Xiu Xiu - Women as lovers
Kill Rock Stars / CargoVÖ: 01.02.2008
Die letzte Kampflesbe
Schon immer hat in der Unzuverlässigkeit von Xiu Xiu etwas sehr Zuverlässiges gesteckt. Im Vorfeld einer Platte war zwar nie ganz klar, was genau einen erwartet, man konnte aber jedes Mal davon ausgehen, dass es erst weh und später gut tun würde. Ob sich die Koordinaten also minimal Richtung Popsong verschoben oder wieder davon wegbewegt haben, ob Jamie Stewart die letzten lebenden Melodiereste aus seinen einsturzgefährdeten Stücken evakuieren konnte oder doch schon alles zu spät war - es spielte nie eine Rolle und tut das auch diesmal nicht. "Women as lovers" ist sein viertes Album in vier Jahren. Er hat es wieder mit der unbezahlbaren Caralee McElroy sowie einigen anderen Bekannten aufgenommen, und man sollte wohl langsam dazu übergehen, die Ergebnisse einfach Xiu-Xiu-Musik zu nennen.
Die einzige echte Überraschung auf "Women as lovers": eine brillante Coverversion von Queens "Under pressure", der man einerseits anhört, mit welcher Freude und Festlichkeit sie eingespielt wurde, während sie andererseits überraschend reibungslos in den Kontext einer weiteren Xiu-Xiu-Platte zwischen geflüsterten Geständnissen und manischem Kreissägen passt. Keine Wunde ist Stewart offen genug; alles, was einem Menschen über die Lippen gehen könnte, ohne dass er Bauchschmerzen davon kriegt, interessiert ihn nicht. Öfter noch als bisher nimmt er dabei weibliche Perspektiven an: Schwänen wird in seinem Textbuch der Hals umgedreht, Teigwaren werden gegen Brüste geworfen und Menschen auf Folterbänke gespannt. Stewart singt über schwule Liebe in Amerika, das Lied heißt "No friend oh!". Es ist der ganz normale Wahnsinn des 21. Jahrhunderts, den er wieder auf der Abschussliste hat.
Wohin der Weg dabei führt, machen diesmal schon die ersten drei Stücke deutlich. "I do what I want, when I want" bleibt eigentlich recht zutraulich, bis es von einem Saxophonsolo halbiert wird, das so ähnlich wohl auch ein gut trainierter Schimpanse hinbekommen hätte. "In lust you can hear the axe fall" lädt sich ein ganzes Ehebett mit vermeintlichen Frivolitäten voll, während es gleichzeitig das Aggressionslevel der Platte auf ein angebracht ungesundes Maß hochfährt. Und "F.T.W." ist Stewarts persönliche Entdeckung des Lagerfeuer-Folks - natürlich mit schreckensgewissem Ende, das die Wanderklampfe und alles andere in den Flammen versenkt. Schönheit hat ihren Preis, niemand lehrt das momentan eindringlicher als dieser wimmernde, jaulende, schreiende, nervtötende Mann. Es würde was fehlen ohne die Kopfschmerzen, die man ihm zu verdanken hat.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I do what I want, when I want
- In lust you can hear the axe fall
- Under pressure
Tracklist
- I do what I want, when I want
- In lust you can hear the axe fall
- F.T.W.
- No friend oh!
- Guantanamo canto
- Under pressure (feat. Michael Gira)
- Black keyboard
- Master of the bump (Kurt Stumbaugh, I can feel the soil falling over my head)
- You are pregnant you, you are dead
- The leash
- Child at arms
- Puff and bunny
- White nerd
- Gayle Lynn
Im Forum kommentieren
gn
2008-06-13 15:54:03
Die Air Force ist doch wohl auch total großartig? Naja, ehrlich gesagt hab' ich die anderen nur noch nicht wirklich oft gehört.
Soup Dragon
2008-06-02 21:42:27
Meiner Meinujng nach die zweitbeste Xiu Xiu nach Fabulous Muscles. Naja ehrlich gesagt hab ich die anderen nur nicht wirklich oft gehört.
graft
2008-06-02 20:49:47
hab sie jetzt endlich und sie gefällt mir bis jetzt schon besser als der vorgänger. mal schauen ob sie auch an die "fabulous muscle" ran kommt.
BlueEgoBox
2008-02-22 19:18:23
Tourdaten:
01.05. A-Krems - Donaufestival
02.05. Berlin - Magnet
05.05. Hamburg - Molotow
07.05. NL-Amsterdam - Paradiso
08.05. B-Brüssel - Les Nuits De Botanique Festival
12.05. CH-Düdingen - Bad Bonn
Quelle: visions.de
Obrac
2008-02-01 20:07:17
Im Vorfeld einer Platte war zwar nie ganz klar, was genau einen erwartet, man konnte aber jedes Mal davon ausgehen, dass es erst weh und später gut tun würde.
Wie wahr ;) So geht es mir gerade mal wieder. Die ganzen Tock Tocks und Ring Rings gehen mir irgendwie ziemlich auf den Wecker und trotzdem ist eigentlich klar, dass man bei Xiu Xiu nicht aufgeben darf. Beim letzten Album war es irgendwie aber leichter..
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