Kimya Dawson - Alphabutt

K / Cargo
VÖ: 12.09.2008
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Jedes Kind kann singen

Erwachsen wird heute niemand mehr freiwillig. Das ewige Kind bleibt bis Mitte vierzig oder für immer. Die orale Phase beschränkt sich nicht mehr nur auf einen Abschnitt im frühkindlichen Lebensalter, sondern zieht sich durch Pubertät, Quarterlife und Midlife Crisis ebenso wie Münder sich über diverse Flaschenhälse, Lippen und Körper, Haarsträhnen und Zigaretten. Bei den so genannten Kreativen mögen es vielleicht noch Stiftenden sein - oder Mikrophone. Letzteres wird dann zum Problem, wenn das Besabbeln des Mikrophons auf CDs verkauft und unschuldige Ohren damit vollgedröhnt werden.

Was Kimya Dawson dazu inspiriert hat, auf ihrem neuen Album komplett einen auf Kindergartentante zu machen? Vielleicht ihre kleine Tochter, die ihr alle Vorteile des Kindseins vorgelebt hat. Vielleicht auch die lange Zusammenarbeit mit Adam Green bei den Moldy Peaches. Vielleicht hat Dawson auch einfach so einen kleinen Schuss oder eine Identitätskrise. Ihre explodierte Afro-Vokuhila-Matte gepaart mit Tatoos und Piercings passt ja auch nicht zu ihrer sanften und sich scheinbar dauerhaft verhaspelnden Stimme und der leisen Gitarre. Durchaus annehmbare, angenehme Singer/Songwriter-Musik mit lebenslänglicher Wohlfühlatmosphärengarantie, die es sogar auf den "Juno"-Soundtrack schaffte, hat Dawson schon geschrieben. Angereichert mit so vielen Muttergefühlen wie auf "Alphabutt" wird das Geschrammel allerdings nervig für all diejenigen, die sich nicht täglich mit vollen Windeln, Hippgläschen und pädagogisch wertvollen Fühlbüchern beschäftigen.

Dawsons melodiöse Gitarrenmusik wird durch permanentes Dazwischengesinge, -gekrächze, -gelalle, -gebrülle und -geweine einer Horde Kleinkinder unterstützt und phasenweise schlichtweg unerträglich gemacht. Was ohne Kinder nett klingen würde, ist so ein einziger Streifzug durchs Teletubbie-Rolf-Zuckowski-Tobeland. Selbst wer es schafft, über Titel wie "“I like bears"“ und "“Pee-pee in the potty"“ geflissentlich hinwegzusehen, wird sich spätestens beim Einsetzen der rasselnden Schreihälse und der permanenten Thematisierung von Babys und Tieren älter als je zuvor fühlen. Ziemlich sprachlos sehnt man sich deshalb ans Ende des Albums und in einen Ohrensessel vor prasselndes Kaminfeuer. Man kann sich dann allenfalls noch fragen: Will jemand überhaupt ernst genommen werden, dessen Kind genauso heißt wie das WWF-Tier?

(Natascha Leo)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Happy home (Keep on writing)
  • Wiggle my tooth

Tracklist

  1. Little monster babies
  2. Alphabutt
  3. Bobb-O
  4. Louie
  5. Smoothie
  6. I like bears
  7. Seven hungry tigers
  8. Happy home (Keep on writing)
  9. Wiggle my tooth
  10. I love you sweet baby
  11. Pee-pee in the potty
  12. Uncle Hukee's house
  13. We're all animals
  14. Little panda bear
  15. Sunbeams and some beans
Gesamtspielzeit: 27:41 min

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