Underworld - Oblivion with bells

Different / PIAS / Rough Trade
VÖ: 12.10.2007
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Willkommen im Wohnzimmer

Wer Underworld sagt, muss auch "Trainspotting" sagen. Zumindest bedeutete "Born slippy", der Track vom Soundtrack, 1996 für Karl Hyde, Rick Smith und damals noch Darren Emerson den Durchbruch. "Born slippy" war zwar bei weitem nicht ihr bester Track, aber er verhalf ihnen zu fortan traumhaften Verkaufszahlen und legte zusammen mit ihren Livequalitäten den Grundstein für einen Mythos, der über die Jahre allerdings langsam abebbte.

"A hundred days off" hieß das letzte, erschienen vor bereits fünf Jahren. In der Zwischenzeit gab es jedoch diverse Lebenszeichen in Form einer Best-Of-Compilation, einer Reihe nur digitaler Veröffentlichungen und zweier Soundtracks für Anthony Mingellas "Breaking and entering" und Danny Boyles "Sunshine". Wie kaum anders zu erwarten, wird man nun auf "Oblivion with bells" vergeblich nach Überraschungen suchen. Underworld pflegen routiniert ihren bewährten Trademark-Sound. Allenfalls sind sie noch etwas ruhiger geworden. Schon auf "A hundred days off" gab es mit "Dinosaur adventure 3D" und - bereits mit Einschränkungen - "Two months off" nur noch zwei Tracks, die die Beatkeule auspackten. Stattdessen regierten verstärkt ambiente Sounds und damit die Atmosphäre.

Auch diesmal dominieren eindeutig dubbige Beats und melancholische statt euphorische Synthieflächen. So fußt die Single "Crocodile" auf einem bouncigen, aber absolut unaggressiven Beat. Dazu Hydes typische Vocoderstimme, die ihr Mantra betet. Nahtlos schließt das epische "Beautiful burnout" daran an, einer der besten Tracks der Platte dank seiner stählern klingenden Drumsounds und der famosen Synthies. Mit "To heal" folgt kurz darauf eines von drei kürzeren ambienten Zwischenspielen, von denen "Cuddle bunny vs celtic villages" mit seinen dunklen, verunsichernden Geräuschen am meisten überzeugt. Das klingt ein wenig wie Aphex Twin light. "Boy, boy, boy" baut auf den Funk eines schleppenden Breakbeat-Schlagzeugs und - auch das soll es geben - bei "Ring road" blamiert sich Hyde bis auf die Unterhose, wenn er Mike Skinner zu imitieren versucht, aber ziemlich ungelenk daher rappt.

Es ist also nicht alles, aber vieles wie immer bei Underworld. Das ist beruhigend in der hektischen, wechselvollen Gegenwart. Zwar steht auch ein wenig die Frage im Raum, ob das über weite Strecken nicht doch nur gut produzierte Langeweile ist. Denn den Intellekt haben Smith und Hyde mit ihrem leicht verständlichen und zunehmend auch leicht zugänglichen Sound noch nie so richtig angesprochen. Aber das war auch nie ihr Metier. Ihre Bühne war der Großraumrave, nicht der avantgardistische Zirkel. Mit Rave hat "Oblivion with bells" freilich nur noch am Rande zu tun. Zwar lässt sich auch hierzu noch tanzen, aber insgesamt ist das eher Techno fürs Wohnzimmer. Und trotz dieses über die Jahre vollzogenen Bühnenwechsels machen sie sich auch hier gut. Jetzt müsste man nur noch ihren Appell ernst nehmen und vergessen, was früher war. Dann würde man auch endlich aufhören, beim Stichwort Underworld nur an die dreckigste Toilette Schottlands zu denken.

(Harald Jakobs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Beautiful burnout
  • Holding the moth
  • Boy, boy, boy

Tracklist

  1. Crocodile
  2. Beautiful burnout
  3. Holding the moth
  4. To heal
  5. Ring road
  6. Glam bucket
  7. Boy, boy, boy
  8. Cuddle bunny vs celtic villages
  9. Faxed invitation
  10. Good morning cockerel
  11. Best mamgu ever
Gesamtspielzeit: 57:56 min

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