Stoppok - Sensationsstrom
Grundsound / IndigoVÖ: 29.02.2008
Am Zählerkasten
Ob Stefan Stoppok als ein Vertreter des Currywurst-Poetentums durchgehen kann, scheint eine Frage der Anschauung zu sein. Der passionierte Essener steht neben Hymnen über Kühlschränke oder Bierkästen auch für schockierende Sozialdramen und Karrikaturen zerschlagener Lebensentwürfe. Er beweist nun schon seit fast dreißig Jahren und dreizehn Studioalben sein imposantes Talent für feine Beobachtungen und deren Ausformulierung in sarkastische und irrwitzige Szenarien. Für die einen ist Stoppok ein Botschafter der eigenen Weltanschauung, für die anderen ein überflüssiger Vertreter des Deutschrockertums. "Sensationsstrom" wird solche Meinungen manifestieren.
Neben einer deftigen Portion Blues, feinen Funk-Anleihen und energetischen Riff-Reitereien stehen ein weiteres Mal die Texte im Vordergrund, welche Entdecker beschreiben, das Drama des Verlassenwerdens entkräftigen, Internetsüchtigen Alternativen aufzeigen und Willi Moll aus Afrika zurückholen. Das gewohnte thematische Spektrum einer Stoppok-Platte, die ihren Witz in Blues-Folk und Kammer-Rock wohldosiert positioniert. Songs wie "Man will ja nur" oder "Mit Dir und mir" sind von eben diesem Kaliber, welches Stoppok in all den Jahren zu seinem Hauptcharakteristikum entwickelt hat.
"Sensationsstrom" kommt jedoch mit einem druckvolleren Bandsound daher, als man es bisweilen von den Veröffentlichungen des Esseners kannte. Das Zusammenspiel von Bassist Reggie Worthy und dem Ausnahmetalent und Studiodrummer Benny Greb drückt, groovt und mausert sich besonders im dunklen Blues von "Willi Moll in Afrika" zum taktvollen Doppelgespann. Auch die Coverversion des Fleetwood-Mac-Klassikers "Oh well", welches eingedeutscht als "Na gut" seinen Weg auf die Platte fand, ist schwerer Bluesrock und wunderbar knurrend gehalten.
Ausgerechnet das so zurückgelehnte und zunächst lasziv groovende "Die Königin" fährt einen platten Refrain auf, der im Ansatz gar an Peter Maffay erinnert und ziemlich pathetisch wirkt. Dafür erinnert "Nur ein Herz" an das formidable Debüt von Ed Csupkay und prahlt mit tollem Bassound. Auch das fidele und vergnügt orgelnde "Oh Schatz", das nichts mit deutschem Rockermuff gemein hat, ist weitaus mehr als ein rhetorisches Vergnügen. Stoppok bleibt erneut all seinen Idealen und musikalischen Wurzeln treu, liefert eine ansprechende und frisch klingende Fortführung von Altbewährtem und trifft weiterhin jede Pointe. Nicht bloß "Cool durch Zufall".
Highlights & Tracklist
Highlights
- Den anderen Weg
- Willi Moll in Afrika
Tracklist
- Der andere Weg
- Na gut (Oh well)
- Nur ein Herz
- Die Königin
- Man will ja nur
- Ich wartete
- Dr. Pillemann
- Lazarett
- Offline
- Mit Dir und mir
- Goldener Käfig
- Willi Moll in Afrika
- Oh Schatz
- Cool durch Zufall
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Stoppok - Popschutz (1 Beiträge / Letzter am 25.09.2014 - 17:52 Uhr)
- Stoppok (Rock aus dem Pott) (6 Beiträge / Letzter am 12.09.2010 - 23:53 Uhr)