Murder By Death - Red of tooth and claw

Vagrant / PIAS / Rough Trade
VÖ: 28.03.2008
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Geteiltes Leid

Jetzt hatte man sich schon darauf gefreut, dass endlich mal ein Murder-By-Death-Album pünktlich und nicht erst ewig nach dem Übersee-Release hierzulande erscheint, und schon hat das neue Label Lieferschwierigkeiten. Da aber Vorfreude bekanntlich die schönste Freude ist, wächst die Erwartungshaltung immer noch ein Stückchen höher. Und als "Red of tooth and claw" dann endlich im Briefkasten liegt, hält die Begeisterung munter dagegen: Auch das vierte Album des staubigen Vierers aus Bloomington, Indiana reitet dem Sonnenuntergang mit Würde und Wucht entgegen. Unvergleichlich.

Schon das eröffnende "Comin' home" gibt kräftig die Sporen, und heraus kommt noch einer dieser süffigen Mitgrölhits in Gedanken an "Brother". "Ball & chain" zerrt beherzt am Zügel, um mit rechtwinkligen Bewegungen um die Saloontische zu poltern. Und mit "Rum brave" schwingen sich Murder By Death gleich wieder auf und davon in Richtung Sonnenuntergang. Das hat gleichzeitig Dramatik und Wucht. Adam Turla nölt, flüstert, quengelt, barmt und jault dazu, und Sarah Ballietts warmes Cello schneidet in "Theme (For Ennio Morricone)" mitten in all die Herzen, die "Red of tooth and claw" bislang kalt gelassen hat.

Es ist ein Gefühl ständiger Unruhe, das sich selbst in den ruhigen Momenten des vierten Albums von Murder By Death ausbreitet. Sollte die Musik ihre Botschaft noch nicht richtig hinterlassen haben sollte, sorgen die Texte von flammenden Leidenschaften (mit der Betonung auf Leiden), kochenden Ozeanen und Asche, die vom Himmel fällt, für den Rest. Loderndes Moll und drastische Sprache gehören hier zusammen: "There's a drained bourbon bottle layin' next to my head / And the piss and vomit are the sheets in my bed." Und wenn immer noch Zweifel bleiben, fackelt der glühende Gitarrenverstärker alles andere genüsslich ab. Aus tiefschwarzer Americana und feurigem Postpunk entwickeln sich elf "Murder ballads", wie sie selbst ein Nick Cave kaum besser hinbekäme.

Murder By Death aber haben solche Vergleiche spätestens mit ihrem großartigen "In bocca al lupo" hinter sich gelassen. Wenn Turlas kehliger Gesang in "Fuego!" vor Emotion fast zerfließt oder die Band in "Steal away" die Flucht langsam vorbereitet und dann effektvoll ausreißt, sucht man nach dem Messer, um sich selbst ein paar schicke Narben zu verpassen. "Red of tooth and claw" ist die blanke Existenz. Kein Wunder, dass das eine ganz eigene Dringlichkeit mitbringt: "Put a cross above your door / Lay up the boards / I'm on my way." Der Tag der Abrechnung ist letztlich eben doch unvermeidlich. Mit Murder By Death jedoch ist man darauf vorbereitet.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Comin' home
  • Ball & chain
  • Rum brave
  • Steal away

Tracklist

  1. Comin' home
  2. Ball & chain
  3. Rum brave
  4. Fuego!
  5. Theme (for Ennio Morricone)
  6. A second opinion
  7. Steal away
  8. Ash
  9. The black spot
  10. '52 Ford
  11. Spring break 1899
Gesamtspielzeit: 38:02 min

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