
The Breeders - Mountain battles
4AD / Beggars / IndigoVÖ: 04.04.2008
Trocken gelegt
Nein, auch 2008 wird wohl wieder nichts aus einer neuen Pixies-Platte. Die Band veredelt zwar weiterhin jährlich einige Festivals rund um die Welt mit ihrer Präsenz, aber ins Studio gehen die vier Musiker jeweils nur mit ihren eigenen kleinen Projekten. Besser so, mag da manch einer mit Blick auf sich selbst covernde und Livealben im Akkordstil veröffentlichende Altbands wie die Rolling Stones denken. Und behutsam über "Mountain battles" von den Breeders streicheln, die neueste, vierte Platte der Band von Pixies-Bassistin Kim Deal und ihrer Zwillingsschwester Kelley.
Denn immerhin sind nun auch schon wieder ganze sechs Jahre vergangenen, seitdem der Vorgänger "Title TK" nach langer Stille eine Art Comeback der Combo einleitete. Vom flockigen Indierock der frühen Jahre war aber wenig übrig geblieben, zerfahrene Kanten dominierten das Geschehen - möglicherweise die Kerben, die so ein ernst genommenes Musikerleben inklusive Drogenexzessen zurücklässt. Und trotz neuerlicher Alkoholabstinenz setzt Deal mit "Mountain battles" genau an solchen Schatten an, auch wenn die Melancholie nun mehr der Experimentierlust gewichen zu sein scheint: ein die Weite auslotender Hall im Opener "Overglazed", Breaks in "Sparks", die jede sich entfaltende Harmonie vorzeitig abbrechen. Und deutsch gesungene Textzeilen im fabulösen, geisterhaft umspukten "German studies". Augenzwinkern inklusive.
Die Eingängigkeit muss unter solchen Ungewohnheiten aber nicht leiden, wie "Bang on" beweist, das auf analoge Weise den Pfaden von Drum'n'Bass nacheilt. Klar, dass da wieder das Mastermind verschrobener Töne Steve Albini seine Finger im Spiel hatte. Völlig ohne digitale Computerhilfe ist das Album übrigens entstanden, was das "All Wave"-Etikett auf dem Plattencover versichern soll - sowas wie das Pendant zum Bio-Siegel für Musikfreaks vermutlich. Den Songs war es in jedem Fall nur selten abträglich, denn das Reduzierte verschafft eine dichte Film-Noir-Stimmung. Gedämpft und neblig in "Night of joy", mit imaginären Schneeflocken gekrönt im darauf folgenden "We're gonna rise" und entfernt oriental im tapsenden "Istanbul".
Als wollten sie zeigen, dass ihnen auch der Zuckerpop weiterhin leicht fällt, werden in "Walk it off" süße Harmonien zwischen die behäbig kreisenden Gitarren gesetzt und im köstlich verkitschten "Regalame esta noche" die Traditionen spanischer Schmachtsongs gepflegt. Dass der Band dann aber "It's the love" doch zu seicht gerät, mag fast zufrieden stimmen, denn zu dreist erinnert es durch seine Ausnahmestellung als Uptempo-Perle an "Huffer" vom Vorgängeralbum. Soll dies mal als warnende Absage an musikalische Endlosschleifen wie die der Rolling Stones gelten. Denn dafür sind die Breeders auch ohne erweitertes Bewusstsein noch immer zu gut.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Bang on
- German studies
- Regalame esta noche
Tracklist
- Overglazed
- Bang on
- Night of joy
- We're gonna rise
- German studies
- Spark
- Istanbul
- Walk it off
- Regalame esta noche
- Here no more
- No way
- It's the love
- Mountain battles
Im Forum kommentieren
The MACHINA of God
2018-02-12 06:16:45
Der Opener ist so toll.
The MACHINA of God
2016-09-17 12:52:23
Die ersten zwei Songs sind gleich mal richtg klasse. Auch sonst ein schönes Album.
The MACHINA of God
2014-08-31 19:48:30
Yay, ich freu mich.
DR.MASTERBLAST
2014-08-31 10:44:10
WAHNSINN!!!!! DIE BREEDERS PRÄSENTIEREN UNS MAL WIEDER EIN GERADEZU MYSTISCHES MUSIKEINERLEI, DAS EINEM MEISTERWERK NAHEKOMMT!!!! SIE GEBEN MIT IHREN BRATZGITARREN UND RÖHRENVERSTÄRKERN SO GEHÖRIG GAS, DAS EINEM HÖREN UND SEHEN VERGEHT UND MAN VOR EHRFURCHT AUF DEN BODEN SINKT!!! AUCH WENN IHR ES NICHT GLAUBT: KIMS SUPERTRUPPE IST DIE BAND DER STUNDE!!!
Jerry
2014-08-30 01:28:56
http://www.rollingstone.com/music/features/kim-and-kelley-deal-talk-new-breeders-songs-20140828
Neue Platte in der "last splash" Besetzung! Ich sag mal: Ganz gross liebe Kim. Zum Glück hast du rechtzeitig das sinkende Pixies Reunion Schiff verlassen und konzentrierst dich wieder auf eine der besten und coolsten Bands aller Zeiten: The Breeders!
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