
Gallows - Orchestra of wolves
WarnerVÖ: 26.10.2007
Seeing red
Für die Crème de la Crème der Hardcore-Günderväter, die Paul Rachman in seinem Dokumentarfilm "American hardcore" zu Wort kommen lässt, sind Hardcore und Punk schlichtweg tot. Vor diesem Hintergrund ist die Rolle, die den Briten Gallows zugeschrieben wird, nicht weniger als spektakulär. Vom Epitaph-Chef Brett Gurewitz bis hin zum NME, dem britischen Hype-Zentralorgan, überschütten alle die fünf Tätowierten aus Watford mit plakativen Lobeshymnen. "Punk rock is back and its new name is Gallows", so Gurewitz. Darf es noch ein bisserl mehr sein? Nichts weniger als die Zukunft des Punkrock seien sie, lobhudelt auch Kerrang!. Gallows allein sind die New Wave of British Hardcore. Ob sie derlei Vorschusslorbeeren wirklich annehmen dürfen und ob sie uns jetzt endlich vor den ekligen Stylern gerettet haben, weiß eh nur der liebe Gott. Und der schreibt leider nicht für Plattentests.de.
Die Band selbst gibt sich sowieso eher bescheiden und sieht sich lediglich in der Tradition jener Punk-Bands, für die Musik eben ein Ventil zum Dampf ablassen war (und ist). In der Tat gibt sich "Orchestra of wolves" wie ein Reaktor, der von der ersten Sekunde an überhitzt und sich dann in mehreren, immer heftigeren Explosionen auf den Zuhörer entlädt. Da es Gallows auch technisch drauf haben und nicht selten mit zackigen Riffs wie mit Splitterbomben um sich werfen, klingt "Orchestra of wolves" am Ende so ähnlich wie eine Mischung aus Refused und The Bronx. Der gelernte Tätowierer Frank Carter schreit sich die Seele dermaßen aus dem Leib, dass einem gerade bei "In the belly of a shark" jene Szene aus "Der weiße Hai" in den Sinn kommt, in welcher der Haifänger Quint bei lebendigem Leibe verschlugen wird. Die ersten vier Stücke auf "Orchestra of wolves" sind in ihrer komprimierten Intensität jedenfalls kaum zu übertreffen. Selbst die Emo-Falle wird für "Abandon ship" mit ordentlichem Rotz umschifft. Eine klitzekleine Verschnaufpause läutet das für Gallows-Verhältnisse getragene Ende von "Six years" ein, und bei "Rolling with the punches" beweist Carter auch noch, dass er nicht nur kreischen kann.
Doch die volle Breitseite setzt es weiterhin. In "Stay cold" bekommt Gallows' Heimatstadt Watford ihr Fett weg, wo sich die Band erst 2005 gründete. Einen weiteren Ausflug ins Alltagsleben liefert "I promise this won't hurt", welches die schlimmen Schmerzen in Carters Kauleiste und seine kieferchirurgische Behandlung während der Aufnahme-Sessions zu "Orchestra of wolves" schildert. Könnte auch ein Grund für die andauernden Aggressionen sein. Aber ob Retter des Hardcore oder nicht, irgendwann müssen wir eben alle mal zum Zahnarzt. Wenn Gallows zum Ende des grandiosen Titelstücks noch "The hardest thing you'll ever learn / Is just to love and be loved in return" raunen, wissen wir, dass selbst lüsterne Straight-edge-Werwölfe nicht ohne Emotionen auskommen. Egal, ob es die Band nur fünf Jahre zusammen aushalten wird, wie Carter kürzlich in einem Interview prognostizierte; Gallows haben mit "Orchestra of wolves" die Zähne gefletscht, tief zugebissen und wahrscheinlich eines der besten Debüts 2007 abgeliefert.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Come friendly bombs
- In the belly of a shark
- Orchestra of wolves
Tracklist
- Kill the rhythm
- Come friendly bombs
- Abandon ship
- In the belly of a shark
- Six years
- Rolling with the punches
- Last fight for the living dead
- Just because you sleep next to me doesn't mean you're safe
- Will someone shoot that fucking snake
- Stay cold
- I promise this won't hurt
- Orchestra of wolves
Im Forum kommentieren
Walenta
2008-08-19 11:59:30
Auf der Myspace Seite gibts jetzt nen neuen Track,"Gold Dust", soll nicht aufs neue album kommen.....
...meiner ansicht nach schade, denn: rein objektiv betrachtet natürlich kein besonders origineller track, aber dennoch sehr geil. ein kompakter, nach vorne preschender song.
steigert in jedem fall die vorfreude aufs neue album.
Lyxen
2008-05-29 12:30:19
Mich wundert es nicht so sehr.
comeback kid
2008-05-29 12:15:49
erstaunlich, dass die Band hierzulande echt komplett untergeht...
Lyxen
2008-01-25 13:08:08
+++ Das kennt man schon: Gallows dürfen aufgrund ihrer "gewaltverherrlichenden" Texte nicht wie geplant im Disneyland auftreten - Machine Head lassen grüßen. Die britischen Hardcore-Helden sehen ihr Verbot jedoch gelassen: "Wahrscheinlich ist Mickey eifersüchtig geworden, weil Minnie Gallows-Poster an ihrer Wand hängen hat. Mickey sollte Minnie einfach mehr Aufmerksamkeit schenken, mit ihr Ausgehen und so. Auch Cartoon-Mäuse brauchen Liebe."
visions.de
Lyxen
2007-12-04 11:55:52
In der Rezi wird als erste Referenz Refused angegeben - unverständlich, das klingt viel mehr nach The Bronx.
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Referenzen
Spotify
Surftipps
- http://www.gallows.co.uk/
- http://www.warnermusic.de/gallows/bio/
- http://www.myspace.com/gallows
- http://www.epitaph.com/artists/artist/243/
- http://www.nme.com/artists/gallows
- http://www.latenightwallflower.com/site/2007/08/17/interview-with-gallows/
- http://www.musictowers.com/news/features/interview-gallows-take-it-stateside/
- http://lastfm.spiegel.de/music/Gallows
- http://en.wikipedia.org/wiki/Gallows_(band)
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