Radiohead - The best of (Limited edition)

Parlophone / EMI
VÖ: 30.05.2008
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

The pounds and the pence

Man muss das Radioheads alter Plattenfirma zugute halten: Immerhin bringt sie die Sache schnell hinter uns. Letztes Jahr erst wurde die 7-CD-Komplettbox mit den Alben der EMI-Phase durchs Weihnachtsgeschäft gescheucht. Jetzt schon kommt das Doppel-CD-Best-Of für alle, die keine Zeit oder kein Geld oder beides nicht haben. Natürlich ist diese Verramschung von 20 Jahren Radiohead unbeholfenes Nachtreten und kindische Machtdemonstration, aber natürlich sagt auch Thom Yorke nur die halbe Wahrheit, wenn er meint, den Sinn hinter dieser Compilation nicht zu verstehen, weil man doch gar keine Hits gehabt hätte. Innerhalb eines gar nicht so kleinen, gar nicht so hermetisch abgeriegelten Kosmos hatten Radiohead sehr wohl Hits - und auf eine Rezension ihrer "Best of" zu verzichten, wäre ohnehin heuchlerisch gewesen. Bei weniger großen Bands fragt schließlich auch niemand, ob diese Greatest-Hits-Sause oder jenes Livealbum mit ihrem Einverständnis veröffentlicht wurde. Und wir mögen halt gute Musik, Entschuldigung.

Interessanter ist sowieso die Frage, wer nun diese Radiohead-Best-Of braucht, und natürlich lautet die Antwort: jeder und niemand. Mindestens 24 der 29 hier versammelten Songs sind essentieller Musikunterricht und die "Pablo honey"-Stücke zumindest interessant im Kontext der Entwicklung, die Radiohead seit 1989 erlebt haben. Nur hat diese Songs halt schon jeder, der sie haben will - genau wie sich schon jeder Fan mit CD-Brenner seine eigene Best Of gebastelt haben dürfte. Die Offizielle gleicht diesen Umstand durch ein zwölfseitiges Booklet mit alten und mittelalten Fotos (beinahe der gemeinste Schachzug der Plattenfirma - man möchte Tränen lachen) sowie ausführlichen Linernotes des Guardian-Autors Chris Salmon aus. Ein Kommentator aus dem unmittelbaren Umfeld der Band war erwartungsgemäß nicht zu organisieren.

Die Tracklist von "The best of" zieht sich bei ihrer undankbaren Aufgabe allerdings ordentlich aus der Affäre. Den farbarmen Pixies-Rock von "Pablo honey" hätte wohl auch "Creep" alleine und die B-Seiten ein spannenderer, experimentellerer Song als "Talk show host" repräsentieren können - selbst wenn dieser Track für Radiohead eine wichtige Schnittstelle zwischen Melodie und Groove darstellt. Abgesehen davon bemüht sich "The best of" aber erfolgreich um Ausgeglichenheit. Der größte Teil der Lieder kommt von "OK computer", und das ist in mehrerlei Hinsicht sinnvoll: Die Platte ist nicht nur elf Jahre nach ihrem Erscheinen weiterhin rasend gut - sie stellt auch die einzig logische Verbindung zwischen den radikal verschiedenen Radiohead des 20. und 21. Jahrhunderts dar. "Paranoid android" funktionierte noch ohne Rockmusikabscheu, aber bereits mit glühenden Erfindervisionen. "Lucky" war die vorgezogene Hymne zum Y2K-Breakdown, der niemals stattfand. Und "Exit music" ist noch immer erste Wahl, wenn es darum geht, in alten Teenagerwunden herumzupulen. Wahrscheinlich das Beste, was einer Pubertät in den 90er Jahren passieren konnte.

Wie Radiohead danach mit "Kid A" ihre Karriere schockfrosteten, wirkt aus acht Jahren Abstand sehr viel weniger lebensmüde als konsequent - auch wenn es bemerkenswert bleibt, dass ein Album mit der Mutanten-Disco von "Idioteque", den Space-Jazz-Quälereien aus "The national anthem" oder dem bis heute nicht geerdeten "Everything in its right place" zur Konsensplatte des Jahrzehnts wurde. Natürlich könnte man dahingehend argumentieren, dass Radiohead danach nie mehr so getrieben wirkten, sich eher seit- als vorwärts entwickelt haben und ihren emotionalen Punch heute bedeutend ökonomischer einsetzen. Es gibt jedoch sehr viel sinnvollere Dinge als solche Diskussionen, und dass dazu auch diese Best-Of-Platte gehört, muss man ihr schon lassen. Die Welt ist schlecht, aber ihre Musik ziemlich gut, das ist wohl die ganze Geschichte in einem Satz. Wir lesen uns dann in drei Monaten zur B-Seiten-Compilation.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Just
  • Paranoid android
  • Karma police
  • There there
  • Lucky
  • Idioteque
  • Pyramid song
  • Everything in its right place
  • Exit music (for a film)
  • The national anthem

Tracklist

  • CD 1
    1. Just
    2. Paranoid android
    3. Karma police
    4. Creep
    5. No surprises
    6. High and dry
    7. My iron lung
    8. There there
    9. Lucky
    10. Fake plastic trees
    11. Idioteque
    12. 2+2=5
    13. The bends
    14. Pyramid song
    15. Street spirit (Fade out)
    16. Everything in its right place
  • CD 2
    1. Airbag
    2. I might be wrong
    3. Go to sleep
    4. Let down
    5. Planet Telex
    6. Exit music (for a film)
    7. The national anthem
    8. Knives out
    9. Talk show host
    10. You
    11. Anyone can play guitar
    12. How to disappear completely
    13. True love waits
Gesamtspielzeit: 130:39 min

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