Devin Townsend Project - Ki
InsideOut / SPVVÖ: 22.05.2009
Großreinemachen
Devin Townsend könnte ja bekanntermaßen für jedes psychologische Fachblatt Modell zappeln. Insofern ist also jede seiner bisherigen Platten Ventil für einen seiner vielfältigen Defekte, das metallische Groschenheft "Ziltoid the omniscient" sollte gar seine Koffeinsucht verarbeiten. Doch irgendwann ist wohl selbst für Hevy Devy alles zu unübersichtlich, jetzt wird Tabula Rasa gemacht. Auf nicht weniger als vier Alben will er unter dem Label Devin Townsend Project, mit von Album zu Album wechselnden Musikern, mal so richtig mit sich aufräumen. Katharsis galore sozusagen.
"Ki" also markiert den Anfang. Landläufig unter dem chinesischen Namen "Qi" bekannt, ist es im Taoismus die Grundsubstanz, die ursprüngliche Lebensenergie. Den Urknall hingegen sucht der Hörer überraschenderweise vergeblich. Denn "Coast", der erste "richtige" Song beginnt verhalten, nein, entspannt. Mit beschwörendem Gesang, aber angesichts des bisherigen Werks des Kanadiers dennoch wie ein Fass Sprengstoff, an das eine Lunte gehalten wird.
Doch trotz der kurzen Growls auf "Disruptr" und dem nicht minder explosiven "Gato" wird schnell klar, dass der geneigte Strapping-Young-Lad-Fan dieses Album eher nicht goutieren wird. Denn auf "Ki" dominieren perlende Gitarrenläufe, solide pumpender Bass sowie das routinierte Schlagzeugspiel von Altmeister Duris Maxwell, der Partner wie Jimi Hendrix und Jefferson Airplane in seiner Diskographie vorweisen kann. Naja, fast. Denn "Trainfire" fällt als abgefahrene, feist pumpende Rockabilly-Nummer aus dem Rahmen. Dass Townsend damit seine Porno-Sucht verarbeiten will, passt nur zu gut ins bizarre Bild.
"Flüstern kann lauter sein als Gebrüll", fasst Townsend die Stimmung auf "Ki" zusammen. Und recht hat er, denn selten konnte er eine derartige, Tool-ähnliche Intensität verbreiten wie heute. Die im fulminanten Schlusspart des Titelstücks kulminiert: Ein vierminütiges Crescendo von großer Geste, Operngesang und irrwitzigem Drumming. Zum Hausputz taugen die nur scheinbar ruhigen Klänge also wirklich nicht. Eher darf man "Ki" als etwa einstündiges Intro zum Gesamtwerk betrachten, in keiner Weise von der Brillanz früherer Townsend-Alben abweichend. Auf die Couch!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Coast
- Disruptr
- Trainfire
- Ki
Tracklist
- A Monday
- Coast
- Disruptr
- Gato
- Terminal
- Heaven send
- Ain't never gonna win...
- Winter
- Trainfire
- Lady Helen
- Ki
- Quiet riot
- Demon league
Referenzen
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