
Common - Finding forever
Geffen / UniversalVÖ: 03.08.2007
Back to Obama
Dass sich die Regelmäßigkeiten des Sportbetriebs nicht problemlos auf die Musikbranche übertragen lassen, kann anhand einiger Beispiele leicht nachvollzogen werden. Eine ganze Rockband zur Dopingkontrolle? Das könnte immerhin lustig werden. Die Umwandlung der Red Hot Chili Peppers in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien? Müsste an der Wall Street vermutlich in Pfennigbeträgen gehandelt werden. Oder gleich Gazprom-Trikotwerbung auf den Roben von The Polyphonic Spree? Stieße bei der beteiligten höheren Macht wohl auf Ablehnung. Selbst die alte Binsenweisheit vom Winning Team, das niemals verändert werden sollte, zieht im HipHop selten. Man muss sich da ja nur die zehnte "Killersingle" hintereinander anhören, die Pharrell für Snoop Dogg produziert - oder das zweite Common-Album in Folge, bei dem Kanye West im Chefsessel saß.
2005 hatten sie "Be" gemacht. Die Texte kamen von Common, die Beats von West, und es war eine streckenweise unglaubliche Platte, gegen die man schon nach dem Intro verloren hatte, dem eine der beseeltesten, klügsten und konzentriertesten Musikaufnahmen des ganzen Jahres folgte. "Finding forever" ist die logisch erscheinende Fortsetzung, weitgehend mit gleichen Mitteln umgesetzt, wirkt aber von Anfang an wie eine Fußnote seines Vorgängers. Common und West haben sich ein Bild ihrer Stärken und Schwächen machen können, spielen erstere nun mit großmännischer Souveränität aus, wissen aber weder thematisch noch musikalisch zu überraschen. Die Musik ist in sanfter Besonnenheit mit sich selbst beschäftigt, die Worte legen viel Wert auf Tagesaktualität, politische Korrektheit und persönliche Beziehungskisten. Es ist da schließlich nicht vorwärts gegangen in den letzten zwei Jahren.
Der Texter Common ist hier also fein raus und bedient mit gutem Recht die alten Standards - gerade in Verbindung mit seinem Kopfnicker- und Mitsummer-Beat wird die überragende Single "The people" zur potenziellen Wahlkampfhymne von Barack Obama. "Drivin' me wild" bremst den entstandenen Schwung danach clever aus; die im HipHop gerade großzügig herumgereichte Lily Allen singt unschuldig zu Schepperdrums, kantiger Klavierlinie und Commons Alltagsbeobachtungen. In solchen Momenten ist auch West auf der Höhe, später produziert er seinen eigenen Gastraps aus "Southside" außerdem jene Menge Dreck unter die Fingernägel, die den meisten Tracks auf "Finding forever" sicherlich weitergeholfen hätte. Mehr Kurven wären ohnehin gut für seinen Weg gewesen. Man weiß ja, wozu er sonst imstande ist.
Ob West nun seine besseren Beats fürs eigene, im Herbst erscheinende neue Album zurückgehalten hat, ist aber zweitrangig. Common selbst muss sich vorwerfen lassen, auf der eigenen Platte immer wieder seltsam teilnahmslos zu wirken. Im abschließenden Soul-Drittel von "Finding forever" überlässt er Stammgästen wie Bilal und D'Angelo kampflos das Feld, verläuft sich in seiner selbst auferlegten Rolle als Gottes Chefprediger und braucht am Ende seinen Daddy als Retter, der das Album traditionell mit einem Monolog zum übergeordneten Thema beschließt. Seine Sprache ist diesmal bedeutend unprätentiöser als die seines Sohns. Er strahlt durch jene Art von Altersweisheit und Lebenserfahrung, die, übertragen auf "Finding forever" als Ganzes, zum Schlüsselproblem der Platte wird.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The people
- Southside
- Forever begins
Tracklist
- Intro
- Start the show
- The people
- Drivin' me wild (feat. Lily Allen)
- I want you (feat. Will.I.Am)
- Southside (feat. Kanye West)
- The game (feat. DJ Premier)
- Black maybe (feat. Bilal)
- So for to go (feat. D'Angelo)
- Break my heart
- Misunderstood
- Forever begins
Im Forum kommentieren
Soup Dragon
2007-08-08 19:41:27
Krass, wusste gar nicht, dass er da drüben so groß ist. Aus meinem Freundeskreis kennt ihn keiner, Indiespießer!
Armin
2007-08-08 19:26:39
Common | Mit "Finding Forever" direkt auf Platz #1 der US-Billboardcharts
Einmal mehr unterstreicht Common mit seinem neuen Album „Finding Forever“, dass er zu den angesagtesten und außergewöhnlichsten HipHop-Künstlern überhaupt gehört. Sein neuestes Werk eroberte diese Woche direkt Platz #1 der US-Billboardcharts!
Hier einige deutsche Pressestimmen zu "Finding Forever":
"Das Werk (...) klingt wie ein ewig gültiger Klassiker"
Vanity Fair
"Denn was das Album bereits im Titel suggeriert, lässt alle Suchenden nach der Platte des Jahres in ihrem Tun endlich innehalten, denn die Jagd hat ein Ende, die Verantwortlichen sind gefunden. Vielleicht sogar forever." Piranha
"Schöne, vielseitige Platte."
Rolling Stone
"(...) eine ganz wunderbare Platte"
taz
"(...) ein echtes HipHop-Meisterwerk (...)"
WOM Magazin
LaL
2007-08-03 17:46:55
Super Album, soulful rap music
Soup Dragon
2007-07-31 20:00:49
Ich muss der Rezension leider zustimmen. Klingt größtenteils ziemlich unzwingend. "Be Minus" wie's bei Pitchfork heißt. Schade, das bisher schwächste Common-Album, nächstes mal wieder.
Paul Paul
2007-07-26 10:57:43
"Forever Begins" ist schön!
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