Raging Speedhorn - Before the sea was built

Steamhammer / SPV
VÖ: 07.09.2007
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Regenmacher

Der Fortschritt ist auch bei Raging Speedhorn nicht aufzuhalten. Auf "Before the sea was built" kündigt den Wandel eine cleane Gitarre an: Einige Takte lang beherrscht sie allein den Opener "Everything changes". Dann folgen Schlagzeug und Bass und verwandeln das leise Gitarrenriff in ein schleppendes Mantra, das den drohenden Ausbruch bereits in sich trägt. Die Instrumente versiegen, nur das Schlagzeug taumelt mit wenigen Schlägen weiter durch die angespannte Stille. Erst dann offenbart die Platte ihre geballte Wucht und schleudert dem Hörer eine volle Breitseite doomiger Metalgitarren und schwefelsäurehaltiger Vocals entgegen. Ein bitterböses Willkommen.

Die Rückmeldung der Metaller von Raging Speedhorn fällt Dank neuer Mannschaft intensiv aus, keine Frage. Sänger-Neuzugang Bloody Kev scheint seinen Namen der Beschaffenheit seiner Lungen zu verdanken, wie ein angestochenes Wildschwein keift und bellt er ins Mikro. Die größere Veränderung aber bleibt der Gitarrensound, der mit Jay Thompson am Sechssaiter Einzug hielt. Dissonant, unterkühlt und mit deutlich mehr Doom-Anleihen sägen sich die Gitarren meterhoch und bleischwer durch die Songs. Die alten Sabbath-Riffs kann man nur noch ahnen, stattdessen Mini-Epen in Moll, Totentanz, stockfinstere Kälte.

Der Opener ist dabei noch einer der harmloseren Vertreter. Schon beim folgenden Titeltrack oder dem anschließenden "Dignity stripper" zieht die Band alle Register und die Hasskappe derart tief ins Gesicht, dass man nicht Mal mehr das Weiße in den Augen oder den Schaum vor ihrem Mund erkennt. Konstant beschwört der Sechser aus dem englischen Corby Riffgewitter auf Riffgewitter herauf, ein hasserfüllter Soundsturm fegt aus den Boxen: "Sky is turning black" lautet die selbsterfüllende Prophezeiung aus "Last comet from nothingness". Der Bandgewordene Wutanfall von Raging Speedhorn klingt auf ihrem vierten Album so dunkel und bedrohlich wie nie, was sich in synapsensprengenden Prachtstücken wie "Who will guard the guards" und "Sound of waves" niederschlägt.

Langsamer im Spiel und intelligenter im Songwriting erreichen Raging Speedhorn auf "Before the sea was built" den nächsten Level ihrer Bandevolution. Wie ein schwarzer Monolith ragt das Album aus der Masse der uninspirierten Metalcore-Deppen heraus, mit denen die Band immer noch zu Unrecht in Verbindung gebracht wird. Komplexer, extremer und intensiver - ohne alte Stärken aufzugeben. Gift und Galle auf allen Frequenzen, präsentiert in Form einer ungebremsten Dampfwalze. Dass das Gemetzel nur gute 28 Minuten lang ist, kann man deshalb noch gerade so verschmerzen. Viel mehr hätte man am Stück eh kaum aushalten können.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Dignity stripper
  • Who will guard the guards
  • Sound of waves

Tracklist

  1. Everything changes
  2. Before the sea was built
  3. Dignity stripper
  4. Mishima
  5. Last comet from nothingness
  6. Born to twist the knife
  7. Who will guard the guards?
  8. Too drunk to give a fuck
  9. Sound of waves
  10. Jump ship
Gesamtspielzeit: 28:24 min

Im Forum kommentieren

TTT

2007-09-15 19:58:27

hab das album im player und ich muss sagen vom sound und vom songwriting doch ziemlich an (auch das artwork) großtaten von neurosis isis envy und co angelehnt.
das interessante ist das die 10 songs in 28min keinerlei atmosphäre vermissen lassen und dabei auch immer auf den punkt kommen,
gute arbeit.

dr.gonzo

2007-09-15 19:45:57

auch letztens nur wegen der rezension angehört, weil ich mit den alten alben nix anfangen konnte.sehr überrascht gewesen, ist jetzt nichts atemberaubendes aber trotzdem ein wirklich gutes album geworden.

Daharka

2007-09-15 12:01:20

klingt ganz gut... mal album checken!

Magoose

2007-09-15 11:19:52

Naja den Bezug zu Envy, den ich da hergestellt habe, ist mit Vorsicht zu genießen, aber zumindest scheint hier und da die eine oder andere Gitarrenwand durch, die mich doch stark an die japanischen Götter erinnert...also nicht zu viel erwarten von der Platte, aber wer die bisherigen Releases eher schwach fand, hat gute Chancen, dass ihm die neue Platte besser gefällt...das bestätigen auch die Rezensionen auf Amazon von enttäsuchten RS Die Hard Fans ;)

Khanatist

2007-09-14 15:11:26

Watt? Envy? Ich scheine viel verpasst zu haben im Hause Raging Speedhorn ..

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