Division Of Laura Lee - Violence is timeless

Unter Schafen / Al!ve
VÖ: 15.05.2009
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Keine Lösung

Das muss doch wirklich nicht sein: Gerade aus dem Club gekommen, weil man in dem blöden Schuppen keinen Meter laufen konnte, ohne einen verschwitzten Ellenbogen vors Gesicht geknallt zu bekommen. Kaum draußen angekommen, schlagen sich da fünf Jungs gegenseitig zu Boden, plötzlich rennt aus irgendeiner Ecke ein Mädchen an und tritt noch nach. Also lieber schnell zum Auto gegangen und ab nach Hause. Doch was ist das? Klasse, die Beifahrerseite ist eingedrückt, das wird teuer. Ergo: Ordentlich angepisst in die Wohnung gefahren. Erdgeschoss, der Nachbar prügelt mal wieder seine Frau - erster Stock, die Nachbarin prüglet ihren Mann - und im zweiten Stock bekommt man das ganz persönliche Pfund in Form eines Räumungsbefehls an der Tür. Geht nicht schlimmer? Doch, manchmal schon. Dass Division Of Laura Lee ein neues Album veröffentlichen, ist für einige hartgesottene Fans sicher erfreulich, für den Rest allerdings eine Herausforderung. "Violence is timeless" lautet der klangvolle Titel, und in Anbetracht dessen, was sich da innerhalb von knapp 38 Minuten an Kopf- und Ohrenschmerzen ansammelt, scheinen Gewaltverbrechen nicht das einzig Zeitlose zu sein.

Das geht schon böse los mit "Caress/Hotnights". Eine gefällige Punkrock-Pop-Nummer, die allenfalls die Killerpilze inspirierend finden dürften. Da zuckt der Gitarrenarm ganz besonders hektisch, der Refrain klingt mehr als nur evil, und die Schiene des schlechten Geschmacks wird bis zum Ende ordentlich abgefahren. Der Titeltrack "Violence is timeless" beruhigt die Gemüter, trotz der "Timeless!"-Schreie, die etwas deplatziert wirken. Trotzdem eines der besseren Stücke, ebenso "Silver ghost", das leicht an die guten, alten Zeiten der Strokes erinnert. So kann es eben auch gehen, auf vernünftige, verbale Weise. Gewalt ist schließlich keine Lösung - und so hätte auch "Pirates" etwas mehr Überlegtheit sicher gut getan. Zwar trumpft der Mitgröhlrefrain mit wunderbar langgezogenen "Piiiiiraaaates"-Chorälen auf, die restlichen Minuten hätte man aber auch anderweitig füllen können.

Kurz vor Schluss zeigen die Herren von Division Of Laura Lee dann doch noch, dass sie alte Hasen sind und wissen, wie diese laufen. "Black love poetry" ist der eindeutige Beweis dafür, wie Aggression und Wut auf kreative Weise genutzt werden können, und Musik dafür ein perfektes Ventil bildet. Hier stimmt alles, von der vertonten Verzweiflung bis zu den Gitarrenriffs, von Anfang bis Ende. "Do you love me?" wirkt sich da wieder auf zweierlei Arten aufs Gemüt aus. Zwar rein textlich gesehen nicht unbedingt der zielsichere Tritt in die Weichteile. Das äußerst sympathische Zusammenspiel mit den Damen, die die im Songtitel gestellte Frage stets lautstark bejahen, lässt aber jegliche sonstigen Schwächen des Stücks vergessen. Dennoch bleibt offen, weshalb sich Division Of Laura Lee, die in der Vergangenheit bewiesen haben, was sie können, zu einer derartig schallenden Ohrfeige für ihre Fans hinreißen lassen. Rotzfrech, trotzdem innovativ, das geht anders. Die Boxhandschuhe und die bösen Mienen wirken hier leider wenig authentisch und vor allem allzu oft auch als Schnellschuss. Warum immer gleich zuschlagen, wenn es eine ordentliche Kissenschlacht auch mal tun würde?

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Violence is timeless
  • Silver ghost
  • Black love poetry

Tracklist

  1. Caress/Hotnights
  2. LAX
  3. Violence is timeless
  4. Silver ghost
  5. Evil out of me
  6. Anytime, anywhere
  7. Central Park
  8. Pirates
  9. Martin
  10. 3 guitars
  11. Black love poetry
  12. Do you love me?
Gesamtspielzeit: 37:46 min

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