Propagandhi - Supporting caste
Grand Hotel van Cleef / IndigoVÖ: 09.03.2009
Past und present future
Wir schreiben das Jahr 2020: Nickelback haben gerade ihre dritte The-Very-Best-Of-The-Best-Of-Nickelback-Platte zusammengestellt. Bud Spencer geht in seine vierte Amtsperiode als italienischer Ministerpräsident. Die Weakerthans spielen ihre "definitiv very letzte! THIS TIME IT'S FOR REAL, OK!?"-Reunion-Tour. Das Grand Hotel van Cleef hat soeben Bertelsmann aufgekauft. Und Propagandhi wirken trotz Krückstock, Alzheimer und einsetzender Demenz irgendwie immer noch fast genau so frisch wie 1986, als alles begann. Oder wie 2009, dem Jahr ihres ungefähr zweiten Studioalbums in 23 Jahren. Aktivismus ist zeitlos. Hardcore irgendwie ja auch. Das ahnte man damals schon.
Damals, als "Supporting caste" erschien. Während der großen Weltwirtschaftskrise. Als der Hamburger SV noch in der Fußball-Bundesliga spielte. Als Champions-League-mittwochs der einzige Mensch in der VIP-Lounge am Millerntor der Hausmeister war. Lange her ist das. Vieles hat sich seither verändert. Vieles, aber nicht alles. Legt man heute jenes "Supporting caste"-Album jener Propagandhi noch einmal auf, lauscht man diesem kompromisslosen Geknatter, dann weiß man: Manches bleibt einfach, wie es ist. Hardcore ist einfach immergrün. Ach, hatten wir eben schon.
Vor-den-Latz war dieses "Supporting caste". Beinhart. Furztrocken. Eine ganze Ladung an Uffda-Uffa und Peng-Peng-Peng hatten Propagandhi angekarrt. Eine Platte voller großer und kleiner Ausrufezeichen eingeprügelt, in Punk gemeißelt und in roher Wut gegart. Ein damals noch kontinenter Chris Hannah teilte mit der Linken derart aus, dass man sogar auf Zimmerlautstärke ständig in Deckung gehen wollte. Duck and cover. Am Kragen packte dieser Hannah einen, selbst wenn man gar keinen hatte. Dann schüttelte er einen durch. "Do what you feel you must / But as for me I was not put upon this Earth to subjugate or serve." Im Titelstück wussten Propandhi gleichermaßen aufzurütteln und zum Tanzen zu animieren. Dann warfen sie einem harte Wutklumpen wie "This is your life" an den Kopf. Um gleich darauf wieder zum Pogo zu animieren.
Denn neben all den klaren Ansagen und gereckten Zeigefingern waren immer auch feine Melodien mit am Start auf diesem "Supporting caste". Hooklines, die man nicht so schnell vergisst. Das war bei Propagandhi ja fast immer so. Und ist es auch heute noch. Die Welt haben Propagandhi auch mit "Supporting caste" nicht verändert. Trotz Samstagabend-Auftritt bei Gottschalk mit der Hitsingle "Potemkin city limits" (drei Wochen Platz 1 in Deutschland, Österreich und in der Schweiz). Burger King hat den Preis für seinen Straßenfeger Doppel-Doppel-Whopper gerade auf zweifünfzig gesenkt. Überall auf der Welt hauen sie sich mal wieder die Köpfe für Kruzifix, Allah und Vaterland ein. Aber ein Chris Hannah musste tun, was ein Chris Hannah tun muss.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Night letters
- Supporting caste
- Dear coach's corner
- Potemkin city limits
- Without love
Tracklist
- Night letters
- Supporting caste
- Tertium non datur
- Dear choach's corner
- This is your life
- Human(e) meat (the flensing of Sandor Katz)
- Potemkin city limits
- The funeral procession
- Without love
- Incalculable effects
- The banger's effect
- Last will & testament
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Obrac
2014-11-18 17:06:08
Für mich auch das beste Propagandhi-Album. Mit dem Hardcorestil danach konnte ich nicht mehr viel anfangen. Ansonsten war ich aber auch nie ein großer Propagandhi-Fan.
eric (ausgeloggt)
2014-11-18 16:48:02
p.s.: ich habe allerdings auch nicht viel plan von hc/punk!
eric
2014-11-18 12:46:02
"Supporting caste" ist, da lege ich mich mittlerweile fest, ein echtes Manifest und für mich wohl die beste Platte in der jüngeren HC-/Punk-Vergangenheit. So. Feine Rezension auch. :)
FoeMan
2011-02-09 11:12:43
Jepp! Nie war eine 10/10 deutlicher. Keine Ausfälle und voller Ideenreichtum.
wei
2011-01-28 20:19:52
ich höre das Album jetzt seit dem es rausgekommen ist, also 2 Jahre, in stetiger Regelmäßigkeit.
Ich muss sagen, ich kenne kein anderes Album, das mir immer noch so viel Spaß bereitet. Mir wird jedes Mal warm ums Herz, wenn es losgeht. Ich bin auch der Meinung, dass das Album durchaus das ganze doch mit eher minimalistischen Ansätzen behaftete Genre ein ganzes Stück nach vorne bringt.
Absolute 10/10!
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