The Hold Steady - Stay positive
Rough Trade / Beggars / Rough TradeVÖ: 11.07.2008
Einer geht noch
Die Leuten reden immer von der Wichtigkeit des ersten Mals in jeder denkbaren Lebenslage, aber kommt es nicht viel mehr auf das letzte Mal an? Sagt der erste Kuss wirklich mehr über eine Beziehung als der letzte? Oder schmeckt die erste Zigarette besser als die letzte? Das Gemeine an solch wichtigen letzten Momenten ist natürlich, dass man sie nicht vorausplanen, nie ausreichend auf sie vorbereitet sein kann. Wer soll schon wissen, wann es vorbei ist mit dem Sexleben, dem Plattenmachen oder der Nationalmannschaftskarriere von Jens Lehmann? Es empfiehlt sich deshalb, alles festzuhalten, was irgendwie nach Endgültigkeit klingt - und wenn es bloß ein Album einer Band ist, das alle weiteren Beiträge zu seinem Genre unnötig macht.
"Boys and girls in America" von The Hold Steady war so eine Platte. Es ging zwar nur im Kneipenrock, strenggenommen, aber den konnte man auch wegschmeißen danach. Es stimmte alles, es fehlte nichts mehr - und es ist die logischste Sache der Welt für eine Band wie diese, dass sie deshalb gleich noch eine Kneipenrock-Platte gemacht hat. "Stay positive" nimmt schon im Titel vorweg, dass ihm quasi nichts anderes übrig blieb, und The Hold Steady verlassen sich ein weiteres Mal auf die Dringlichkeit ihrer Gitarren, die Größe ihrer Gesten und Craig Finns freche Zunge, die auch bei ständiger Beanspruchung immer spitzer zu werden scheint. Veränderungen finden im Kleinen statt, Details werden wichtiger. Trotzdem sind sie wieder das Unwichtigste überhaupt, wenn einem "Constructive summer" zum Auftakt über die Füße fährt.
Der Song ist nahe dran an einer 1:1-Kopie seines "Boys and girls in America"-Gegenstücks "Stuck between stations". Das polierte Klavier perlt wieder durch alle Ritzen, die eine umtriebige Alarmschläger-Gitarre freilässt, Finn gibt den Mensch gewordenen Lautsprecher, und was nach der ersten Strophe noch steht, wird eben vom obligatorischen Männerchor weggerissen, der nur bei dieser Band so inbrünstig schmettern kann und schmettern darf. "Constructive summer" ist das beste und effektivste Stück auf "Stay positive"; außerdem ist es alleinverantwortlich dafür, dass man mindestens drei Versuche lang glauben muss, The Hold Steady wollten sich dadurch aus der Affäre ziehen, dass sie "Boys and girls in America" noch einmal aufnehmen. Nur halt mit anderen Songs.
Den Blick auf ihre Neuerungen gibt die Platte eher zögerlich und widerwillig frei: Die Einton-Reggae-Gitarre und das vorbildliche Cembalo-Klimpern aus "One for the cutters" müssen sich mit einem sehr Hold-Steady-typischen Restsong herumschlagen. Auch der Akustik- und Banjo-Einwurf "Both crosses" besteht darauf, sein inneres Tom-Petty-Lied in den bandeigenen Kontext zu überführen. Und das unverfrorene Talkbox-Solo am Ende von "Joke about Jamaica" hat ohne Zweifel schon immer in The Hold Steady gesteckt. Wie schmerzfrei sie aber wirklich sind, zeigt erst "Lord, I'm discourraged", eine Bad-Taste-Rallye, die man in den Neunziger Jahren noch Powerballade genannt hätte. Typisch auch: Zwischen einem beispiellosen Joshua-Kadison-Klavierintro und einem bis in die lang gezogenen Töne perfekt emulierten Richie-Sambora-Gitarrensolo steckt hier der ergreifendste Refrain des ganzen Albums.
Sowieso sind all diese Songs großartig und ihre Geschmacksverirrungen viel eher Herausforderung als denkbare Kritikpunkte. "Stay positive" kann einen natürlich nicht mehr so treffen wie sein Vorgänger, und The Hold Steady müssen deshalb hart arbeiten, um schließlich bei einer annährend gleich guten Platte anzukommen. Probleme damit, die Hemdsärmel hochzukrempeln, hat diese Band aber noch nie gehabt, und so pflügt sie mit eisernem Selbstverständnis durch "Sequestered in Memphis", demoliert jede Aufmüpfigkeit aus den Käse-Keyboards von "Navy sheets" heraus und lässt sich von ihrem neuen Titel- und Mottostück die Bleifüsse küssen. Dass Finn sich nach den Jugendromanen der letzten Platte nun vermehrt um sich selbst kümmert, mit jedem Song ein bisschen älter wird und all das noch durch diverse Selbstzitate belegt, eröffnet wiederum eine Dimension dieses Weitermacher-Rocks, die viel zu oft unberührt bleiben wird. "Our psalms are sing-along songs", Finn sagt es ja selbst. Und am wichtigsten ist natürlich immer noch das nächste Mal.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Constructive summer
- Sequestered in Mempis
- One for the cutters
- Stay positive
Tracklist
- Constructive summer
- Sequestered in Memphis
- One for the cutters
- Navy sheets
- Lord, I'm discouraged
- Yeah sapphire
- Both crosses
- Stay positive
- Magazines
- Joke about Jamaica
- Slapped actress
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Kristian
2009-05-05 07:32:04
Paul, ich glaube, es waren ca. 13 Dollar Porto. So dass man am Ende bei knapp 34 Dollar lag, was immer noch mehr als ok ist für das Package. Die Lieferung kam übrigens bei mir überraschend schnell (1 Woche).
paul
2009-05-04 19:39:37
@kristian
wie wie viel kostet das porto eigentlich nach
deutschland
paul
2009-05-04 19:39:36
@kristian
wie wie viel kostet das porto eigentlich nach
deutschland
paul
2009-04-19 19:32:12
auf der ths homepage
alex
2009-04-17 12:08:20
wo gibt es denn das package?
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