Eagles Of Death Metal - Heart on

Downtown / Cooperative / Universal
VÖ: 23.01.2009
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Das Frühstück danach

Bisher waren der Sound der Eagles of Death Metal, ihre Songs und überhaupt die ganze Band der pure Hedonismus. Das Lustprinzip war nicht nur Leitmotiv von Jesse Hughes und Josh Homme, sondern das absolut einzige, was zählte. Schwanzgesteuerter Glamrock galore hieß das Ergebnis und erwies sich - überraschenderweise bei solchen Voraussetzungen - als richtig gut. Doch mit dem dritten Album kommt der Punkt, an dem ein paar Entscheidungen anstehen: Ist das wirklich noch ein Spaßprojekt? Ist Glamrock eine stilistische Sackgasse? Und muss man wirklich in jedem Song irgendwie übers Vögeln singen?

Die Antwort auf "Heart on" ist ein dreifaches "Nein". Das bedeutet glücklicherweise nicht, dass die beiden Hauptakteure dem Bierernst, den das letzte Album "Death by sexy" so famos umschifft hat, nun doch noch anheim gefallen sind. Eher scheint es, als seien Hughes und Homme nach einer zwei Alben dauernden Orgie von Drogen und Sex ein wenig gelangweilt gewesen und daher mal eben in den Proberaum gegangen, um zur Abwechslung etwas Musik zu machen. Vielleicht haben sie auch einfach nur das Potential, das in den Eagles of Death Metal steckt, realisiert und beschlossen, es nicht auf dem Altar der billigen Zote zu opfern.

Es wäre wohl ein leichtes gewesen, ein weiteres "Death by sexy" zu schreiben und damit die Fans erneut zu begeistern. Schließlich lief die Party bisher ganz gut, und Ermüdungserscheinungen waren weder bei den Gästen noch bei den Gastgebern auszumachen. Trotzdem haben Josh und Jesse alle, die kein Instrument spielen können, vor die Tür gesetzt. Ohne die Groupies ist der Sound der Eagles of Death Metal zwar immer noch reichlich überdreht, aber nicht mehr ganz so exaltiert. Der Groove kommt mittlerweile mehr aus dem Bauch als aus den Lenden, und die Texte sind weniger monothematisch. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass es diesmal in erster Linie um Musik geht.

Erfreulicherweise ist diese Entwicklung nicht so weit getrieben worden, dass der Spaß auf der Strecke bleibt. Die Produktion von "Heart on" wirkt immer noch ziemlich roh und im besten Wortsinn hingerotzt. Ideen werden ohne Umschweife in die Songs eingebaut, und wenn dabei ein geklautes Marc-Bolan-Riff herauskommt, ist das noch lange kein Grund, es sich zu verkneifen. "Cheap thrills" jedenfalls hätte T. Rex' "Get it on" 1971 nahtlos auf Platz eins der Charts folgen können. Auch das unglaublich luftig groovende "Wannabe in L.A." fiele auf einem Best-Of-Mix zwischen älteren Kollegen wie "Cherry cola" höchstens durch die ruhig erzählten Strophen auf. Konkret beschreibbar hat sich die Musik der Eagles Of Death Metal also kaum geändert. Dennoch: Etliche der Songs brauchen ein paar Durchgänge, bevor sie richtig zünden. Ausufernde Jam-Eskapaden wie der Ausklang von "I'm your torpedo" erinnern stärker als früher an die Queens Of The Stone Age der "Rated R"-Phase. Das verleiht dem Album eine höhere Halbwertzeit als seinen Vorgängern, ohne es dabei besser oder schlechter zu machen. Nicht die musikalische Ausrichtung, wohl aber die Attitüde der Band hat sich deutlich gewandelt. "Heart on" ist zwar nicht wirklich ernsthafter, aber ernstzunehmender, nicht seriöser, aber langlebiger als die früheren Werke. War "Death by sexy" ein zügelloser One-Night-Stand, so gibt es bei "Heart on" noch ein Frühstück am nächsten Morgen mit dazu - vor dem finalen Tritt vor die Tür. Mehr metrosexy werden die Eagles Of Death Metal dann eben doch nicht.

(Rüdiger Pater)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Wannabe in L.A.
  • Secret plans
  • Cheap thrills
  • I'm your torpedo

Tracklist

  1. Anything 'cept the truth
  2. Wannabe in L.A.
  3. (I used to couldn't dance) Tight pants
  4. High voltage
  5. Secret plans
  6. Now I'm a fool
  7. Heart on
  8. Cheap thrills
  9. How can a man with so many friends feel so alone
  10. Solo flights
  11. Prissy prancin'
  12. I'm your torpedo
Gesamtspielzeit: 40:54 min

Im Forum kommentieren

jayfkay

2016-11-08 23:06:07

Highlights: secret plans, wannabe in la, cheap thrills

jayfkay

2016-11-08 23:01:17

die scheibe geht immer noch gut ab - wenn man entsprechende kopfhörer hat.

Torpedo

2011-06-07 21:00:51

Bester Song: CHEAP THRILLS
Schlechtester Song: SOLO FLIGHTS und HEART ON

hannes

2010-03-19 23:51:10

als wenn obama rein politisch-idealistisch handeln würde.. aber seine präsidentschaft setzt immerhin ein zeichen und geht in die richtige richtung. mehr oder weniger.

der rezension des albums muss ich voll und ganz zustimmen, mir gefallen die geannnten highlights auch am besten. spaßrock, der lässig vor sich hingroovt und gefällt. der rest ist mittelmaß. 7/10.

SpuddBencer

2009-01-31 15:22:05

ich schätz einfach mal dass die amis mit dem wort "kommunist" anders umgehen als wir europäer, der ganze rechte flügel der republikaner bezeichnet die demokraten ja als kommunisten

das macht es ja viel besser.

vielleicht gehen sie auch anders mit dem begriff "murder" um, wenn sie diesen den ärzten in abtreibungskliniken vorwerfen...

ich bin wirklich weit davon entfernt, "uns" europäern eine moralische und kulturelle überlegenheit gegenüber der USA zu attestieren, aber nichtsdestotrotz bleiben dumme und unreflektiert von konservativen medien etc. übernommene ansichten dumm und unreflektiert.

und den rassismus-vorwurf hatte ich ja nur irgendwo gelesen und nach dem interview auch für falsch befunden...

(sorry für so viel off topic)

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