Erykah Badu - New Amerykah Pt. 1 (4th world war)

Motown / Universal
VÖ: 29.02.2008
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Free your mind

Im Juli 1971 begann das Album "Maggot brain" von Funkadelic mit den Zeilen "Mother Earth is pregnant for the third time / For y'all have knocked her up." Erykah Badu war da gerade fünf Monate alt, muss aber schon sehr gut zugehört haben. 37 Jahre später denkt sie schließlich einen Schritt weiter, erklärt Amerika den vierten Weltkrieg und zweckentfremdet für das Artwork ihrer neuen Platte (unter anderem) das "Maggot brain"-Cover. Dass die USA in mehrerlei Hinsicht aus dem letzten Loch pfeifen, bestätigt mittlerweile sowieso jeder Musiker, der zwischen North Carolina und Kalifornien zuhause ist. Kaum jemand mutet sich aber ein solches Mammutprogramm zu wie Badu: "New Amerykah Pt. 1 (4th world war)" ist der Auftakt einer Albenserie, die sich zwar nicht jedem Bundesstaat einzeln widmen wird, aber wenigstens alle politischen, sozialen und persönlichen Konflikte im Blick hat, die das Land der Freien momentan im Würgegriff halten.

Losgelöst von Konzepten und Absichten ist "New Amerykah" außerdem das erste echte Badu-Album seit sieben Jahren, was ja allein schon Ereignis genug ist. Fragen dazu, was sie so lange aufgehalten hat, beantwortet Badu genauso ausweichend oder wenig wie alle anderen Fragen, die einem wegen der Platte einfallen könnten. Die Idee ist natürlich, dass hier ein Gesamtkunstwerk für sich selbst sprechen soll, das in der Tat nur so strotzt vor Haltung, Meinung und Angriffslust. "I don't want you to write your Senator because I won't know what to tell you to tell him. I don't know what to do about the recession, and the inflation, and the crime industry. All I know is that you've got to get mad." Badu lässt es durch Gastredner Bilal im verworrenen und verwirrenden "Twinkle" verbreiten. Man kann nur heimlich hoffen, dass sich Barack Obama hinter verschlossenen Türen nicht genauso anhört.

"New Amerykah" lässt von Anfang an keine Zweifel daran gelten, dass es weniger ein schwarzer Präsident als die schwarze Musik ist, die Amerika noch retten kann. Um sie dafür in Form zu bringen, hat Badu keine Mühen gescheut: ?uestlove (The Roots), Sa-Ra (Dr. Dre, Common, N.E.R.D.), 9th Wonder (Jay-Z, De La Soul), Madlib (alle) und einige andere Schwergewichte der Szene stellen sich in den Dienst einer Platte, die den HipHop weiterdenkt und deshalb auch mit vielen ihrer Beats weit über das hinausführt, was Soul-Sängerinnen für gewöhnlich zum Drübersingen vorgesetzt wird. Da kann man sich dann auch leisten, die thematisch vergleichsweise leichte, aber unwiderstehliche Single "Honey" am Ende des Albums als Hidden Track zu vergraben.

In der knappen Stunde davor hatte sich "New Amerykah" sprunghaft und launig gegeben: Das einladende "Amerykahn promise", das auch musikalisch den Bogen zu Funkadelic schlägt, endet an der kalten Schulter von "The healer", für dessen reservierten Beat Madlib nicht viel mehr als ein Glockenspiel braucht. Der Beinemacher und Mutnehmer "The cell" steht Seite an Seite mit dem bereits erwähnten, wiederum abweisenden "Twinkle", in dem sich auch Omar Rodriguez-Lopez' Gitarre ausleben darf. Und "Telephone" nimmt sich zum Ende des offiziellen Teils noch mal acht Minuten Zeit, um alle Anflüge von Versöhnlichkeit und Motwon-Sanftmut aus dem Album zu scheuchen. Die Geschichte bleibt offen, die Antworten wird hoffentlich Teil zwei geben. Selbst wenn Badu dafür wieder sieben Jahre braucht - man hat jetzt erst mal gut zu tun.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Amerykahn promise
  • The healer
  • Honey

Tracklist

  1. Amerykahn promise
  2. The healer
  3. Me
  4. My people
  5. Soldier
  6. The cell
  7. Twinkle
  8. Master teacher
  9. That hump
  10. Telephone
  11. Honey
Gesamtspielzeit: 58:55 min

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