Thrice - The alchemy index: Vol. 1 & 2 (Fire & water)
Vagrant / PIAS / Rough TradeVÖ: 09.11.2007
Elementarteilchen
Konzepte, Businesspläne, Hochrechnungen, all das gab es zwar sicher schon bei den alten Römern, aber erst heute scheint es in der Blütezeit angekommen zu sein. Alles ist rational durchkalkuliert. Viel wurde gemunkelt im Vorfeld des aktuellen Thrice-Albums: Von vier Naturelementen war die Rede, von einer 4er-CD-Box, von einzelnen EPs, von irgendwas zwischen Himmel und Erde, von Laut und Leise, von diesem und jenem. Nebenbei tüftelte das neue Label im Hintergrund, dass der Rauch der glühenden Köpfe bis hierher zu sehen war, Videos wurden gepostet, immer wieder Statements gestreut und und und. Offene Kommunikation, die Erwartungen schürt, den Luftballon immer weiter aufpustet und jetzt endlich, endlich platzen lässt. Peng!
Wurde auch Zeit, und nun ist das Geheimnis gelüftet: Es wurde definitiv zu viel geplant! Vielleicht auch nur die Erwartungen einiger zu hoch geknöpft, aber irgendwie wurde versucht, das Rad neu zu erfinden, zumindest wurde dermaßen viel Wirbel gemacht, als hätte man genau das vor. Letztendlich gelang dies allerdings nicht. Das Gute ist jedoch, dass das vielleicht noch gar nicht einmal das Problem der Band ist, denn die hat im Grunde fast alles richtig gemacht.
Gerade der zweite Part der vier Elemente, die EP "Water", ist kurz und knapp gesagt das Beste, was Thrice bisher an Songs geschrieben haben. Nie war nämlich Niedergeschlagensein so schön wie zu den Refrains von "Digital sea" oder "Open water", die so beängstigend intim und zerbrechlich wirken, ohne dabei depressiv zu sein. Da kann man sich nur geborgen fühlen. Den Blick etwas weiter in die Ferne lässt im Kontrast dazu "Lost continent" schweifen, ein bedachter, sehr orchestraler Song, in dem sich die herrliche Stimme von Dustin Kensrue völlig entfaltet. Auf diese wird zwar in "Night diving" komplett verzichtet, aber selbst Isis-Epik passt hervorragend auf eine "Water"-EP. "The whaler" fängt einen dann nach dem Ausflug auf die hohe See wieder behutsam ein, und leichte Elektronik umhüllt die inzwischen ziemlich weichgespülte Seele. Hach ja.
Dann die Wende um 180 Grad, die "Fire"-EP. Ebenfalls sechs Songs, die nicht nur konzeptionell aufbrennen sollen, sondern es auch instrumental machen. Allein schon die Eröffnung mit "Firebreather" lässt die Gitarren in Deftones-Manier scheppern, nicht übertrieben hart, aber durchaus kernig und stets wiedererkennbar. Noch eine Schippe heiße Glut kann dann aber "The messenger" drauf legen, was zwar elektronisch beginnt, in dem aber auch ordentlich geschrien werden darf. Überhaupt wird kontinuierlich aufgeschüttet, sei es nun durch weitere robuste Gitarren in "The arsonist" oder durch die drückende Atmosphäre in "Burn the fleet", die einen abermals die Deftones durch den Kopf kreisen lassen.
Alles wahrlich beeindruckend, doch vernachlässigt gerade die "Fire"-EP die zwei größten Eigenschaften von Thrice zu sehr: Jene grandiose Stimme ihres Sängers und die nachhaltige Stimmung der Songs, einzeln und untereinander. Am treffendsten ist dabei noch der schleppende Zerstörer "The flame deluge", der genau das zumindest versucht, was "The alchemy index: Vol. 1 & 2" als Tüpfelchen auf dem I fehlt: Die zusammengehörenden Elemente Feuer und Wasser als Einheit und Gegenspieler zu verbinden, konzeptionell und musikalischer. Leider jedoch nicht physisch. Weniger wäre manchmal doch mehr.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The flame deluge
- Digital sea
Tracklist
- CD 1
- Firebreather
- The messenger
- Backdraft
- The arsonist
- Burn the fleet
- The flame deluge
- CD 2
- Digital sea
- Open water
- Lost continent
- Night diving
- The whaler
- Kings upon the main
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