WhoMadeWho - The plot

Gomma / Groove Attack
VÖ: 20.03.2009
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Narren gefressen

Auf www.gedichte-garten.de gibt es Gereimtes und Ungereimtes zu beinahe jedem Anlass. Taufe und Abschied, Freundschaft und Liebe, Sehnsucht und Motivation stehen da gleichberechtigt nebeneinander, die starken Arme zum unverbrüchlichen Bund ineinander gehakt. Liest man einige der salbungsvoll verfassten Mehrzeiler, befällt einen allerdings eher das ungute Gefühl von Deep Kitsch, als dass es einem warm ums Herz würde. WhoMadeWho sind demgegenüber in ihren bunten Bühnenkostümen eher die Hofnarren im Reich von König Pop, haben aber mit dem Phänomen emotionaler Durststrecken mehr an der Schellenkappe, als es auf den ersten Blick scheint. Und das liegt ganz sicher nicht daran, dass ihre musikalischen Witze starken Bartwuchs hätten.

Denn Pointen bietet "The plot" zuhauf und deckt im Vergleich zum selbst betitelten Debüt ein deutlich weiteres stilistisches Spektrum ab. "The train" etwa klingt mit seinem Boogie-Blues wie gezähmte und gleichzeitig elektronisch unterlegte Queens Of The Stone Age oder Eagles Of Death Metal. Ganz ähnlich entwickelt sich "Cyborg" nach einem Countryintro zur groovenden Rocknummer mitsamt imitiertem Pferdehufgeklapper und ordentlich Bratzbass, ohne sich dabei jemals selbst ernst zu nehmen. Das flötenbewehrte "TV friend" mit seinem Kastratenchorus hingegen trägt wie die funktional-straighte Glamrock-Nummer "The plot" wieder eine große Discokugel mit sich umher.

Dass sich auch mit gedrosseltem Tempo prima Tanzen lässt, beweist "Keep me on my plane". Losgelöst von der Schwerkraft groovt der Song auf einem Teppich aus Handclaps durch die Wolken, aus denen in der Albummitte "Ode to joy" in sanft ans Fenster klopfenden Bassdrum-Tropfen wieder zur Erde perlt. Der beste Song allerdings steht da erst noch bevor: Anders als es der Titel vorgibt, hebt "I lost my voice" zu Kastagnetten-Geknatter auf glitzernden Synthiestrahlen ab Richtung Sonne. Sobald WhoMadeWho von dort wieder zurückgekehrt sind, powern sie sich mit "Raveo" und seinem seltsam meckernden Gitarrenmotiv noch einmal auf dem Tanzflur aus, ehe die drei Dänen zum Abschluss ihr Publikum mit dem wunderbar entspannten "Working after midnight" leise in den Schlaf wiegen.

Trotz dieser Ideenbreitseite hat "The plot" allerdings leichte Defizite im Bereich Soft Skills. Ohne Frage liefert das Album coole Hipstermusik mit viel Liebe zum Sounddetail, die weniger zum kollektiven Ausrasten als zum distinguiert-dezenten Hüftschwingen einlädt - was definitiv kein Fehler ist. Aber abgesehen vom schier unvermeidlichen Mitgrooven und einem wissenden Grinsen angesichts des hier versammelten Ideenreichtums bleibt der emotionale pH-Wert manches Mal im diffus-neutralen Bereich. "The plot" ist daher ein sehr gutes, unterhaltsames Album, das man immer wieder gerne aus dem Schrank holt, aber keines, das in die Annalen eingehen wird. Anders als die Reimemonster aus dem Gedichtegarten wird man sie aber nicht unbarmherzig vom Weg in die Kunstgeschichte herunter pogen. Mit denen kann man aber auch wirklich nicht tanzen. Mit WhoMadeWho schon.

(Harald Jakobs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The plot
  • Keep me in my plane
  • I lost my voice
  • Raveo

Tracklist

  1. TV friend
  2. The plot
  3. Small town city
  4. Trickster
  5. Keep me in my plane
  6. This train
  7. Office clerk
  8. Ode to joy
  9. Motown bizarre
  10. I lost my voice
  11. Cyborg
  12. Raveo
  13. Working after midnight
Gesamtspielzeit: 48:45 min

Im Forum kommentieren

Harald

2009-03-22 15:26:41

Wenn ich mir die Twins bei youtube anschaue, sehe ich leider nur schlecht sitzende Frisuren in Anzügen, die sich unbeholfen im Takt wiegen, während im Hintergrund ein paar Frauen in Leggins und mit noch schlechter sitzenden Frisuren herumhüpfen. Stil kann ich da leider nicht erkennen. Die Songs finde ich auch nicht sonderlich gut. Dem Vergleich zu ihren Vorbildern OMD etc. hält das m.E. in keiner Weise stand. Halte ich für keinen treffenden Vergleich.

...

2009-03-22 12:14:36

Wertschätzung? Dafür? Nö!

Da kann ich ja gleich The Twins aus den Achtzigern hören. Die hatten wenigstens noch Stil.

TV Friend

2009-03-16 22:45:44

Also auf Platte finde ich die Musik auch nicht so sehr ansprechend... aber live sind die echt super!!

Carl Steilhin

2009-03-16 22:08:40

Braucht man nicht? Also bitte! Ich bin für gewöhnlich bei solchen Indietronic-Sachen nicht überenthusiastisch, aber "The Plot" ist der Wahnsinn. Also das Album. Der Song auch. Wein absoluter Kracher von Remix von letzterm hier:

http://www.rcrdlbl.com/artists/WhoMadeWho/track/The_Plot_Discodeine_Remix

Ansonsten meine Tipps: Trickster, Small Town City und Cyborg

Soup Dragon

2009-02-26 13:19:13

Naja, für's Intro-Cover hat's immerhin noch gereicht ;)

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