The Heavy - Great vengeance and furious fire
Counter / Ninja Tune / Rough TradeVÖ: 02.11.2007
Feierstarter
Ihre Heimatstadt haben sie den "Friedhof jeglicher Ambitionen" getauft. Doch sie tanzen unbeeindruckt auf den Gräbern. Mit "Great vengeance and furious fire" haben The Heavy aus dem südenglischen Kurort Bath mit seinen antiken Badehäusern einen der heißesten und vielschichtigsten Tanzflächenbrecher der Saison rausgerotzt. Ein übersprudelnder Groove-Krake, der seine zehn Tentakel in zig Richtungen ausstreckt, um alle möglichen Stile in sich hinein zu saugen und zu vermischen - vor allem schwitzend-scheppernden Funk und gut abgehangenen Soul, aber auch brachialen Bluesrock, bekifften HipHop und Lagerfeuer-Folk. Der Albumtitel selbst spielt mit einem Schnipsel aus dem legendär gewordenen, angeblichen "Hesekiel 25, 17"-Zitat, das Jules Winnfield alias Samuel L. Jackson in "Pulp fiction" ins Zentrum seiner Brandrede stellte. Und ähnlich wie sich Quentin Tarantino für diese Passage bei allen möglichen Bibelstellen bedient hat, wildern The Heavy für ihr neues Album quer durch die Musikgeschichte der letzten vierzig Jahre. Anleihen bei der Klangästhetik von Tarantino-Filmen eingeschlossen.
Zusammen gehalten wird dieser Stil-Parforceritt vor allem vom Falsett des Sängers Swaby, seinem soulig nuancierten Gurren, Säuseln, Flüstern und Schreien. Die Klanghintergründe wechseln dabei munter. Gleich der furiose Opener "That kind of man" prescht mit knatternden Bläser-Riffs, funkigen Beats und unter Strom stehenden Gitarren zurück in die Siebziger, lässt den Puls brodeln und ginge mühelos als Titeltrack eines Blaxploitation-Films aus der Bronx durch. "Coleen" startet als säuselnde Downbeat-R'n'B-Nummer, die alsbald Haare auf den Zähnen zeigt und scheppernd ihre vermeintliche Seichtigkeit zerlegt. Nach der soulig-fluffigen Schrubbgitarren-Nummer "Set me free" hat es sich plötzlich kurzzeitig ausgefunkt: Mit "You don't know" scheppert ein schroffes, tonnenschweres Bluesrock-Gewitter aus den Boxen - inklusive bollerndem Bonzo-Bonham-Gedächtnis-Groove und meterdicken Gitarren-Riffs, die zusammen mit dem exaltierten Sirenengesang die Geister Led Zeppelins zu beschwören scheinen.
Die verflüchtigen sich indes alsbald wieder. Stattdessen schlüpft Swaby in "Girl" in den urbritischen Cockney-Slang-Sprechgesang von Mike Skinner (The Streets) und schwelgt in Sex-Fantasien, ehe die Band nach der HipHop/Country-Ballade "Doing fine" mit "In the morning" ein bissiges Funkpunkmonster aus dem Käfig lässt. Auch uralte, kratzende Jazz-Schleicher entdecken sie für sich. Und gerade am Ende lassen sie gleich mehrfach durchblicken, wie nah ihre Heimadtstadt doch an Bristol liegt. "Great vengeance and furious fire" ist ein wilder Assoziations-Blaster. Mit seinem Anspielungsreichtum und seinem beschwingten Stil-Kuddelmuddel lässt es die Gedächtnis-Synapsen bei der ständig neuen Suche nach Vergleichen heißglühen, während es sich immer neu verpuppt. Zugleich zucken die blechbläserbefeuerten, pulsierenden Rhythmen in die Tanzbeine und bringen das Blut mehr als einmal zum Brodeln. Glutvoll, sexy, lasziv. Und für die Stadt, aus der The Heavy kommen, verblüffend ambitioniert.
Highlights & Tracklist
Highlights
- That kind of man
- You don't know
- In the morning
Tracklist
- That kind of man
- Coleen
- Set me free
- You don't know
- Girl
- Doing fine
- In the morning
- Brukpocket's lament
- Dignity
- Who needs the sunshine?
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