Tilman Rossmy Quartett - In einem fremden Land
Popappeal / Broken SilenceVÖ: 14.03.2008
Keine Angst vorm Zottelbart
Es ist sicher nicht allzu leicht, hierzulande auf den Pfaden Bob Dylans zu wandern, ohne dabei albern zu klingen. Statt der endlosen Weite des Westens warten rauchende Ruhrpott-Schornsteine, man mampft Currywürste statt Rindfleischburger, und breite Autobahnen vertreiben jeden Gedanken an staubige Steppen. Aber wenn sich einer durch solche kleinen Unstimmigkeiten nicht abhalten lässt, dann Tilman Rossmy, der auf "In einem fremden Land" zum fünften Mal zusammen mit seinem Quartett die Gitarre schultert.
Der Albumtitel kann wohl auf dieses Unwohlfühlen in deutschen Breitengraden bezogen werden, stellt aber ebenso eine Variation des Namens des 2001er Albums "Im eigenen Land" dar, das damals mit Neuinterpretationen von Rossmys ehemaliger Band Die Regierung gespickt war. Deren punkige Einschläge sind aber längst verblichen, heutzutage rabaukt Rossmy nicht mehr. Er flaniert in folkigen Gefilden, getrieben von der Sehnsucht: "Also zieh ich weiter durch dieses fremde Land / Und ich erwähn deinen Namen / Aber es scheint so, als wärst du hier unbekannt", wie es im souligen "Mein einziges Licht" heißt. Die Suche des einsamen Cowboys.
Hemdsärmlig, altklug und mit melancholischem Blick, so gibt sich der Herumtreiber auch diesmal. Er braucht nicht viel, kann aber aus dem wenigen wunderschöne Oden wie "Verborgener Schatz" dichten oder bei den monotonen Liedern "Eins" und "Liebe sagt" dichte Spannung aufbauen. Und wenn mit "Fragezeichen" eine eher mediokre Nummer von Nena gecovert wird, mag zumindest der Überraschungseffekt zünden. Aber auch eine leichte Dünne und Plätschrigkeit lässt sich da an mancher Stelle nicht leugnen. Besser summt sicht jedenfalls zum westernhaften "Sonnige Seite der Straße", ursprünglich aus der Feder Van Morrisons.
Ob sich mit diesen Verbeugungen vor anderen Musikern bereits etwas nostalgische Altersromantik zeigt, bleibt offen. Der selbsternannte "Altfreak" würde dies aber wohl auch kaum abstreiten. "Seh mich auf der Strasse deiner Stadt / Seh mich an der Kasse im Supermarkt." Solch alltägliche Verschrobenheiten sind doch gerade das, was einen ausmachen, mag Rossmy da säuseln. So ein Wandervogel kann einem eben jede Menge erzählen, selbst wenn er anstelle der weiten Prärie nur die Küsten des Nordens und Berge des Südens durchreist hat.
Highlights & Tracklist
Highlights
- So können wir auch sein
- Verborgener Schatz
- Eins
Tracklist
- So können wir auch sein
- Sonnige Seite der Strasse
- Fragezeichen
- Ein alter Bekannter
- Altfreak
- Verborgener Schatz
- Mein einziges Licht
- Eins
- Liebe sagt
- In einem fremden Land
- Süden
- Let there be mercy
Referenzen