Sky Larkin - The golden spike

Wichita / Cooperative / Universal
VÖ: 06.02.2009
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Halbe Nasenlänge

Man muss sich erst einmal den Arsch wund spielen, bis man in der Musikwelt registriert und akzeptiert wird. Am Anfang stehen da eben nicht mehr als zwölf Leute im Publikum, von denen zwei Drittel nur wegen der Happy Hour und lediglich der Rest gekommen ist, um die Band zu sehen. Vielleicht erscheinen beim nächsten Gig zwei Leute mehr. Ansprüche stellen gilt erst, wenn man das ganze Equipment von A nach B gefahren, es alleine aufgebaut und hinterher verschwitzt und K.O. wieder eingeräumt hat - für eine Gage, die gerade eben so die Benzinkosten deckt. Aber natürlich gibt es auch Bands wie Sky Larkin. Bands, die sich dieses Ochsengetoure nach wenigen Auftritten eigentlich sparen könnten, weil ihnen die Vorschusslorbeeren nur so in den Mund gestopft werden.

Trotzdem ruckelt das Trio aus Leeds noch immer in seinem Van namens Horse durch die Gegend, spielt sich die Seele aus dem Leib und Sehnenscheidenentzündungen in die Handgelenke. Erst einmal bekannter werden, so das Credo der Band. Erst einmal Singles veröffentlichen. Die Bekanntheit von Sky Larkin wuchs im Stille-Post-Prinzip stetig an und lenkte den Fokus zunehmend auf "The golden spike". Das ist eine ehrenhafte Vorgehensweise, funktioniert in der Praxis allerdings nur dann, wenn man wie Sky Larkin hervorsticht aus einem Pool ambitionierter Jungbands. Etwa durch Sängerin Katie Harkin, die ihr Gitarreneffektgerät vermutlich vornehmlich dazu nutzt, an der Ein- und Aufdringlichkeit ihrer Stimme zu schrauben. Nestor Matthews und Douglas Adams rotieren zwischen Bass, Drums und Synthies, sorgen für Tempowechsel und verdeutlichen dabei beiläufig, was man zu dritt zu leisten im Stande sein kann. "We make noise. A girl and two boys.", beschreibt Harkins die Band.

Sky Larkin machen gleich mit dem Opener von "The golden spike" klar Schiff. Ohne Intro, ohne Eingewöhnungsphase startet "Fossil, I", mit Harkins unglamourösem Gesang, der den Vergleich mit Björk zumindest was das Potenzial zur Polarisierung angeht, nicht scheuen muss. Zeit für Tendenzen und Argumentationen bleibt kaum; kurze, knackige Songs reihen sich aneinander, und ehe man sich versieht, ist das halbe Album bereits durch- und vorbeigelaufen. Zu schnell. Wie bei "Hau den Lukas" zischt die Kelle nach oben, schlägt an die Hirnglocke und rasselt nach unten. Noch während die Verarbeitungsmaschinerie läuft, verbreitet "Somersault" vordergründig plötzlich Keyboard-Sequenzen und im Mittelteil gar Jahrmarktmusik. "One of two", die erste veröffentlichte Single der Band, drosselt Noise-Rock zu einem feinen, lediglich angerockten Indiepopsong und zählt zu den Highlights auf "The golden spike". Exemplarisch für Sky Larkin: Die Vorabsingles sind dem Rest des Albums in der Regel eine halbe Nasenlänge voraus. Und doch hat sich das Schuften gelohnt. Sky Larkin wollen künftig noch häufiger touren. Dann dürfte unter dem Strich auch mehr übrig bleiben, als der Tankwart an der nächsten Zapfsäule verlangt.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Molten
  • Sommersault
  • One of two

Tracklist

  1. Fossil, I
  2. Pica
  3. Molten
  4. Antibodies
  5. Octopus '08
  6. Somersault
  7. Beeline
  8. One of two
  9. Matador
  10. Geography
  11. Summit
  12. Keep sakes
Gesamtspielzeit: 36:33 min

Im Forum kommentieren

Half A Life

2009-05-04 08:17:19

Von reinen Äußerlichkeiten mal abgesehen ist die Platte selbst ein absolutes Juwel. Nicht neu, aber so gut.

Mogelkackung

2009-05-03 23:41:32

Frazuen sind auch selten geworden. Da darf man nicht wählerisch sein.

Eurodance Commando

2009-05-03 22:40:02

Komisch. Daselbe wollte ich grad nochmal schreiben.
Mein Frazuengeschmack hat sich in 3 Monaten scheinbar nicht geändert ...

Eurodance Commando

2009-02-03 14:44:22

Waren im November die Vorband von Los Campesinos!

Ganz nett, aber ob das durch duie Decke geht, kann ich mir nicht vorstellen.
Immerhin ist die Sängerin mega-sweet.

Andi

2009-02-03 13:53:03

Das Zeug auf Myspace klingt wie Kate Nash in gut.

Ich glaub ich muss mir mal das ganze Album zulegen.

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