehend fremde Ausdrucksform, musste daher meist draußen warten, wenn echte Kerle Wut, Schmerz und Verzweiflung durchlebten. Dann nahm der zierliche, aber altkluge Bruder Emo die ganze schöne Aggressionskultur in den Arm, und auf einmal wurde merkbar weniger geschrien. Bullet For My Valentine, anyone?

Killswitch Engage hatten mit solch durchgerechnetem Tränendrüsen-Metal lange Zeit wenig zu tun. Die New-Metal-Falle hatte der Fünfer aus Massachussetts schadfrei passiert, zeitweise galt das Quintett seiner Szene als primus inter paris ("Erster unter Gleichen") mit seiner intelligenten Fusion von Hardcore, Melodic Death und Heavy Metal sowie Alternative-Rock-Elementen. Man schrie angemessen, Mann konnte sich gut einfühlen. Davon ist nicht direkt viel geblieben: Auf "As daylight dies" klang schon einiges mehr nach Nickelback als nach Pantera, und das nicht zugunsten der Songqualität. "Killswitch Engage", das zweite selbstbetitelte Album, soll den Umschwung bringen und klingt deshalb: unverändert. Stiller als Killswitch Engage stehen momentan vermutlich nur Wachhabende am Buckingham Palace, die Band lebt auf ihrem fünften Studioalbum vom angehäuften Restniveau. "Never again", "Starting over", "The return" - über die Songtitel kommt der Veränderungswunsch nicht hinaus - in den genannten Beispielen herrscht immerhin noch solides Handwerk vor.

Natürlich brüllt Howard Jones in genretypischen Fabrikaten wie "Reckoning" recht amtlich; bloß schwingt zu wenig Emotion mit, als dass der Hörer diese Musik wirklich spüren könnte. Leider klingt der Gesang auch nicht gerade erinnerungswürdig, nachzuhören in "Take me away" - ganz zu schweigen von manchen Lyric-Leerhülsen, die vor allem im öligen Schmachter "Lost" unerträglich werden: "I'm lost without your love"? Für solche Banalitäten braucht man überzeugendere musikalische Deckung, als die Band sie aktuell parat hat. Leider scheinen Killswitch Engage 2009 so abgenutzt wie ihre Szene, da helfen auch die paar Lichtblicke des Albums wenig. Da kann man noch so viel Mühe beim Mögen geben, wenn dem guten Einstiegsriff von "A light in a darkened world" der pathetische Refrain so un- bzw. übersensibel in die Parade fährt. Manchmal ist das einfach zum, nun ja: zum Schreien.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Never again
  • Starting over

Tracklist

  1. Never again
  2. Starting over
  3. The forgotten
  4. Reckoning
  5. The return
  6. A light in a darkened world
  7. Take me away
  8. I would do anything
  9. Save me
  10. Lost
  11. This is goodbye
Gesamtspielzeit: 38:32 min

Im Forum kommentieren

dumbsick

2010-02-11 11:22:37

auf visions.de ist zu lesen, dass howard die band auf der laufenden tour verlassen hat und durch den sänger von all that remains ersetzt wird.

@phil

2009-07-14 15:13:13

yes! rocken voll ab und so! \m/ punx not dead

Phil A,

2009-07-14 15:12:01

Der Vergleich mit Linkin Park ist imo genau so unangebracht wie die 4/10 Wertung.

Aber nur um dir deine Bestätigung zu geben: Ja, mir gefallen auch LP ganz gut. Danke für den Tip!

Gehe jetzt Bullet for my Valentine hören...

@phil

2009-07-14 15:06:26

kennste Linkin Park? sind so ne alternative Band und ich find die ganz geil, könnten dir auch gefallen, hör doch mal rein.

Phil A.

2009-07-14 15:04:11

Fast hätte ich den Fehler gemacht wegen der Rezi nicht genauer reinzuhören. IMO ein tolles Album. Habe auch kein Problem damit, zuzugeben das mir gerade die melodiösen "Mitsing Refrains" gefallen.
Die 4/10 hier sind imo der grösste Witz seit langem!

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