Mark Eitzel - The invisible man

Matador / Zomba
VÖ: 14.05.2001
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Der ewige Verlierer

Auf keinem Fall wollen wir an dieser Stelle wieder das Klischee des unverstandenen Singer-Songwriters aufrollen. Keinen Gedanken wollen wir an den verbitterten Crooner verschwenden, der Platte für Platte aufnimmt, eine besser als die andere, aber niemals Erfolg hat. Es gibt einfach solche Künstler, die immer nur Pech haben, weil die Welt so schlecht ist, und Mark Eitzel hat dies mittlerweile mehr oder weniger zur Kunstform erklärt. Eitzel ist der "Unsichtbare", für den einst die Karriere recht vielversprechend begann. Mit seiner Band American Music Club, die immer im Windschatten von R.E.M. zu lauern schienen, tourte er im Vorprogramm von Pearl Jam. Die spätere Solokarriere auf einem Majorlabel kam aber ebensowenig wirklich aus den Startlöchern. Trotz gut gemachter Alben wie "West", eingespielt in nur wenigen Tagen zusammen mit Peter Buck, und Kollaborationen mit Sonic Youths Steve Shelley auf dem hervorragenden letzten Album "Caught in a trap..." blieben die Verkaufszahlen gering. Frustriert zog sich Eitzel für einige Zeit zurück.

Was er uns bei seiner Rückkehr mit dem fast autobiographischen Titel "The invisible man" präsentiert, könnte den einen oder anderen American-Music-Club-Hörer etwas verstören. Eitzel lies die auf der letzten Platte so prominente Akustikklampfe größtenteils im Schrank und setzte sich an den PC, pardon, an den Mac. Was zuerst mit eher typischen, verhaltenen Pianoklängen ganz im alten Eitzel-Stil im Intro von "The boy with the hammer in the paper bag" beginnt, entwickelt sich über die Länge des Stücks zu einem Soundgeflächt aus verschiedenen Loops, die auch von den Matador-Labelkollegen Solex oder ähnlichen Klangbastlern stammen könnten. Der Musiker selber gab allerdings selber in diversen Interviews zu verstehen, daß all dies dennoch nicht umbedingt eine Neuerfindung seines Songwritings darstelle. Viel eher sei es eine zwingende Alternative, zuhause am Computer zu arbeiten. Für längere Studioaufenthalte habe er weder Geld, noch Band gehabt. Daß dabei aber die Songs nicht immer ganz professionell herüberkommen, stand aber wohl nicht auf dem Plan. So fällt schon beim ersten Durchgang des Albums die meist an ausrangierte Casio-Keyboards erinnernden Drum-Sounds negativ. Auch die hoffentlich ironisch gemeinten, weil teilweise grottig schlechten Effekte wie in "Bitterness" wirken mindestens "preisgünstig".

Glücklicherweise verzichtet Eitzel auf allzuviele der technischen Gimmicks. Immer wenn sein klassisches Songwriting wie in den so typischen traurigen Popballaden wie "Can you see?" oder "Shine" in den Vordergrund tritt, blitzt die alte Stärke auf. Trotz allem ist und bleibt Eitzels neues Album eine recht zwiespältige Angelegenheit. Einerseits schreibt der Mann immer noch hervorragende Songs, aber die oft eine Spur zu holprige Umsetzung hindert diese an der richtigen Entfaltung. Dennoch sorgt seine intensive Stimme immer wieder für wunderschöne Momente im Verborgenen. Vielleicht fällt ja doch irgendwann richtiges Licht auf den unsichtbaren Mann.

(Thomas O. Huber)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Can you see?
  • Christian science reading room
  • Shie

Tracklist

  1. The boy with the hammer in the paper bag
  2. Can you see?
  3. Christian science reading room
  4. Sleep
  5. To the sea
  6. Shine
  7. Steve I always knew
  8. Bitterness
  9. Anything
  10. Without you
  11. The global sweep of human history
  12. Seeing eye dog
  13. Proclaim your joy
Gesamtspielzeit: 53:06 min

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  • Mark Eitzel (4 Beiträge / Letzter am 15.04.2008 - 17:37 Uhr)