Arch Enemy - Rise of the tyrant
Century Media / EMIVÖ: 21.09.2007
Rheingold
Früher, als ja bekanntlich alles besser war, konnte man am äußeren Erscheinungsbild einer Sängerin deren stimmliche Rolle relativ zielsicher ermitteln. Nehmen wir mal Wagners Walküren-Darstellerinnen. Meistens Figuren, aus denen man zwei machen konnte. Von wegen Stimmvolumen und so. Schauen wir nun einmal auf Arch Enemy. Und schauen vor allem auf Frontfrau Angela Gossow. Denn wie aus diesem grazilen Körper derartige Töne erzeugt werden, ist nach wie vor völlig unklar. Das Faszinierende daran: Seit die Kölnerin bei Arch Enemy faucht, growlt und brüllt, starten die Schweden durch wie nur irgendwas.
Warum also sollte auch nur irgendwas an dem Konzept geändert werden, was "Doomsday machine" zu einem wahrhaft mächtigen Album veredelt hatte? Eben. Und so machen Arch Enemy bei "Blood on your hands" nicht nur keine Gefangenen, sie sind in den ersten eineinhalb Minuten ein effizienteres Abrisskommando als Kohorten von Bulldozern zusammen. Nur um dann einen Melodiepart einzustreuen, der selbst Amon Amarth, den Vorreitern des melodischen Death Metal, Freudentränen in die Augen triebe. Geht gut los, in allen Haupt- und Nebenbedeutungen dieses Satzes.
Ein bisschen Feintuning am Sound gibt's dann aber doch. Ein wenig mehr Melodie zum Beispiel, dichter am "traditionellen" Metal. Das rückt Arch Enemy stärker in die Nähe von besagten Amon Amarth oder In Flames, aber noch lange nicht in schlechte Gesellschaft. Und solange das Ergebnis mit "I will live again", "In this shallow grave" oder "The day you died" geradezu Ohrwurmcharakter hat, kann man mit dieser Entscheidung mehr als nur zufrieden sein. Zumal die Gitarristen-Bruderschaft Amott durch die Rückkehr von Christopher wieder vereint ist.
Meisterwerk also? Fast. Denn die Growls zu den Strophen von "Revolution begins" sind mächtig unpassend. Zwar klappt's jetzt auch mit Melodie zum Gesang, nur könnte sich Frau Gossow dort durchaus komplett cleane Vocals zutrauen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Dass Arch Enemy auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität sind, muss wohl nicht mehr erwähnt werden. Denn auch wenn "Doomsday machine" einen Tick mehr Wucht hatte, ist "Rise of the tyrant" mehr als nur ein würdiger Nachfolger. Insbesondere wegen einer kleinen Frau mit großer Stimme.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Blood on your hands
- In this shallow grave
- The day you died
Tracklist
- Blood on your hands
- The last enemy
- I will live again
- In this shallow grave
- Revolution begins
- Rise of the tyrant
- The day you died
- Intermezzo liberté
- Night falls fast
- The great darkness
- Vultures
Referenzen
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