Xavier Rudd - Dark shades of blue

Anti / SPV
VÖ: 15.08.2008
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Die Grundgütigen

Keine Frage, Xavier Rudd ist einer von den Guten. Nicht ganz so klinisch rein wie Bono Vox und Chris Martin, bei denen jeder quer sitzende Fußnagel als Verschlechterung der Weltlage aufgenommen wird. Nein, Rudd arbeit im Kleinen und setzt sich für saubere Luft, grüne Wälder und die Rechte der Aborigines ein. Dass den Problemen Australiens nicht immer mit relaxter Plingplang-Musik beizukommen ist, ist Rudds neueste Erkenntnis, weshalb er auf "Dark shades of blue" einen eindeutig dunkleren und aggresiveren Ton anschlägt als bisher. Um zu einem professionellen Ergebnis zu kommen, hat er sich zudem Joe Barresi in Studio geholt, bisher unter anderem tätig für Kyuss und Tool.

Barresi hat nun für eine handvoll Songs das gemacht, was er am besten kann: tonnenschwere, träge Gitarrenwände aufbauen, die Rudds bisher zumeist seichte, in Jack-Johnson-Sphären schwebende Gefühlslage hinter einem Prog-Gardinchen verschleiern. Im Wechselspiel mit den Weltmusikambitionen des Australiers entwickelt "Dark shades of blue" einen seltsam hypnotischen Sog, der den Hörer wankelnd zwischen heavy Gitarren, Reggaebeats, Lagerfeuerbetroffenheit und Didgeridoo gefangen nimmt und stetig weiter hineinzieht. Die ersten beiden Tracks "Black water" und "Dark shades of blue", die im Grunde einen einzigen bilden, sind Steven-Wilson-Prog in Reinform. Der Achtminüter "Uncle", der durch angedeutete Tool-Rhythmik, die dazu passend verzerrte Telefonstimme und eine Bob-Marley-Gesangslinie besticht, baut ab der Hälfte auf die Macht der Repetition, die Rudds grundgute Message beständig in den Kopf hämmert: "There will be change". "Up in flames" nimmt den Staffelstab auf und rockt einfach ganz straight alles in Grund und Boden.

Die Welt des Australiers könnte so einwandfrei wunderbar sein, wenn sich nicht hin und wieder einzelne Verschmutzungen eingeschlichen hätten, die eine musikalische Feinstaubskala beinahe zum Bersten bringen könnten - wären sie nicht so dezent auf die höchst komplex arrangierten Songs verstreut. Der einzig wirkliche Tiefpunkt der Platte findet sich im Weltfrieden- und Wir-haben-uns-doch-alle-lieb-Reggae "Edge of the moon", der vollkommen schmerzfrei ein globales Hand-in-Hand-Kreistänzchen fordert und damit dann doch ein bisschen zu sehr auf Bonos Pfaden trampelt. Zum Glück bleibt es bei diesem einen groben Ausreißer auf einem Album, das in der Gesamtheit zwar zerrissen wirkt, aber doch immer um denselben Fixpunkt des gesellschaftlichen Wandels kreist. Ach, wären wir doch alle nur so gute Menschen wie Xavier Rudd, die Utopie der blühenden Landschaften wäre wohl keine mehr. Aber was würde Mr. Vox dann wohl beruflich machen?

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dark shades of blue
  • Uncle

Tracklist

  1. Black water
  2. Dark shades of blue
  3. Secrets
  4. Guku
  5. Edge of the moon
  6. This world as we know it
  7. Shiver
  8. Uncle
  9. Up in flames
  10. Hope that you'll stay
  11. Home!
Gesamtspielzeit: 57:02 min

Im Forum kommentieren

bee

2008-12-01 12:26:37

sehr feines Album des Australiers zwischen Prog und Ethno - sehr gute Songs bei bester Produktion. Die ganze Anlage der Musik erinnert auch an die Guten von Tribe After Tribe.
ear: http://www.myspace.com/xavierrudd

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