Babyshambles - Shotter's nation

Parlophone / EMI
VÖ: 28.09.2007
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bayer 04 Doherty

Erst die schlechte Nachricht und dann die zwölf guten, okay? Es gibt einen großen Wermutstropfen an "Shotter's nation", der zweiten Platte der Babyshambles: Sie macht es einem schwer, den Vorgänger "Down in Albion" weiterhin mit der gleichen brüchigen Faszination anzuhören, die man sich vor zwei Jahren so mühevoll in das Debüt von Pete Dohertys Ersatzband hinein phantasiert hatte. Das Hinfallen und Nicht-mehr-Aufstehen, die orientierungslose Fahrigkeit, die immer wieder zufällig zu großartigen Songs oder wenigstens einer vagen Idee davon führte - das alles scheint plötzlich als Pose entlarvt. Nicht, weil der Nachfolger besser wäre, sondern weil er sich und die Welt sehr viel besser im Griff hat.

Man muss dazu eigentlich nur wissen: "Shotter's nation" ist melodie- und refrainselige Rockmusik, höchstens dann "konzentriert" und "genau", wenn man sich solche Worte mit einem "für Babyshambles-Verhältnisse" davor denkt, jedoch niemals in Gefahr, die Beherrschung zu verlieren. Doherty bringt ungezählte selbstironische Anspielungen auf die Reihe und zitiert sich auch mal selbst; herzen möchte man ihn aber vor allem dafür, dass er die Herausforderung angenommen hat, wieder Libertines-Lieder zu schreiben und daran so glorios gescheitert ist, wie es überhaupt nur geht. Vielleicht liegt es daran, dass "Shotter's nation" eine echte Mannschaftsleistung ist, die Band diesmal auch spielen und nicht nur schludern durfte. Es ist jedenfalls die erste Platte, die wirklich nahtlos an das Erbe der Libertines anschließt.

Dazu gehört ja bekanntlich: mindestens ein Song wie das auffällig dellenlose "Delivery", das als Kinks-Cover verkleidet losgeht und erst zum Refrain die Maske runter nimmt. Ein hinreißend breit getretener Schmachtfetzen wie "Unbilo titled", der sich von Ska-Gitarre, Dohertys Pfeifen und einem kurz angedeuteten Beatles-Klavier verschaukeln lässt. Ein bisschen akustische Schlummermusik, diesmal vertreten durch die "Radio America"-Reminiszenz "The lost art of murder" mit Folker-Legende Bert Jansch an der Gitarre. Und natürlich ein Lied mit außergewöhnlichem Instrument, hier dargestellt durch den tapsigen Kontrabass-Barjazz von "There she goes". Was auch immer man (als gutmütiger Mensch) von "Shotter's nation" erwartet haben könnte: Doherty bringt es so zuverlässig wie sonst nur die Post.

Fleißsternchen gebühren da sicherlich auch Stephen Street, der schon The Smiths und Blur produziert und hier ein vernünftiges Mittelding aus verdrecktem Ursprungssound und dezenter Studioaufhübschung gefunden hat. Die Mundharmonika knistert und kratzt jedenfalls sehr angemessen im sonst so beflügelten "Baddies boogie", die theatralische Orgel am Ende von "Crumb begging" wird hübsch vom Hafer gestochen, und mit den Ausschweifungen von "Deft left hand" empfehlen sich die Babyshambles dann auch noch für höhere Stadionaufgaben. Schwer zu sagen also, was hier nun die eigentliche Überraschung ist: dass es diese Platte überhaupt gibt, oder dass sie so großartig geworden ist. Man freut sich jedenfalls jetzt schon auf die Konzerte, die niemals stattfinden werden.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Carry on up the morning
  • Delivery
  • Unbilo titled
  • Baddies boogie

Tracklist

  1. Carry on up the morning
  2. Delivery
  3. You talk
  4. Unbilo titled
  5. Side of the road
  6. Crumb begging
  7. Unstookie titled
  8. French dog blues
  9. There she goes
  10. Baddies boogie
  11. Deft left hand
  12. The lost art of murder
Gesamtspielzeit: 43:13 min

Im Forum kommentieren

Interpolhörer

2012-03-31 20:41:29

Grandioses Album. Die Babyshambles sind die einzige Band, die würdige Nachfolger für die Libertines sind; die Dirty Pretty Things klingen dagegen wie Bon Jovi.

Carry On Up The Morning (10/10)
Delivery (10/10)
You Talk (8/10)
UnBiloTitled (10/10)
Side Of The Road (9/10)
Crumb Begging Head (10/10)
UnStookieTitled (9/10)
French Dog Blues (10/10)
There She Goes (10/10)
Baddies Boogie (9/10)
Deft Left Hand (7/10)
Lost Art Of Murder (8/10)

Gesamt: 9/10

Takenot.tk

2012-03-31 14:15:28

War zu der Zeit ein sehr gutes Album, eingerahmt in ein tolles Musikjahr. Hatte aber, zumindest für mich, ne sehr geringe Halbwertszeit. Anfangs sehr oft gehört, später so gut wie gar nicht mehr...

ahoi

2012-03-31 10:25:08

achja, stimmt. danke faker

ahoi

2012-03-31 10:17:54

pushe mal dieses geniale album. bin erstaunt das PT "shotters nation" vollkommen zurecht mit 8/10 würdigt!

highlights: carry up the morning, baddies boogie, you talk, delivery.

was meint die gemeinde?

Klassiker müssen kosten!

2009-03-27 09:22:04

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