Albert Hammond, Jr. - ¿Cómo te llama?
Rough Trade / Beggars / Rough TradeVÖ: 04.07.2008
Hollow men
Es gibt auf der Homepage der Strokes die Rubrik "Ask me anything", die zwar aussieht wie eine leer gespielte "Jeopardy"-Wand, aber eigentlich viel besser ist. Fans können dort all ihre brennenden Fragen zur Band einsenden, und auf die wichtigste von allen - "Welche Superheldenkraft hättest Du gerne?" - antwortet Albert Hammond, Jr. mit: "Unsichtbarkeit." Könnte Probleme geben bei einer Hollywood-Verfilmung, ist aber auch sehr sinnvoll, weil es ihm erlauben würde, sich immer mal wieder von den Arbeiten am vierten Strokes-Album zu entfernen, um unbemerkt seine Solokarriere voranzutreiben. "¿Cómo te llama?" erhöht den Spielstand für die letzten zweieinhalb Jahre schließlich auf Hammond, Jr. 2, Strokes 0 - und es bleibt weiterhin ein Rätsel, warum sich die Hauptband so stur dagegen sträubt, zumindest einige Songs ihres Rhythmusgitarristen ins eigene Programm aufzunehmen.
Hammond, Jr. kann sich mit solchen Fragen natürlich nicht aufhalten. Er hat sich längst seine eigene Band zum Herumkommandieren gesucht und für den Nachfolger der genügsamen Charmeoffensive "Yours to keep" neue Marschrouten ausgegeben: mehr Ambitionen, mehr Action, mehr von allem, eigentlich. Im weiterhin eng abgesteckten Spielraum eines Rockquartetts heißt das dann: einmal schwüler Reggae in "Borrowed time", ein abgestumpfter Drumcomputer-Beat im anschließend sehr putzig aufgefalteten "Lisa" und das leider weitgehend nutzlose Sieben-Minuten-Instrumental "Spooky couch", das sich seine Daseinsberechtigung erst mit einem feinfühligen Streicherfinale erspielt. Längst nicht alles also, was Hammond, Jr. ausprobiert und anfasst, wird zu Gold. Wenn er einen mal drankriegt, dann aber auch richtig.
Seine besten Songs bleiben die, die gar nicht versuchen, sich besonders weit von den Strokes abzusetzen. Das flexibel aufgestellte Gitarrenschaulaufen von "In my room" macht sich in einem unverkennbaren Julian-Casablancas-Moment lang zum Refrain, "Miss Myrtle" unterwandert altbekannte Songmuster mit einer kippelnden Orgelmelodie, und das ungeduldige Trippeln aus "G up" klingt nach Wiederhören und weiter so. Nur weil Hammond, Jr. in "The boss Americana" auch mal härter auf die Gitarre haut, ändert sich also noch lange nichts daran, dass er vor allem ein Poptyp mit lustigen Flausen im Kopf ist. Es könnte schlimmer sein - bei den Beatles hat der Wahnsinn schließlich mal genauso angefangen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- In my room
- Lisa
- Borrowed time
Tracklist
- Bargain of a century
- In my room
- Lisa
- Gfc
- The boss Americana
- Rocket
- Victory at Monterey
- You won't be fooled by this
- Spooky couch
- Borrowed time
- G up
- Miss Myrtle
- Feed me Jack or: How I learned to stop worrying and love Peter Sellers
Referenzen
Spotify
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