Moonspell - Under Satanae

Steamhammer / SPV
VÖ: 12.10.2007
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Der schwarz-grüne Punkt

Still war es geworden um Moonspell. Wenig Touren, das ziemlich vergurkte Album "Memorial", eigentlich die perfekten Zutaten für ein allmähliches Dahinsiechen. Also Zeit für ein Lebenszeichen. Doch auch, wenn überall bekräftigt wird, dass es sich bei "Under Satanae" um das "New full-length release" der Portugiesen handele, sieht der Kenner bereits an der Trackliste, dass so ganz viel Neues nicht dabei ist. Im Gegenteil: Moonspell sind in den dunklen Archivkeller gekrochen und haben mal eben die alten Demos bzw. Singles "Under the moonspell", "Anno Satanae" und "Serpent angel" neu eingespielt. Nun ist der handelsübliche Satanist des Weihnachtenfeierns eher unverdächtig, so dass das Releasedatum im letzten Kalenderquartal sicher blanker Zufall ist.

Auf jeden Fall dürften diejenigen, die die alten Schinken zu Liebhaber-Preisen (lies: gnadenlos überteuert) in den einschlägigen Auktionshäusern feilboten, mal wieder in die Röhre schauen. Gut so. Denn insbesondere "Under the moonspell" hat es schon lange verdient, einer breiteren Masse bekannt zu werden, verbindet es doch auf spannende Weise orientalische Klänge mit bösem Black Metal. Hinzu kommt, dass sämtliche Songs neu eingespielt wurden. Das mag Traditionalisten sauer aufstoßen; in diesem Fall verleiht es den Songs eine bis dato nicht gekannte Klarheit, so dass Songs wie "Tenebrarum oratorium (Andamento I / erudit compendyum)" oder "Tenebrarum oratorium (Andamento II / erotic compendyum)" gar kraftvoll drücken. Das Gruseln beim Hören von Moonspell ist endlich wieder einmal wohlig, so viel steht fest.

Die Songs der EP "Anno Satanae" hingegen weisen im Rückblick eine erstaunliche Reife auf. Erstaunlich deshalb, weil dadurch einige Songs von "Memorial" noch enttäuschender sind. Klar, am Ende des Tages ist alles "nur" ziemlich okayer Black Metal und überdies in keiner Weise mit der Klasse wie "Irreligious" versehen. Doch es muss für die Mannen um Fernando Ribeiro ziemlich bitter gewesen sein zu erkennen, dass selbst verstaubte Demos bessere Songs bieten als das letzte eigene Album. Auch wenn Ribeiro auf "Wolves from the fog" zwischendurch etwa so düster lacht wie Det, das schlaubatzige Mainzelmännchen mit der Brille. Und trotz der piepsigen Bontempi-Tischhupe bei selbigem Song.

Ein letztes Gewitter ist dann "Serpent angel", so etwa der älteste Song aus der Moonspell-Historie, damals noch unter dem Bandnamen Morbid God und mit lustigen Pseudonymen eingeholzt. Garniert mit leichten Anteilen des damals gerade mächtig angesagten Schweden-Deaths wird auch hier deutlich, warum Moonspell zu Anfangszeiten gewaltig durch den Untergrund fegten. So seltsam es klingen mag: Moonspell haben sich mit "Under Satanae" möglicherweise einen Bärendienst erwiesen. Zu deutlich werden nochmals die Schwächen von "Memorial" aufgezeigt, zu sehr wird klar, welch brillante Alben "Wolfheart" und vor allem "Irreligious" waren. Aber vielleicht ist das Recycling-Programm gleichzeitig eine Frischzellenkur geworden. Wer weiß das schon?

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Tenebrarum oratorium (Andamento I / erudit compendyum)
  • Tenebrarum oratorium (Andamento II / erotic compendyum)
  • Serpent angel

Tracklist

  1. Under the moonspell: Halla alle halla al rabka halla (Praeludium / incantatum solistitium)
  2. Tenebrarum oratorium (Andamento I / erudit compendyum)
  3. Interludium / incantatum
  4. Tenebrarum oratorium (Andamento II / erotic compendyum)
  5. Opus diabolicum (Andamento III / instrumental compendyum)
  6. Chorai lusitânia! (Epilogus / incantatam maresia)
  7. Anno Satanae:Goat on fire
  8. Ancient winter goddess
  9. Wolves from the fog
  10. Serpent angel
Gesamtspielzeit: 50:25 min

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