Mudhoney - The lucky ones
Sub Pop / CargoVÖ: 23.05.2008
Unverrückbar
Es braucht nicht viel, um mitreißende Musik zu machen. Virtuosität ist schon mal nicht nötig, genauso wenig eine technische Ausstattung, die teurer ist als ein gebrauchter Mittelklassewagen. Man braucht auch keine Gästeliste, die für eine exklusive Hollywood-Pool-Party taugen würde. Nicht mal technisch einwandfreie Geräte und gut gestimmte Insrumente sind eine unabdingbare Voraussetzung. Und ein Sänger, den die "American Idol"-Jury schon noch drei Sekunden und ebenso vielen versäbelten Tönen nach Hause schicken würde, muss kein Nachteil sein.
Trotzdem braucht es verdammt viel, um mitreißende Musik zu machen. Spannung ist wichtig, egal ob mit 15 harmonisch aufeinander abgestimmten Akkorden gearbeitet wird oder zweieinhalb dissonante Brecher die Songstruktur bilden. Der Song an sich muss von überragender Qualität sein, und ein gutes Gespür für interessante Rhythmen ist zumindest kein Fehler. Die Energie sollte in die richtige Richtung fließen und präzise da explodieren, wo die nachhaltigste Wirkung erzielt wird. Was auf den Bauch zielt, muss aus dem Bauch kommen. All das lässt sich für Geld nicht kaufen. Das Gefühl muss einfach stimmen.
In diesem Fall sind auch andere immaterielle Eigenschaften wie Innovationsfreude eher nebensächlich. Mudhoney machen schon seit einer gefühlten Ewigkeit unangepassten, grundguten Lärm und erfreuen damit eine kleine Schar Jünger, die auf einer ähnlichen Wellenlänge funken. Eine im Vergleich zur Bandgeschichte kurze Phase, in der jener von ihnen aus der Taufe gehobene Sound als Grunge das Aushängeschild einer Rock-Generation wurde, hat die Band genausowenig aus der Spur gebracht wie der anschließende Umzug zurück in den Untergrund. Vielleicht sind Mudhoney die einzige Band ihres Labels Sub Pop, für die dieser Name tatsächlich immer Programm war.
Auch auf dem neuen Album rücken die Vier aus Seattle keinen Millimeter von ihrem Standpunkt ab. Schlichte und hocheffiziente Punkrockriffs knallen dem Zuhörer um die Ohren, Noise-geschwängerte Gitarren reißen blutige Spuren in Gehörgänge, die durch zu viel seichten Pop weichgespült sind. Mark Arm kreischt und keifft, nölt und lamentiert sich durch die Lieder, die so herrlich weh tun. Und wenn ein wenig Hardcore ins Spiel kommt wie bei "The open mind", spiegelt sich Henry Rollins im Hintergrund. Dass Mudhoney auch im Jahre 20 ihre Bestehens so auf die Kacke hauen, als ob "The lucky ones" ihre erste und letzte Platte wäre, macht das Album bei allen technischen Limitationen so wundervoll. Hier hat sich nichts geändert. Natürlich könnte man stattdessen auch eine der anderen Scheiben der Band wieder ausgraben. Bei den ganz Großen gilt eben, dass man von diesen kleinen, dreckigen Songs gar nicht genug haben kann. Und Mudhoney sind in dieser Beziehung mittlerweile riesengroß.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Inside out over you
- The lucky ones
- The open mind
- Running out
Tracklist
- I'm now
- Inside out over you
- The lucky ones
- Next time
- And the shimmering light
- The open mind
- What's this thing?
- Running out
- Tales of terror
- We are rising
- New meaning
Im Forum kommentieren
Wolffather
2009-10-08 11:53:01
Dieses Album ist SO gut, schade dass es hier nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen hat...
Wolffather
2009-06-08 11:31:26
Also ich werde mir Mudhoney-Alben kaufen, solange es welche gibt, besonders die letzten 4 (Tomorrow Hit Today, Since We've Become..., Under A Billion Suns, The Lucky Ones) waren absolut erstklassig
WaclavBrunskij
2009-06-08 09:44:12
@noise : wie wahr.
noise
2009-06-08 09:26:43
Ich dachte eigentlich, ich brauchte kein neues Mudhoney Album mehr. Aber, diese Scheibe hat mich eines besseren belehrt.
Schön das es solche Combos noch gibt.
Wolffather
2009-06-07 14:59:29
gestern mal wieder seit langem angehört, tolles Album, tolle Band... Berlin, ich bin am Start!
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