Cat Power - Jukebox

Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 18.01.2008
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Die Zweitstimme

Chan Marshalls letztes Album "The greatest" war für gleich zwei Überraschungen gut: Die vermeintlich schüchterne Raspelstimme exponierte sich in ungewohnt saftigen Südstaaten-Arrangements, und plötzlich verkaufte sich ihre Musik wie geschnittene Ciabatta. Trotzdem war die Memphis-Platte weniger der Paradigmenwechsel, als der es sich anfühlte, sondern eher die durchaus logische Erdung ihres Indie-Gefühlslebens in Soul und Blues. Dass jetzt mit "Jukebox" ein selbstbewusster Nachfolger des verzagten "The covers record" erscheint, ist der nächste folgerichtige Schritt.

Die Neigung, sich selbst in ihren Songs zu fragmentieren, rückt in zunehmende Ferne. Zwar wird gleich am Anfang Frank Sinatras Signatur-Überheblichkeit "New York" in exakt zwei Minuten mit schepperndem Blues in Frage gestellt. Doch Marshalls Stimme hat schon hier einen derart sanften Punch, dass einem der Atem wegbleibt. Eine clevere Antithese zur Eröffnung des Vorgängers im Geiste, der "(I can't get no) Satisfaction" resignieren ließ. Wer sich nach den damals teilweise obskuren Vorlagen nun mit Größen wie Hank Williams, James Brown, Billie Holiday, Janis Joplin, Patsy Cline oder Joni Mitchell messen will, traut sich etwas.

Doch "Jukebox" ist keine Anmaßung. Es ist das naheliegende Eingeständnis und der anschauliche Beweis ihres Könnens. Am offensichtlichsten wird die neue Selbstsicherheit im famosen Update des eigenen Klassikers "Metal heart". Marshall schaukelt sich wieder in diese bitteren Leidenschaften hinein und macht aus der hingenommenen Niederlage einen beseelten Triumph. Das liegt auch an ihrer großartigen Band Dirty Delta Blue mit Jim White (Dirty Three) und Judah Bauer (Blues Explosion), die sich beizeiten auch von Altmeistern wie Spooner Oldham, Mabon "Teenie" Hodges und Larry McDonald oder Matt Sweeney unterstützen lässt. Statt der möglichen großgestigen Arrangements zelebrieren sie Zurückhaltung, transzendieren die Originale und setzen Ausrufungszeichen an den Sollbruchstellen.

Das ist die Grundlage für Marshall, sich ein ums andere Mal selbst zu übertreffen. Erzeugte Marshalls Stimme diese anziehende Intimität bislang durch die gefährliche Nähe zum Zerbrechen, hat sie jetzt die Gewissheit ihrer Stärken. So kann sie das stille Pathos von "Lost someone" oder "Lord, help the poor and needy" vom Kitsch wegreißen, mit dem "Silver stallion" Staub aufwirbeln und ihr großes Vorbild Bob Dylan mit dem sanftem Rock seines "I believe in you" anmachen. Da wird auch den verletzten Seelen aus Mitchells "Blue", Joplins "Woman left lonely" und sogar Holidays "Don't explain" wieder warm ums Herz. "Jukebox" kalkuliert all dies präzise, aber durchleidet es mit echtem Herz. We know you got soul.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • New York
  • Metal heart
  • Silver stallion
  • I believe in you
  • Blue

Tracklist

  • CD 1
    1. New York
    2. Ramblin' (wo)man
    3. Metal heart
    4. Silver stallion
    5. Aretha, sing one for me
    6. Lost someone
    7. Lord, help the poor and the needy
    8. I believe in you
    9. Song to Bobby
    10. Don't explain
    11. Woman left lonely
    12. Blue
  • CD 2
    1. I feel
    2. Naked, if I want to
    3. Breathless
    4. Angelitos negros
    5. She's got you
Gesamtspielzeit: 63:04 min

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Nils

2009-01-06 13:35:35

ich finde es sehr mäßig, aber fand auch greatest schon nicht mehr so prickelnd.

die alte metalheart version ist fantastisch genauso wie you are free insgesamt und moon pix. ganz zu schweigen von dem film "speaking for the trees"
-> grandioser minimalismus gepaart mit chans wundervoller stimme und kein unnötiges orchester wie auf den neuen sachen.
entwicklung muss immer sein, das ist wahr. ich werd trotzdem bei den älteren sachen bleiben.

SaschaB

2008-03-18 13:24:46

Im neuen Musikexpress gibt's ein großes Cat-Power Special! Sehr schöner Titel, Interview, ausführlicher Diskografie und tolle Bilder!!
Mehr Infos auf der Website: http://www.musikexpress.de/Heft_04_2008.html

Leatherface

2008-01-18 14:13:17

Ist heute angekommen und ich bin ziemlich begeistert. Aber leider ist kein Booklet dabei.:-/

alias

2008-01-17 19:31:40

Ich komm einfach nicht damit klar, dass Mary J. Blige ihr Vorbild sein soll.

udw

2008-01-17 16:30:12

Ist ebenfalls bei popcultures AdW geworden.
http://popcultures.de/pc_headphones_show.php?review=665

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