The Feeling - Join with us

Island / Universal
VÖ: 16.05.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Vanille, Erdbeer, Schokolade

Was fängt mit "J" an und hört mit "us" auf? Na? Das neue Album von The Feeling? Leute, wir sind hier doch nicht bei Neun eviL. Wer beim Plattentests.de-Quiz abräumen will, muss schon mehr draufhaben, als Telefon und Fernbedienung erfolgreich auseinanderhalten zu können. Zum Beispiel sachdienliche Hinweise ("Damals waren die Fans noch Jünger.") von grenzwertigen Kalauern ("Der Sänger von Nazareth ist es nicht.") unterscheiden und sich nicht davon verwirren lassen, dass es trotz flugs gefundener Lösung zunächst ein Rätsel bleibt, was Jesus denn nun mit The Feeling zu tun haben soll. Dabei liegt das doch wirklich auf der Hand: Deren Frontgockel Dan Gillespie Sells ist der Messias unter den Melodieseligen - seine streichzarten Spandexhymnen könnten Pulverschnee in Softeis verwandeln. Natürlich mit heißen Himbeeren, Schokostreuseln und unter anderem einem Klecks Sahne an der Waffel.

Wenn's nicht schon in jeder anderen Rezension zu jeder anderen Veröffentlichung von The Feeling stehen würde, dann ließen sich - à propos Pulverschnee! - an dieser Stelle ganz prima ihre Lehrjahre in den französischen Alpen einbauen. Sie waren eine dieser furchtlosen Hüttengaudi-Combos, die allabendlich aus den unvermeidlichsten Hits der geschmackstolerantesten Jahrzehnte eine tollkühne Lawine rollen und sie so lange in Touri-Trommelfelle quetschen, bis sich auch die letzte Pistensau wünscht, ein Keinohrskihaserl zu sein. Mittlerweile machen sich andere Après-Ski-Mucker zum Yeti - und haben angeblich sogar den einen oder anderen unvermeidlichen Hit von The Feeling im Repertoire. Die wiederum konnten zwischenzeitlich Mehrfachplatin und den Ivor-Novello-Award für ihr quietschfideles Debüt "Twelve stops and home" einsacken und genießen nun ihre redlich verdienten Herrenjahre. Und wo haben sie wohl ihr zweites Album aufgenommen? Natürlich in einem altehrwürdigen Herrenhaus. Ohne Tontechniker, ohne Produzent, ohne Erziehungsberechtigte von Label oder Management. Und vor allem: nach wie vor ohne Angst vor knietiefen Softrock-Klischees.

Dass The Feeling sich unersättlich dem Genuss multipler Refrains hingeben, mit dem größten Vergnügen Riffe versenken spielen und ein Herz für verpönte Saxophonsoli haben, ist ja nichts Neues. Sehr wohl aber, dass sie direkt im Opener einen Tanzflächenbrand entfachen, für den man spontan die Scissor Sisters zur Verantwortung ziehen würde: "I thought it was over" pulsiert und vibriert im Rhythmus einer hypnotisch rotierenden Discokugel und ist der mit Abstand größte Schritt, den Gillespie Sells jemals in Richtung Elektropop gewagt hat. Aber natürlich hat er trotzdem noch die bandeigene Brian-May-Attrappe im Schlepptau, die früher oder später sowieso jeden der zwölf Songs zu einer Queen-Nummer krönt. Der vielversprechendste Thronfolger ist noch dazu ein hervorragender Pfadfinder: Über eine Hängebrücke aus beschwingtem Klimperklavier führt "Turn it up" zielsicher auf den schönsten Gipfel der Glamrocky Mountains.

Die Hitdichte von "Twelve stops and home" erreicht "Join with us" zwar nicht ganz, hat dafür aber die interessanteren Arrangements und eine weitaus größere musikalische Vielfalt zu bieten. Allein schon die im Titeltrack versammelten Kuriositäten: das gnadenlose Weckerticken, der adrenalindurchflutete Satzgesang, die völlig unerwarteten Blur-Harmonien samt Trudel-Gitarre, die köstliche "Drive my car"-Anspielung, das breitbeinige Hardrock-Finale, die zauberhafte Harfen-Coda, der Platz hier reicht gar nicht aus. "Without you" täuscht kurz den gleichnamigen Harry-Nilsson-Klassiker an, blüht dann aber als lieblich groovendes Soulpop-Original auf - inklusive Slap-Bass, Zuckerwattestreicher und Bongo-Percussion. "Don't make me sad" macht dem ausschweifendsten Boogie-Woogie-Piano des Vereinigten Königreiches eine sensationell bierselige Szene, während "Don't go away" zwar wunderbar fußwippig, aber leider auch "one person away from happiness" ist. Sachdienlicher Hinweis: Vielleicht einfach mal anrufen und auf ein Softeis einladen. Vorausgesetzt, man kann Telefon und Fernbedienung erfolgreich auseinanderhalten.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I thought it was over
  • Without you
  • Turn it up
  • Don't go away

Tracklist

  1. I thought it was over
  2. Without you
  3. Join with us
  4. Spare me
  5. Turn it up
  6. I did it for everyone
  7. Won't go away
  8. Loneliness
  9. Connor
  10. This time
  11. Don't make me sad
  12. The greatest show on earth
Gesamtspielzeit: 54:14 min

Im Forum kommentieren

Gordon Fraser

2016-12-05 19:28:49

Passt gut in die Vorweihnachtszeit, irgendwie. So behaglich-heimelig-entspannt, der Sound. Tolle Songs, viel Zuckerwatte.

Bonzo

2008-06-27 14:57:58

Ach ja,
gute Rezension.

Bonzo

2008-06-27 14:50:15

Irgendwie ist es ja schon geil.
Queen-Revival. Yeah!

drops

2008-02-28 20:47:33

Bin gespannt. Mochte das Debüt.

Armin

2008-02-20 19:34:43

The Feeling: Join With Us | VÖ: 25.04.2008 (CD Album & Download)










Mit ihrem neuen Album „Join With Us“, das bei uns am 25. April erscheinen wird, befinden sich The Feeling im Moment direkt auf den Weg an die Spitze der UK-Albumcharts! Die Trendcharts sagen Platz#1 voraus.

Bereits mit dem Vorgänger „Twelve Stops And Home“ hatten sie ihren Durchbruch gefeiert. Über 200 Konzerte waren auf ihrem Konto, und über eine Million verkaufte Alben von „Twelve Stops And Home“, das auch bei den Kritikern wie eine Bombe einschlug. Vier ihrer sofort süchtigmachenden Songs hatten sich nacheinander zu astreinen Hit-Singles entwickelt – „Sewn“, „Fill My Little World“, „Never Be Lonely“ und „Love It When You Call“ – und liefen pausenlos im Radio.

Nun präsentieren sie ihr neues Werk „Join With Us“. Tiefsinniger und deutlich ambitionierter als der Vorgänger, ist „Join With Us“ insgesamt ein Album, auf dem freudestrahlende Boogie-Woogie-Einlagen am Klavier auf ausgelassen-rücksichtslose Heavy-Metal-Gitarrensoli treffen; auf dem harmonische Refrains Platz machen für Zweikämpfe zwischen Cembalo und Streicher-Quartett; und auf dem schließlich selbst ein fast schon monströses Prog-Rock-Finale niemals fehl am Platz wirken könnte („The Greatest Show On Earth“).

„Wir haben wahnsinnig viel Herzblut in die Arbeit an diesem Album gesteckt“, sagt Gillespie Sells abschließend. „Und es klang schon vom ersten Moment an großartig. Wir sind wirklich unfassbar zufrieden mit dem Resultat.“




Das Debüt war ja ziemlich fluffig.

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